Angesagt – Barbara Landbeck

Bild Lotta Landbeck

Sehr geehrte Frau Barbara Landbeck,
Sie sind freischaffende Malerin, Illustratorin, Autorin und Dozentin. Sie hatten den Verlag Tivola gegründet, an den sich noch viele Eltern erinnern können.

Und in diesem Jahr erschien Ihr Kinderbuch „Robby aus der Räuberhöhle“ bei Jumbo – Neue Medien Verlag. Vor allem haben Sie es nicht nur geschrieben, sondern auch illustriert.

Die Redaktion: Um was geht es in dieser Geschichte?

Barbara Landbeck: Es geht um den etwa 9-jährigen Robby, der mit seiner Oma auf einem verwilderten Grundstück, mitten in dem beschaulichen Städtchen Jottwede lebt.

Niemand weiß, dass die beiden dort leben, denn sie wohnen dort sozusagen heimlich. Robbys Oma, Urenkelin von Robin Hood, ist eine Räuberin, die sich für die Gerechtigkeit einsetzt. Berufsbedingt muss sie immer mal untertauchen und so ist Robby oft auf sich allein gestellt.

Was für ihn kein Problem ist! Sein Zuhause ist eine gemütliche Bretterbude, die Räuberhöhle. Dort hat er zwei Freunde: Momo, den dicken Kater, und Karla, eine zahme Krähe.

Eines Tages lernt Robby Thea kennen, die gerade in großer Not ist. Thea will die Ferien eigentlich bei ihrer Tante verbringen, aber die holt sie nicht vom Bahnhof ab. Dummerweise weiß Thea nicht, wo genau die Tante wohnt und wie sie mit Nachnamen heißt.

Theas Eltern sind in den USA und gerade nicht erreichbar…Also alles großer Mist. Aber Robby hilft ihr. Auf ihrer gemeinsamen Suche nach der Tante belauschen sie zufällig Diebe, die einen Einbruch planen. Also: Es gibt für die beiden jede Menge zu tun!

Die Redaktion: Was in der Geschichte besonders hervorzuheben ist, sind die Freundschaft und das Vertrauen zwischen Robby und Thea, welche sich schrittweise entwickeln. Es ist, als ob Sie einen Kindheitstraum, wie es in der Literatur Garage (Website) festgestellt wurde, niedergeschrieben haben.

Wie kommt man auf die Idee zu dieser Geschichte, denn sie hebt sich aus der Masse von Kindergeschichten heraus?

Barbara Landbeck: Früher haben meine Eltern, meine Geschwister und ich alle Ferien auf einer einsamen Almhütte verbracht. Die Natur war unmittelbar präsent und gewaltig. Es gab kein Badezimmer, nur eine Plastikschüssel mit Wasser, um sich zu waschen. Wir hatten oft Stromausfall und dann wurde natürlich bei Petroleumlampe und Kerzenschein gegrillt.

In so einer Hütte rückt eine Familie sehr zusammen. In Hamburg hatten wir eine große Wohnung im 3. Stock und jeder lebte so sein Leben, aber in den Ferien wurde es eng, gemütlich und „basic“.

Mein Lieblingsbuch war Huckleberry Finn. Der Junge, der in einer Tonne lebt, ohne Eltern, ohne Schule, barfuß. Als Kind unabhängig und frei zu sein – ich glaube, das war immer mein größter Wunsch.

Deswegen habe ich selbstverständlich auch Pippi Langstrumpf geliebt. Insofern lebt Robby vielleicht tatsächlich ein Leben, das ich selbst gerne gehabt hätte.

Die Redaktion: Hat man als Autorin eine besondere Verpflichtung, wenn man Geschichten für Kinder schreibt?

Barbara Landbeck: Ich finde es wichtig, die Vorstellungskraft der Kinder zu mobilisieren, die Fantasie anzuregen. Und sie in ihrem Selbstwertgefühl zu stärken.

In meinen Geschichten sind die Kinder eigentlich immer klüger, mutiger, geschickter und umsichtiger als Erwachsene. Das gibt den lesenden Kindern ein gutes Gefühl und die Zuversicht, alles zu schaffen.

