Angesagt – Jan Weiler

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Sehr geehrter Herr Weiler,
Sie sind Autor, Journalist, Sprecher und natürlich Vater und Ehemann. Ihre Geschichten saugt man förmlich ein. Wie kommen Sie auf diese vielen Ideen, die eigentlich mitten aus dem Leben stammen?

Herr Weiler: Die sammle ich im Alltag auf. Alles, was um mich herum geschieht, ist einem permanenten Bewertungsprozess ausgesetzt: Kann ich dies gebrauchen, kann ich darüber schreiben, ist diese Geschichte lustig, was gibt das Gespräch gerade her? Mitunter ist das anstrengend, denn ich habe nie frei. Aber ich bin sehr daran gewöhnt und merke manchmal gar nicht, dass ich arbeite.

Die Redaktion: Und mit „Kühn hat zu tun“ folgte ein kompletter Wechsel, weg von der Familie, hin zum Krimi. Es ist eine andere Form von Krimi, die aber mehr als nur gelungen ist, denn indem er behutsam den Hörer oder Leser an der Entwicklung seiner Figuren beteiligt, hat man das Gefühl, sie zu kennen, als wären sie unsere Nachbarn. Wie kam es zu diesem Wechsel?

Herr Weiler: Den habe ich ja schon häufiger vollzogen. Die Kolumne mit den Familiengeschichten gibt es seit acht Jahren und sie ist ein Teil der Arbeit. Den anderen bilden Hörspiele und Romane, die häufig ernstere Themen haben. Ich finde das ganz natürlich. Immer lustig zu sein wäre ja ein Alptraum.

Die Redaktion: Wird Kühn weiter ermitteln?

Herr Weiler: Er muss! Erstens wollen das zum Glück sehr viele Menschen und zweitens ist seine Geschichte ja noch nicht vorbei. Er hat noch eine Menge zu tun.

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Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Herr Weiler: Ja, wir haben viel gespielt, besonders am Wochenende und im Urlaub. Es war auch so üblich, glaube ich. Die Konkurrenz bei Regenwetter war klein, denn es gab nur drei Fernsehprogramme, keine Spielkonsolen und kein Internet.

Die Redaktion: An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Herr Weiler: Es war schön. Und es war immer wichtig, dass Alle ihren Spaß hatten, auch wenn es natürlich Verlierer gab. Aber die durften nicht geärgert werden. Wir spielten natürlich Mensch-ärgere-dich-nicht und Malefiz, was ich sehr liebte. Ich glaube, das dunkelhaarige Malefiz-Mädchen mit dem eckigen Gesicht war meine erste große Liebe.

Hinzu kam Monopoly, das aber irgendwann langweilig wurde, weil es kein Ende nahm. Ich erinnere mich auch an Contact, ein wunderschönes Legespiel, das entfernt wie Domino funktionierte und wahnsinnig schön gelayoutet war. Ich mochte die kleinen Autos von Spiel des Lebens und habe unheimlich gerne Stratego gespielt.

Es gelang mir, eine ziemlich defensive, aber nahezu unschlagbare Aufstellung dafür zu erfinden. Schach wurde bei uns hingegen überhaupt nicht gespielt, aber Dame, Mühle und später Backgammon.

Und mein Vater brachte mir Skat bei, was ich bis heute sehr gerne spiele. Bei unserem Opa spielten wir zudem Schwarzer Peter, was vor allem ihm wahnsinnig viel Spaß machte.

Die Redaktion: Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?

Herr Weiler: Das Wichtigste ist, überhaupt gemeinsam Zeit zu verbringen. Besonders mein Sohn und ich spielen viel miteinander: Elfer Raus, Uno und so ein Kartenspiel, in dem man Indianerboote vervollständigen muss. Den Namen habe ich vergessen.

Er mag auch Risiko, nervt aber mit unverhohlen aggressiver Kriegsrhetorik. Ich weiß gar nicht, wo er das her hat. Vor allem aber absolvieren wir unendliche Meisterschaften im Backgammon. Er gewinnt darin inzwischen öfter als ich.

Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?

Nicks Sammelsurium von Jan Weiler/ Bild Der Hörverlag
Nicks Sammelsurium von Jan Weiler/ Bild Der Hörverlag

Herr Weiler: Das hat stark nachgelassen. Früher gab es das öfter. Da haben wir Tabu oder Activity oder sowas am Esstisch gespielt. Es wurden dabei auch Kaltgetränke gereicht. Und am nächsten Tag hatte ich vom Spielen immer Kopfschmerzen. Inzwischen kommt das seltener vor, auch weil ich so viel unterwegs bin. Da habe ich es gerne ruhig, wenn ich mal daheim bin. Die Siedler von Catan spiele ich nur noch im Zug auf dem iPad.

Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Herr Weiler: Das muss jeder selber wissen. Ich finde auch gut, wenn Eltern mit ihren Kids ins Kino oder in den Zoo gehen. Aber wenn es um die Einübung von sozialen Kompetenzen geht und um gemeinsamen Spaß, gibt es nichts besseres als einen langen Spiele-Nachmittag.

Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Herr Weiler: Na, das würde ich Ihnen doch hier niemals verraten!

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Herr Weiler: Leider steckt in mir kein Klaus Teuber. Ich werde also weiterhin schreiben, schreiben, schreiben und nach Feierabend gegen meinen Sohn im Backgammon verlieren.

Zur Person

Jan Weiler, 1967 in Düsseldorf geboren, arbeitete zunächst als Texter in der Werbung. Er absolvierte die Deutsche Journalistenschule in München und war viele Jahre Chefredakteur des Süddeutsche Zeitung Magazins. Jan Weiler lebt mit seiner Familie südlich von München. 2003 erschien sein erster Roman „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“, mit dem er über Nacht zum Bestsellerautor wurde.

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Mit „Antonio im Wunderland“ (2005), „Gibt es einen Fußballgott?“ (2006), „In meinem kleinen Land“ (2006), „Drachensaat“ (2008), „Mein Leben als Mensch“ (2009), „Mein neues Leben als Mensch“ sowie „Das Buch der 39 Kostbarkeiten“(beide 2011) und „Das Pubertier“ (2014) folgten weitere Bestsellertitel, die alle auch im Hörverlag erschienen sind. 2015 folgte der Roman „Kühn hat zu tun“, 2016 „Im Reich der Pubertiere“.

Außerdem hat Jan Weiler vier Originalhörspiele verfasst: „Liebe Sabine“( ACHTUNG: Nur noch als DOWNLOAD verfügbar), „MS Romantik“, „Uwes letzte Chance“ und „Das Babyprojekt“. 2010 erschien nach „Hier kommt Max!“ sein zweiter Titel für Kinder „Max im Schnee“. Jede Woche veröffentlicht er eine neue Geschichte unter www.janweiler.de (Quelle: Der Hörverlag)

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