Angesagt – Rüdiger Dorn

Bildquelle Rüdiger Dorn

Sehr geehrter Herr Rüdiger Dorn,
Nun sind Sie wieder nominiert. Sie sind der Autor vom Spiel Karuba, welches im Verlag HABA erschienen ist. Um was geht es in diesem Spiel?

Rüdiger Dorn: Auf der Insel Karuba bauen die Spieler für ihre Expeditionsteams Wegenetze durch den Dschungel, lassen die Expeditionsteilnehmer Gold und Edelsteine einsammeln und führen sie schnellstmöglich zu den im Dschungel verborgenen Tempeln.

Die Redaktion: Sie haben mit Istanbul 2014 ein sehr anspruchsvolles Spiel entwickelt und mit Karuba ein sehr gutes für die ganze Familie. Wie geht man an die Entwicklung solch eines Titels als Autor heran?

Rüdiger Dorn: Ich habe immer schon gern „Take it easy“ gespielt. Besonders gut gefiel mir, dass alle die gleichen Voraussetzungen haben und man immer am Zug ist. Was mich aber störte, war die lange Rechnerei am Ende des Spiels.

Angesetzt habe ich bei einer Spielidee, die ich schon länger im Hinterkopf hatte, nämlich dass Spieler ihr eigenes Wegenetz bauen und sich mit ihren eigenen Figuren während des Aufbauens damit bewegen. Es dauerte einige Zeit, bis sich das heutige Spielsystem („Legen“ oder „Bewegen durch Abwerfen“) herauskristallisierte.

Bild Haba
Bild Haba

Die Redaktion: Gibt es Unterschiede in der Herangehensweise zwischen einem Kennerspiel und einem Familienspiel?

Rüdiger Dorn: Anfangs ist die Herangehensweise ähnlich – man hat eine Idee, eventuell auch ein Thema, und kreiert im Kopf einen Prototyp. Die ersten Partien zeigen, ob das Spiel auf seinen Kernmechanismus heruntergebrochen oder es in seiner Komplexität durch Hinzunehmen weiterer Spielebenen erhöht werden sollte. Gerade im Kinder- und im Familienspielbereich sollte ein Spiel schlank in seinen Aktionsmöglichkeiten sein.

Die Redaktion: Wie sind Sie auf die Idee gekommen, Spieleautor zu werden? Schließlich sind Sie Lehrer von Beruf.

Rüdiger Dorn: Ich habe schon immer gern gespielt. Nach anfänglichen Änderungen bestehender Spiele habe ich irgendwann begonnen, neue Spiele zu entwickeln. Bevor ich das Buch „Leitfaden für Spieleerfinder“ gelesen hatte, waren meine Spiele nur für mich gedacht.

Erst danach wurde mir bewusst, dass ich meine Spielideen auch Verlagen vorstellen kann, die sie veröffentlichen, wenn sie interessant und gut genug sind. Meine erste Veröffentlichung hat mich sehr motiviert, weiterhin Ideen umzusetzen.

Die Redaktion: Wie lange arbeitet ein Spieleautor an einem Spieltitel, zum Beispiel an Karuba?

Rüdiger Dorn: Das kann wenige Stunden oder auch viele Jahre dauern. Besonders bei komplexeren Spielen sind oft sehr viele Tests notwendig, die manchmal das ganze Spiel umwerfen und immer wieder neue Prototypen erfordern.

Bei Karuba dauerte es von der Idee bis zum fertigen Prototyp knapp zwei Monate.

Die Redaktion: Welches Spielgenre liegt Ihnen dabei am meisten?

Rüdiger Dorn: Ich habe keine besonderen Vorlieben und bin für alles offen.

Die Redaktion: Wie findet man eigentlich Ideen für die Spiele? Denn wenn man ehrlich ist, sind manche Spielideen einfach und simpel und man fragt sich, warum noch keiner darauf gekommen ist.