Die Redaktion: Sie haben nun auch viele Kinderbücher illustriert, ist es nun anders, wenn man schreibt und illustriert oder wenn der Autor sagt, dass er dieses oder jenes Bild haben möchte. Hatten Sie zu Robby aus der Räuberhöhle erst die Bilder im Kopf oder erst die Geschichte?

Barbara Landbeck: Zu Schreiben und zu Illustrieren ist natürlich Luxus und ich finde es toll, dass ich das bei JUMBO machen darf. Es bietet die größtmögliche Freiheit.

Bei Robby gab es zuerst den Charakter, also Robby mit seinem großen Hut. Den habe ich gezeichnet und immer wieder überarbeitet. Dann kam die Räuberhöhle dazu und dann Thea.

Während des Zeichnens denkt man dann über die Figuren nach. Wie sind sie so, was mögen sie, was wünschen sie sich, wovor haben sie Angst u.s.w. Und dann entsteht so nach und nach die Geschichte. Erst als die Geschichte einmal durchgeschrieben war, habe ich mit den weiteren Bildern begonnen.

Dann habe ich wiederum im Text einiges geändert, damit es besser zu den Bildern passt. Es geht also ein bisschen hin und her.

Bildrechte: Lotta Landbeck, Bilder der Cover Jumbo neue Medien

Die Redaktion: Wir sind ja eigentlich ein Magazin, welches Kinderspiele und Spiele vorstellt, ohne dass wir dabei von Verlagen bezahlt werden, um unabhängig zu sein. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt? Und was war da Ihr schönstes Moment?

Barbara Landbeck: Als ich klein war, haben wir in den Ferien „Mensch ärgere dich nicht“ gespielt. Ich war die Jüngste und es fiel mir sehr schwer, mich nicht zu ärgern. Mein Vater nannte das Spiel daher auch nur „Mensch“. Später haben wir „Malefiz“, „Rommee“ und „Scrabble“ gespielt, also nur die Klassiker. Und alle zusammen riesige Puzzle gelegt. Unsere Mutter hat uns aber auch sehr, sehr viel vorgelesen.

Die Redaktion: Was haben Sie mit Ihren Kindern gespielt?

Barbara Landbeck: Als meine Tochter klein war, haben wir vor allem ausgedachte Spiele gespielt, Spiele, für die man nur einen Zettel und einen Stift braucht. „Bilder weitermalen“ und „Geschichten weiterschreiben“ waren die Renner. Das geht so: Der eine beginnt damit, ein Bild zu zeichnen – zum Beispiel einen Menschen. Der andere fügt etwas hinzu, zum Beispiel einen Schirm.

Dann geht’s abwechselnd weiter. Plötzlich regnet es und die Dächer fliegen von den Häusern und Hunde durch die Luft. Oder einer beginnt einen Textanfang, z.B. „Als Fritz die Tür öffnete, erschrak er. Vor ihm stand…“ und dann schreibt der andere weiter, bis wieder abgewechselt wird.

Das ergibt oft sehr lustige Geschichten, manchmal auch einfach nur totalen Quatsch. Später lernte ich meinen jetzigen Mann kennen und der hat zwei Jungs. Zusammen haben wir unendlich viel „Tabu“ und vor allem „Activity“ gespielt. „Activity“ finde ich eines der besten Spiele überhaupt.

Die Redaktion: Was ist Ihnen beim Spielen wichtig?

Barbara Landbeck: Ich finde es wichtig, Spaß zu haben und die anderen im Spiel mal anders zu erleben. Oft haben Menschen ja ungeahnte Stärken und man lernt sie dann von einer ganz anderen Seite kennen.

Die Redaktion: Wird es eine Fortsetzung zu Robby geben?

Barbara Landbeck: Ja, Robbys zweite Geschichte heißt „Robby aus der Räuberhöhle – wer rettet das Paradies?“.

Robby findet ein seltsames, uraltes Buch mit Erfindungen von einem gewissen Leo Dawünschi. Als der Bürgermeister ankündigt, dass er auf Robbys Grundstück ein topmodernes Bürogebäude bauen will, leistet dieses seltsame Buch gute Dienste. Robby und Thea greifen tief in die Trickkiste…

Die Geschichte ist bereits geschrieben und wird gerade lektoriert. Nun beginne ich mit dem Illustrieren. Im Januar 2017 soll Robby 2 erscheinen.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.