Angesagt – Nicole Just

Copyright für Bilder René Riis und Björn Fehl

Sehr geehrte Frau Nicole Just,
Sie sind Köchin, aber eine ganz besondere, denn Sie kochen vegan. Wie sind Sie eigentlich auf die Idee gekommen, vegan zu kochen?

Nicole Just: Als ich 2010 sehr kurzfristig entschlossen hatte aus ethischen Gründen vegan zu leben, hat mich das Kochen nicht mehr losgelassen. Ich habe schon als Kind angefangen zu kochen und war immer schon sehr interessiert, was das angeht.

Mit der veganen Küche ist aber noch einmal eine ganz besondere Faszination in das Thema gekommen und ich habe das Kochen zu meinem Hobby gemacht und darüber gebloggt. Daraus wurde dann später, mit meinem ersten Kochbuch, ein Beruf.

Die Redaktion: Die vegane Küche setzt sich in den letzten Jahren immer mehr durch und ist nicht nur „In“, sondern sie gehört zum Alltag einfach dazu. Warum hat dies eigentlich in Deutschland so lange gedauert, dass sich vegan immer mehr durchsetzt?

Nicole Just: Wir sind ja ein Land, in dem Fleischgerichte mit Heimat und Tradition verbunden werden. Der Festtagsschweinebraten beispielsweise hängt sicher bei vielen Menschen auch mit Kindheitserinnerungen zusammen.

Gleichzeitig galt Fleisch nach dem Krieg als Luxus und Zeichen von Wohlstand. Dann wurde es durch die Massentierhaltung immer günstiger, Fleisch zu essen. Heute kann es sich jeder leisten. Gerade viele ältere Menschen, die die Nachkriegszeit miterlebt haben, verstehen meinen Entschluss erst nicht, wenn ich von meiner Ernährung rede, weil sie eine andere Sichtweise auf Fleisch als etwas „wertvolles“, „nahrhaftes“, „gesundes“ haben.

Der Gedanke, dass Fleisch und Milchprodukte in den Mengen, wie wir sie hier in Europa essen, nicht gesund sein könnten und dass auch die Erzeugung dieser Produkte im Jahre 2015 noch immer nicht akzeptabel ist (und weit von dem abgerückt, wie gerade die Älteren sie noch kennen), bewegt immer mehr Menschen dazu, sich mit alternativen Ernährungsformen auseinanderzusetzen und sich diesen zu öffnen.

Die Redaktion: Sie stehen ja nicht nur in der Küche, sondern Sie geben Kochkurse, schreiben Bücher und Sie sind natürlich auch im Fernsehen vertreten. Was machen Sie davon eigentlich am liebsten?

Nicole Just: Ich schreibe meistens Anfang des Jahres ein Kochbuch und mache dann auch nichts anderes. Das heißt, ich kaufe viele leckere Lebensmittel ein, sichte Rezepte, die sich bei mir über das Jahr angesammelt haben, mache mir einen schönen heißen Tee und tüftle in meiner Küche.

Mein Job ist sonst sehr hektisch, ich bin viel unterwegs, darum liebe ich diese Zeit am Jahresanfang.

Allerdings bin ich auch sehr gerne in Baden-Baden, dort wird das ARD Buffet gesendet und ich mag die Atmosphäre dort sehr. Das ganze Team ist wirklich toll, es wird sehr professionell gearbeitet und ich mag es mittlerweile sehr, von meiner Kücheninsel aus die Sendung zu beobachten und zu kochen.

Weil das Ganze live gesendet wird, kann wirklich alles passieren und das ist spannend und schafft einen Rahmen, in dem alle Beteiligten sehr produktiv sind, um eine gute Sendung zu machen. Ich hätte früher nicht gedacht, dass mich das so fasziniert, aber das tut es und ich bin dankbar, diesen Job machen zu dürfen.

Die Redaktion: Was würden Sie Menschen raten, die noch hadern, vegan zu essen?

Nicole Just: Das kommt darauf an, warum sie hadern. Ist es die Angst, ohne Fleisch und Milch nicht leben zu können? Die kann ich sofort nehmen, wenn ich von mir erzähle. Denn ich hätte mir das vor einigen Jahren auch vorstellen können.

Meistens ist es außerdem ganz gut, nicht so lange zu reden, sondern Taten bzw. leckere Gerichte sprechen zu lassen. Der Weg über den vollen Magen funktioniert eigentlich immer ganz gut.

Die Redaktion: Ihr neuestes Kochbuch heißt „Iss dich glücklich“. Könnten Sie kurz vorstellen, was so der inhaltliche Schwerpunkt des neuen Werkes ist?

Nicole Just: Auslöser war ein Umzug im letzten Jahr, der uns in ein schönes kleines Haus mit Garten am Rande von Berlin führte. Ich habe angefangen, Gemüse (vor allem alte, samenfeste Sorten) anzubauen und habe gemerkt, wie erfüllend es ist, mit einfachen, frischen Zutaten richtig lecker und gesund zu kochen.

Und wie glücklich und fit ich mich fühlte. Dem voraus ging meine Entwicklung, immer mehr weg von „wie Fleisch – Gerichten“, die ich zu Beginn meiner veganen Zeit oft gekocht hatte, hin zu frischen Gemüsegerichten.

Ich denke, diese Entwicklung machen viele Menschen genauso wie ich. Zu Anfang sind es noch die sehr deftigen Gerichte, mit der Zeit verändert sich der Geschmackssinn, Gemüse wird von der Beilage zur Hauptzutat. Als diese Verschiebung bei mir stattgefunden hat, habe ich mich mehr mit den Inhaltsstoffen meiner Ernährung beschäftigt und dabei festgestellt, dass die besten, nahrhaftesten Dinge direkt vor meiner Tür wachsen.

