Angesagt – Andreas Michels

Bild Privat, A. Michaels

Sehr geehrter Herr Andreas Michels,
Sie sind Autor des Buches „111 GRÜNDE, ROLLENSPIEL ZU LIEBEN“, welches im Schwarzkopf Verlag erscheint. Was hat Sie dazu bewogen, dieses Buch zu schreiben?

Andreas Michels: Tatsächlich brachte mein Agent diesen kleinen Stein ins Rollen, denn ich selbst wäre nie auf die Idee gekommen, über mein Hobby zu schreiben. Aus der ursprünglichen Idee wurde aber sehr schnell ein Projekt, das ohne massive Kürzung den Umfang des jetzt herauskommenden Buches bei weitem gesprengt hätte.

Betrachtet man das Hobby Rollenspiel als großes Ganzes, würde man damit nicht nur ein Buch füllen können. Es gibt hier so viel zu erzählen, dass es einfach unbändigen Spaß machte, immer mehr zu schreiben. Und wenn ich damit all meinen Rollenspielerkollegen aus der Seele sprechen kann – umso besser!

Die Redaktion: Für die Leute, die Sie noch nicht kennen, wie würden Sie sich beschreiben?

Andreas Michels: Puh, schwierige Frage. Meine Freunde würden sagen, ich bin jemand, auf den man sich verlassen kann und der etwas, das er begonnen hat, zu Ende bringt. Ansonsten bin ich gutem Humor nicht abgeneigt und wenn ich mich als Träumer und Idealisten bezeichne, mache ich sicher auch nichts verkehrt.

Die Redaktion: Warum schlüpfen jedes Wochenende viele Menschen in die Rolle von Orks, Rittern oder Elfen?

Andreas Michels: Hierauf gibt es gleich mehrere Antwortmöglichkeiten: Jeder Mensch träumt und als Rollenspieler kann man seine Träume auch einmal selbst erleben.

Außerdem ist Rollenspiel, egal in welcher Form, eine wunderbare Möglichkeit, sich für eine Weile aus dem tristen Alltag auszuklinken und neue Kraft zu schöpfen.

Und zu guter Letzt: Es macht einfach einen Heidenspaß, selbst einmal Abenteuer wie Aragorn und Konsorten zu erleben!

Die Redaktion: Wie kann man den Leuten verdeutlichen, dass Rollenspieler keine Nerds sind, sondern Leute wie du und ich?

Andreas Michels: Zunächst einmal sehe ich den Begriff „Nerd“ nicht als negativ behaftet. Ein Nerd ist einfach nur eine Person, die sich intensiv mit ihrem Interessengebiet auseinandersetzt und dafür begeistert.

Außenstehende mögen das als „sonderlich“ ansehen, aber das gibt es für nahezu jedes Hobby. Haben Sie schon mal einem passionierten Angler über Wobbler, Posen und Schlammpeitzger zugehört?

Oder einem Fußballfan, wenn er aus dem Kopf die Spieler der verehrten Mannschaft samt ihrer Torstatistik herunter rattert? Wir Rollenspieler reden stattdessen eben über Trefferwürfe, Talentpunkte oder Nichtspielercharaktere.

Und wie bei jedem anderen Hobby auch hat Rollenspiel in allen Bevölkerungs- und Verdienstgruppen seine Anhänger. Ich kenne Bundespolizisten, Zahnärzte, aber auch Monteure und Schreiner, die alle dieselbe Spielleidenschaft teilen. Insofern erachte ich diese Unterscheidung als gar nicht notwendig.

Die Redaktion: Ab wann und vor allem wie kann man Kinder mit dem Bereich Rollenspiel vertraut machen?

Andreas Michels: Üblicherweise können Kids da den Erwachsenen sogar einiges vormachen. Denn mit Rollenspielen erproben Kinder ganz gerne schon einmal, wie die zukünftige Gesellschaft funktioniert, in die sie hineinwachsen. Vater-Mutter-Kind, Cowboy und Indianer zum Beispiel.

Eben Spiele, wie wir sie als Kinder fast alle schon gespielt haben.

Wenn es jetzt aber um „richtiges“ Rollenspiel geht, also in etwa die Pen & Paper Variante: Ich selbst habe mit zarten 12 Jahren angefangen, damals mit dem guten, alten „Das schwarze Auge“.

Etwa in dem gleichen Alter lernen Kinder auch sicher den Unterschied zwischen „Echt“ und „Spiel“ im Liverollenspiel zu unterscheiden, wobei hier aber auch ganz klar gesagt sein muss, dass die meisten dieser Veranstaltungen sich primär an Erwachsene richten.

Aber da sich inzwischen die nächste Generation von Rollenspielern anschickt, ins Heldenleben aufzubrechen, gibt es auch immer mehr kindergerechte Liverollenspielveranstaltungen. Die meisten Kinder von Rollenspielern wachsen allerdings seit ihrem Kleinkindalter in dieses Hobby hinein und lernen es so von Anfang an kennen.

