Nicht jedes Kind kann automatisch spielen

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Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Krenz,
Herr Prof. Dr. Krenz, wir als Magazin sind der Meinung, dass Spielen enorm wichtig für die Entwicklung eines Kindes ist. Was denken Sie dazu?

Prof. Dr. Armin Krenz: Es liegen vielfältigste Untersuchungsergebnisse aus dem Feld der Spielpsychologie/Spielpädagogik vor, dass Spielen für die Entwicklung eines Kindes unersetzbar ist.

Und nicht bloß als reiner Zeitvertreib, damit das Kind beschäftigt ist, sondern weil es ganz nebenbei eine entwicklungsförderliche Wirkung hat: Kleine Kinder lernen in Spielsituationen all jene Fähigkeiten aufzubauen, die sie später einmal für eine aktive und selbstbewusste Lebensgestaltung brauchen.

Die Redaktion: Was bedeutet das für Eltern?

Prof. Dr. Armin Krenz: Eltern sollten sich vor allem auf das Spielen mit ihrem Nachwuchs einlassen. Für das Kind ergeben sich daraus zwei wesentliche Dinge: Es entwickelt Freude am Spielen und es erlebt die Eltern als spielfreudig.

Das ist eine große Bereicherung, denn dadurch werden seine Beziehungs- und Bindungsfähigkeit ausgebaut: die Grundlage für die Selbstbildungskräfte des Menschen. Das hat zudem positive Auswirkungen auf das spätere Sozialverhalten.

Die Redaktion: Können Eltern ihre Kinder mit dem „richtigen“ Spielzeug gezielt unterstützen?

Prof. Dr. Armin Krenz: Ja, denn nicht jedes Kind kann automatisch spielen. Angeboren ist nur die Neugierde. Die Fähigkeit zu spielen muss erst aufgebaut und weiterentwickelt werden. Es gibt Spielzeug, das besser als anderes dazu geeignet ist, die Fantasie, logisches und perspektivisches Denken anzuregen sowie Neugierde zu wecken.

Förderlich sind Spielsachen, durch die ein Kind einen Bezug zwischen sich selbst und der Welt herstellen kann, um sich mit Reizen von außen auseinanderzusetzen.

LEGO Bausets sind besonders gut geeignet, weil sie gleichzeitig die Möglichkeit für Konstruktions- und Rollenspiele bieten – zwei Spielformen, die die kindliche Entwicklung besonders vielfältig anregen.

Die Redaktion: Wie entwickelt sich die Spielfähigkeit eines Kindes am besten?

Prof. Dr. Armin Krenz: Die Spielfähigkeit des Kindes entwickelt sich dann besonders gut, wenn es sich in einer sicheren und entspannten Umgebung spielend als Akteur erleben kann. Und dieser Ort ist die Familie, die sich spielaktiv und zeitnehmend auf die Spielwelt des Kindes einlässt.

Die Redaktion: Wann sollten Eltern ihrem Kind Impulse geben?

Prof. Dr. Armin Krenz: Solange Kinder in ihr Spiel mit Autos, Puppen, Bausteinen etc. vertieft sind und dabei zufrieden und konzentriert wirken, ist es nicht nötig, Impulse zu setzen.

Wenn Eltern merken, dass ihr Kind im Spiel festsitzt oder es ihm einfach an Ideen fehlt, können sie Anregungen geben, zum Beispiel eine Geschichte entwickeln, indem sie fragen:

„Die Feuerwehr hat wohl gerade keinen Einsatz. Aber vielleicht bricht ja in dem Wald dort drüben gleich ein Feuer aus?“. Hier ist es wichtig, keine Befehle zu geben.

Es geht darum, Möglichkeiten aufzuzeigen und damit die Intensität des Spielinteresses zu ermöglichen. Eltern sind natürlich stolz, wenn der Nachwuchs den ersten Turm baut.

Die Redaktion: Was ist, wenn diese Entwicklung dann stagniert, das Kind „nur“ Türme baut?

Prof. Dr. Armin Krenz: Das ist nur unsere Sichtweise – Kinder verbinden mit einer Spielhandlung gewisse Absichten. Sie verarbeiten darin bestimmte Wahrnehmungen. Je intensiver ein Eindruck war, desto länger hält sich das Kind mit ganz bestimmten Wiederholungsspielen auf.

Erst wenn es sich gefühlsmäßig von dem zurückliegenden Ereignis „befreit“ hat, ist es in der Lage, sich auch auf andere Spielformen einzulassen.

Kein Grund zur Sorge also!

Informationen zu Prof. Dr. Krenz

Prof. Dr. Armin Krenz arbeitet als Wissenschaftsdozent am außeruniversitären Institut für angewandte Psychologie und Pädagogik in Kiel.

Im Gespräch erklärt er, warum das Spielen für die Entwicklung eines Kindes unerlässlich ist, warum Eltern sich auf das Spielen mit ihrem Nachwuchs einlassen sollten und warum es wichtig ist, dem Nachwuchs Spielmöglichkeiten aufzuzeigen.

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