Superfoods, die schon meine Oma kannte, nur eben nicht unter diesem Namen. Mit diesem Begriff werden außerdem oft teure, sehr nährstoffdichte Pülverchen aus Südamerika verbunden und das wollte ich aufbrechen, um wieder mehr Bewusstsein für die naheliegenden Zutaten zu schaffen.

Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Nicole Just: Ja, das habe ich natürlich. Allerdings viel draußen. Mein Opa hatte, als ich klein war, ein schönes Stück Wald gepachtet, in dem die ganze Familie sehr oft war. Zum Beobachten von Tieren, zum Ostereier suchen, zum Wildheidelbeeren sammeln usw.

Außerdem gab es einen großen Garten, in dem wir als Kinder sehr oft Verstecken und Fangen gespielt haben. Ich kann mich, wenn ich an meine Kindheit denke, eigentlich fast nur an Situationen erinnern, in denen ich draußen in der Natur war.

Die Redaktion: Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern?

Nicole Just: Ich habe keine Kinder. Aber ich würde mir für hypothetische Kinder wünschen, dass sie – wie ich damals – Spaß am draußen sein hätten. Ich habe vor Kurzem jemanden kennengelernt, der sein Kind in einem Waldkindergarten angemeldet hat.

Die Kinder sind den ganzen Tag draußen, es gibt keine Spielsachen, sondern nur Werkzeuge um etwas zu bauen oder anderweitig kreativ zu werden. Das Konzept fand ich sehr interessant.

Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?

Nicole Just: Da muss ich ehrlich gestehen, dass die Zeit der Spieleabende vorbei ist. Alle um mich herum arbeiten sehr viel und einige sind gerade dabei, eine Familie zu gründen. Wir treffen uns lieber auf ein Glas Wein und versuchen in Gesprächen aufzuholen, was wir jeweils beim anderen verpasst haben.

Ich habe außerdem viele Freunde, die weiter weg wohnen. Wenn ich die treffe, haben wir uns ebenfalls viel zu erzählen, so dass Spielen da gar nicht zur Debatte steht.

Die Redaktion: Sie wissen, Kochen und Spielen haben was gemeinsam, es funktioniert nach Regeln. Was fasziniert Sie beim Spielen?

Nicole Just: Mich fasziniert das Belohnungssystem. Darum mag ich auch eher Spiele, bei denen man nicht nur Glück benötigt, sondern Wissen oder eine Strategie.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Nicole Just: Ich liebe Quizspiele und Scrabble. Das ist übrigens das einzige Brettspiel, das wir zu Hause hin und wieder spielen.

Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Nicole Just: Ich bin da natürlich in einer schwierigen Position und möchte mir nicht anmaßen, da gute Ratschläge zu verteilen, wo ich mich nicht auskenne. Wenn ich aber an meine Kindheit denke, muss ich sagen, dass ich immer Zeit zum Spielen hatte.

Heute haben manche Kinder zwischen der Klavierstunde und der Sport AG gar keine Zeit mehr, sich mal treiben zu lassen.

Vielleicht ist es gar nicht so sehr die Frage, ist es wichtig dieses oder jenes Spiel zu spielen als eher die Frage, welche Freiräume kann ich meinem Kind schaffen, so dass es spielen kann.

Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Nicole Just: Eines, in dem ich immer gewinne. Ich bin keine gute Verliererin.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Nicole Just: Ich werde weiterhin die vegane Küche ins TV bringen, denn dort ist sie noch sehr unterrepräsentiert. Außerdem wird es im nächsten Jahr sicher ein neues Buch, Kochshows und Vortragstermine geben.

Der Zukunftsplan ist es, pflanzliche Küche noch weiter zu etablieren, damit sie kein Trend bleibt, sondern zum festen Bestandteil und gemeinhin akzeptiert wird, so wie es die vegetarische Küche mittlerweile ist.

Herzlichen Dank, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Zur Person

Nicole Just wurde 1982 als Enkelin eines Metzgermeisters geboren. Sie lernte schon früh, den Wert von Lebensmitteln zu schätzen. Seit Anfang 2009 lebt die Wahl-Berlinerin vegan und berichtet darüber seit 2010 auf ihrem Blog vegan-sein.de. Seit Mai 2015 kocht sie regelmäßig im ARD-Buffet.

Außerdem gibt sie Kurse, um den Spaß am veganen Kochen und Backen auch anderen zu vermitteln. Bei GU hat Nicole Just bereits vier vegane Koch- und Backbücher veröffentlicht und zählt zu einer der erfolgreichsten, veganen Kochbuchautorinnen in Deutschland.

Ihr neues Werk – Wie vegane Wohlfühlküche glücklich macht

Alle reden von Superfoods – Nicole Just weiß, wovon sie spricht. Die Bestsellerautorin und überzeugte Veganerin stellt in ihrem GU-Kochbuch La Veganista – Iss dich glücklich mit Superfoods ihre ganz persönliche und langjährig erprobte Wohlfühlküche vor. Superfoods, das sind für sie nämlich keineswegs exotische Wunderbeeren und teure Pülverchen, sondern heimische Obst- und Gemüsesorten, die geschickt so kombiniert werden, dass sie ihr gesundes Potenzial perfekt entfalten und dadurch richtig glücklich machen können.

http://www.gu.de/buecher/teubner/

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.