Angesagt – Victor Smolski

Bild: Victor Smolski, Diana Hank

Sehr geehrter Herr Victor Smolski,
Sie sind Gitarrist und Sie standen mit Ihrer früheren Band Rage auf den großen Bühnen dieser Welt. Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Victor Smolski: Ich wurde in eine Musiker-Familie geboren, mein Vater ist einer der größten Komponisten in Weißrussland. Mit sechs Jahren habe ich meine klassische Ausbildung mit Cello und Klavier begonnen, später kam die Gitarre dazu. Jeden Tag habe ich mitbekommen, wie mein Vater komponierte, habe ihn oft zu Proben in der Oper und Philharmonie begleitet.

Später hat mich die Rockmusik fasziniert und mit 14 hatte ich schon meine erste Band. Ich konnte mir nichts anderes vorstellen, als Musik zu machen.

Die Redaktion: Wie kommt es eigentlich dazu, dass es in Deutschland so viele Hard Rock- und Metalbands gibt, die international so viel Erfolg haben?

Victor Smolski: Anfang der 80er hat sich speziell im Ruhrgebiet eine starke Metalszene gebildet. Daraus sind viele Bands entstanden, die von den deutschen Plattenfirmen den richtigen Support im Musikbusiness bekommen haben.

Der Metalsound deutscher Bands hat einen kraftvollen, straighten Klang und unterscheidet sich von der amerikanischen Rock´n Roll Entwicklung. Dieser spezielle Sound hat alle Fans weltweit fasziniert.

Die Redaktion: Der Durchschnittsbürger und nicht Metaler kennt wenigstens einen Ihrer Songs, “Straight to Hell” aus dem Soundtrack des Kino-Hits “Der Schuh des Manitou”. Wie sind dazu gekommen, diese Filmmusik zu machen?

Victor Smolski: Diesen Song habe ich für die Rage CD „Welcome to the other side“ komponiert. Er unterscheidet sich zu anderen Songs, nicht nur durch einen besonderen Shuffle-Groove, sondern auch durch einen ganz speziellen Gitarrensound von einer von mir entwickelten Custom-Gitarre.

Genau diese Mischung aus Klang und Groove hat Stefan Raab und Bully Herbig bei der Suche nach einem passenden Soundtrack gefallen. Als ich den Song komponiert habe, hätte ich nie gedacht, dass er so einen Erfolg haben wird. Manchmal muss man den Mut haben, frische Ideen auszuprobieren.

Die Redaktion: Nun haben Sie eine neue Band gegründet, Almanac. Und Ihr erstes Album erscheint jetzt im Frühjahr. „Tsar“ bietet Metal vom Feinsten. Vor allem ist das Album sehr abwechslungsreich. Und Sie haben dazu auch klassische Musikelemente mit integriert. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Victor Smolski: Seit langem habe ich versucht, Metal mit klassischen Orchester-Arrangements zu verbinden, denn ich finde, dass beide die gleiche Dynamik und Power haben, nur mit unterschiedlichen Instrumenten.

Ich habe schon bei meinen beiden Solo-Alben „The Herectic“ und „Majesty and Passion“ experimentiert, um eine interessante Mischung zwischen Band und Orchester zu finden.

Bild: Victor Smolski, Diana Hank
Bild: Victor Smolski, Diana Hank

Ich habe mehrere Songs mit Orchester für Rage komponiert und beim Komponieren und Produzieren des Lingua Mortis Orchestra Albums „LMO“ 2013 das Orchester als Bandmitglied gesehen.

Mit Almanac habe ich, so denke ich, eine perfekte Balance gefunden, wie man Orchester-Arrangement in einen kraftvollen Power Metal integriert – dank unglaublich guter Musiker, die ich jetzt an Bord habe.

Die Redaktion: Wann geht Almanac dann auf Tour?

Victor Smolski: Wir haben erst im Sommer Festivals geplant, ein paar davon sind bereits bestätigt, so wie Summer Breeze in Deutschland und Metalfest in Tschechien. Anschließend planen wir im Herbst eine Europa-Tour, die in Japan und Russland fortgesetzt wird. Ich schätze, dass im nächsten Monat die Tourdates auf unserer Webseite und Facebookseite aktualisiert werden.

Die Redaktion: Die Arbeit an einem Album nimmt viel Zeit in Anspruch. Wie lange haben Sie an dem Album gearbeitet?

Victor Smolski: Im April 2015 habe ich die Band gegründet und direkt anschließend angefangen, an neuen Ideen zu arbeiten. Wir haben sehr viel Zeit investiert, um den richtigen Klang und das passende Arrangement zu finden.

Seit Sommer 2015 haben wir ein halbes Jahr in acht verschiedenen Studios aufgenommen, mit Abstand eine der aufwendigsten Produktionen, die ich je gemacht habe. Normale Zuhörer können sich gar nicht vorstellen, welche Arbeit in einer solchen CD steckt.

Die Redaktion: Es gibt ja bekanntlich immer diese Vorurteile gegenüber Rockmusikern. Aber dabei ist das, was diese auf der Bühne abliefern, ein Stück harter Arbeit. Zwei Stunden und länger gibt man alles. Wie bereiten Sie sich auf solch einen Auftritt vor? Haben Sie einen Fitnessplan, den Sie vor einem Auftritt absolvieren müssen?