Rüdiger Dorn: Bei mir kommen die Ideen meist von selbst, oft nach dem Spielen neuer Spiele, aber auch Filme oder Bücher können mich inspirieren. Leider wird aus einer guten Spielidee nicht immer auch ein gutes Spiel. Die Umsetzung kann mit viel Arbeit verbunden sein, ohne dass es zu einem befriedigenden Ergebnis führt.

Die Redaktion: Was fühlt man als Autor, wenn man mit dem Preis Spiel des Jahres ausgezeichnet wird, denn es ist ja eine Art Oscar, der Oscar für Spiele, und auf der Bühne steht?

Bild Haba: Spielfeld Karuba
Bild Haba: Spielfeld Karuba

Rüdiger Dorn: Nach der wochenlangen Anspannung war es vor allem eine Erleichterung, die sich später in große Freude verwandelt hat.

Die Redaktion: Wie ist eigentlich der Alltag eines Spieleautors. Wird da nur gespielt, so nach dem Motto der „ganze Arbeitstag ist ein Spiel“?

Rüdiger Dorn: Mein Alltag unterscheidet sich auch nicht wesentlich von dem anderer Leute. In erster Linie bin ich Lehrer, der einen Teil seiner Freizeit dem Spielerfinden widmet.

Die Redaktion: Ist Ihre Familie auch gleichzeitig „die Testfamilie“ für Ihre neuen Spiele?

Rüdiger Dorn: Ich spiele hauptsächlich mit meiner Frau. Wenn ein Spiel erst ab drei Spielern funktioniert oder die Entwicklung bereits weit fortgeschritten ist, frage ich auch die Kinder, die leider mit zunehmendem Alter immer weniger bereit sind mitzuspielen.

Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, wenn diese auch gern Spieleautor werden wollen?

Rüdiger Dorn: Spieleautor kann man nicht werden wollen. In dem Moment, wo jemand seine Ideen in einem neuen Spiel umsetzt, ist er ein Spieleautor. Dazu sollte man zuerst leidenschaftlicher Spieler sein. Ich würde nicht dazu raten, es als Beruf anzustreben, da nur die wenigsten Spieleautoren davon leben können.

Eine hohe Frustrationstoleranz ist nötig, um mit den Absagen umgehen zu können. Es gibt sicher viele, die zwar Spiele in der Schublade, aber noch nie eines veröffentlicht haben.

Spieleautoren, die gern ein Spiel veröffentlichen wollen, würde ich empfehlen, dass sie ihr Spiel mit möglichst vielen Leuten ausgiebig testen. Falls es überall gut ankommt, wäre es vielleicht gut, beim Autorenwettbewerb des Hippodice Spieleclub e. V. mitzumachen oder es den Verlagen bei einem Spieleautorentreffen in Göttingen oder Haar persönlich vorzustellen.

Die Redaktion: Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Rüdiger Dorn: Meine Eltern haben leider nur an Silvester mit mir gespielt und zwar klassische Brettspiele wie „Fang den Hut“, „Mensch Ärgere Dich nicht“ oder „Mikado“. Ab und zu konnte ich meinen Vater auch zu einer Partie „Stratego“ überreden. Die meiste Zeit habe ich deshalb allein gespielt, z.B. „Karriere“, „Schach“, „Backgammon“ und später „HeroQuest“.

Die Redaktion: In Deutschland wird schon immer sehr viel gespielt. Wie können Eltern dabei das richtige Spiel für ihre Kinder finden?

Rüdiger Dorn: Ich denke, die nominierten und prämierten Spiele zum „Kinderspiel des Jahres“ (http://www.spiel-des-jahres.com/de/preistraegerarchiv) und zu „Deutscher Kinderspiele Preis“ sind eine gute Basis, um empfehlenswerte Kinderspiele zu finden. Außerdem findet man im Internet viele Rezensionen (z.B. unter www.luding.org) und Meinungen (z.B. von Spielern weltweit unter www.boardgamegeek.com).

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Rüdiger Dorn: Ich würde mich freuen, wenn ich weiterhin gute Ideen habe und Verlage bereit sind, diese umzusetzen.

Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.