Victor Smolski: Jede Show ist in der Tat ein hartes Stück Arbeit und speziell wenn man jeden Abend auf einer langen Tour an seine Grenzen gehen muss. Für mich persönlich ist es auch sehr wichtig, dass ich auf einer Live-Show eine musikalische Qualität abliefere und nicht nur Partystimmung.

Was mir fitnessmäßig hilft, ist meine jahrelange Motorsporterfahrung. Seit 20 Jahren bin ich als Rallye- und Langstreckenfahrer unterwegs und habe gelernt, wie man Kraft und Konzentration aufteilen kann. U.a. ist es ganz wichtig, sich vor dem Auftritt warm zu spielen, um Gelenke, Sehnen und Muskeln auf der Bühne zu schonen.

Die Redaktion: Sie haben, wenn man das verraten darf, einen zweijährigen Sohn. Was sagt denn der dazu, dass sein Papa ein Rockmusiker ist?

Victor Smolski: Ich glaube, er findet das cool, denn immer wenn ich übe, kommt er dazu und möchte mitspielen. Aber momentan ist es noch wichtiger für ihn, dass ich viel Zeit für ihn habe.

Die Redaktion: Antirassismus ist heutzutage wichtiger denn je und man muss Menschen, die in Not hierher kommen, helfen. Wenn man Kinder unterschiedlicher Nationalität „Uno-Karten“ hinlegt, können sie miteinander spielen, ohne die Sprache zu beherrschen. Und Musik ist ja bekanntlich noch eine bessere Möglichkeit, um Grenzen zu überwinden.

Was viele nicht wissen, dass Sie sich auch sozial engagieren. Sie unterstützen das Projekt Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage. Was machen Sie hier konkret?

Victor Smolski: Ich bin weltweit sehr viel gereist und habe viele Nationalitäten kennen gelernt. Die einzige internationale Sprache, mit der man sich verständigen kann, ist Musik und alle hören zu. Ich habe in vielen internationalen Besetzungen gespielt und dieser kulturelle Austausch hat die Musik nur bereichert.

In mehreren Schulen habe ich Projekte durchgeführt, in denen ich mithilfe der Musik den Schülern beigebracht habe, mit- als gegeneinander zu arbeiten, u.a. als Pate bei dem Projekt Schule ohne Rassismus, Schule mit Courage am Thomas-Morus-Gymnasium in Oelde.

Bild: Victor Smolski, Diana Hank
Bild: Victor Smolski, Diana Hank

Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Victor Smolski: In meiner Kindheit gab es noch keine Computerspiele und wir haben viel Zeit draußen verbracht mit sportlichen Aktivitäten, wie Fußball, Eishockey, Tennis, u.s.w. Aber das Lieblingsspiel von meinem Vater war Schach. Aber oft habe ich mit meinem älteren Bruder gespielt, da unsere Eltern mit Arbeit und Haushalt beschäftigt waren.

Die Redaktion: Was macht das Spielen aus Ihrer Sicht aus?

Victor Smolski: Kommunikation, Abtauchen in eine andere Welt, Improvisation, Logik, Ehrgeiz entwickeln.

Die Redaktion: Spielen Sie auch mit anderen, wie mit Ihren Kindern?

Victor Smolski: Wenn ich mit Freunden spiele, unterscheidet sich das sicherlich von den Spielen, die ich mit meinem Sohn spiele. Dort geht es mehr um sportliche Aktivitäten und sehr viel Ehrgeiz.

Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?

Victor Smolski: Abschalten vom Alltag, Spaß haben mit Familie und Freunden, Strategien entwickeln bei anspruchsvolleren Spielen, wie z.B. Schach.

Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.

Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Victor Smolski: Zeit mit den Kindern zu verbringen, ob beim gemeinsamen Spielen, Basteln, lesen oder rumtoben, stärkt das Kind in seinen Fähigkeiten und die Beziehung zwischen Eltern und Kind. Diese Zeit gibt einem niemanden zurück, man sollte sie nutzen.

Ich habe sehr viele Bekannte, die Musiker sind und viel Zeit auf Tourneen verbracht und somit die komplette Kindheit ihrer Kinder verpasst haben, was sie später sehr bedauert haben.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Victor Smolski: Meine persönlichen Lieblingsspiele sind Gran Turismo und Colin McRae von Playstation, da ich, wie ich schon erwähnt habe, ein absoluter Motorsportfan bin.

Die Redaktion: Spielen Sie auch mal mit Ihren Bandkollegen?

Victor Smolski: Jeder Tourbus ist ausgestattet mit Computerspielen. Auf längeren Tourneen ist das eine perfekte Möglichkeit, gemeinsam mit Band und Crew abzuschalten.

Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Victor Smolski: Ein Spiel, das von der Rolle des Musikproduzenten handelt und bei dem man mit verschiedenen Musikern verschiedene Musik-Stile entwickeln kann.

Info

http://www.victorsmolski.de/
https://www.facebook.com/officialvictorsmolski

Bilder: Victor Smolski, Diana Hank

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.