Immer wieder ist hierbei zu beobachten, dass spielende Kinder einfach eine höhere Sozialkompetenz aufweisen als ihre Altersgenossen, die still im heimischen Kämmerlein ausschließlich vor der Konsole sitzen.

Und dabei ist es egal, ob das mühsam ersparte Taschengeld für einen neuen Satz „Magic“-Karten ausgegeben wird, man am Spieltisch zusammen Orks vermöbelt oder vielleicht gemeinsam mit dem Papa am schaurig schönen Halloween Kostüm bastelt.

Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Andreas Michels: Spiele waren bei mir zu Hause ein integraler Bestandteil meiner Kindheit und Jugend. Zwar durchaus auch schon an meinem ersten Rechner (Ein Commodore C64), aber auch oft Brettspiele verschiedenster Art.

Kindergeburtstage waren immer epische Abenteuer, bei denen es eine Schatzsuche gab, oder die ganze eingeladene Meute im Garten auf Safari ging. Da wurden dann auf einmal einige Szenen aus „Daktari“ nachgespielt, wenn das jemandem noch etwas sagt.

Und ab dem zwölften Lebensjahr kamen immer mehr Rollenspiel-Arten hinzu: Pen & Paper, Liverollenspiel, Tabletop, aber später auch etwas Reenactment (Wenn man dies auch eher als Rollendarstellung bezeichnen sollte).

Bild Schwarzkopf

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?

Andreas Michels: Natürlich Rollenspiel, genauer gesagt Pen & Paper und Liverollenspiel. Das Setting oder die Geschichte dahinter ist tatsächlich zweitrangig, Hauptsache zusammen mit den Leuten, die einem etwas bedeuten, Abenteuer erleben!

Für diejenigen, die etwas versierter in dieser Thematik sind: Aktuell laufen bei uns am Tisch Spielrunden aus dem Warhammer Universum, immer wieder „Das Schwarze Auge“ und natürlich darf auch das düstere „Vampire – The Masquerade“ nicht fehlen. Ersteres und Letzteres sind allerdings eher weniger zum Einsatz bei Kindern geeignet.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Andreas Michels: Das schwankt zu sehr, als das ich mich festlegen möchte. Generell sollte es, salopp gesagt, ein gutes Spiel sein, mit schönen Hintergrundgeschichten, in die man richtig tief eintauchen kann, um sich dort alsbald zu Hause zu fühlen. Oder aber es ist einfach eingängig und macht Spaß. Das Kartenspiel „Munchkin“ ist hierfür ein gutes Beispiel.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Andreas Michels: Albert Einstein. Einer der genialsten Menschen der Menschheitsgeschichte, der aber bis zuletzt seinen Sinn für Humor bewahrt hat.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Andreas Michels: Nachdem ich nun den ersten, erfolgreichen Schritt in die literarische Welt getätigt habe, werde ich versuchen, diesen Weg noch ein Stück weiter zu gehen. Geschichten, die ich erzählen kann, gibt es wahrlich genug.

Aber primär: Möglichst viel Zeit mit meiner Familie und Freunden verbringen, denn diese Stunden sind mit keinem Geld der Welt aufzuwiegen.

Die Redaktion: Danke für das Gespräch.

Infobox zum Buch 111 GRÜNDE, ROLLENSPIEL ZU LIEBEN

Wenn Sie schon immer wissen wollten, warum Ihre Nachbarn Schwerter, Rüstungen sowie allerlei sonstigen Kram am Freitagnachmittag in ihr Auto laden und bis Sonntagabend verschwunden sind, oder was es mit Kunstblut, Pompfen und Trefferwürfen auf sich hat, dann sind Sie hier an der richtigen Adresse.

111 GRÜNDE, ROLLENSPIEL ZU LIEBEN beleuchtet mit reichlich Humor das mitunter schräg wirkende Hobby und zeigt auf, dass eigentlich in jedem von uns ein Rollenspieler steckt. Für Anfänger, Interessierte und leidenschaftliche Rollenspiel-Veteranen!

DER AUTOR
ANDREAS MICHELS, geboren 1979, ist bereits seit über zwanzig Jahren in gleich mehreren Sparten des Hobbys Rollenspiel zu Hause.

Wenn er nicht gerade Elfen jagt und Orks rettet, lebt er mit seiner Frau im Raum Regensburg, wo er als Projektkoordinator bei einem großen Industrieunternehmen arbeitet. Üblicherweise widmet er sich den Sparten Fantasy, Historienroman und Science-Fiction, sofern er nicht gerade über Rollenspiel schreibt.

DAS BUCH
Andreas Michels: 111 GRÜNDE, ROLLENSPIEL ZU LIEBEN
Schwarzkopf & Schwarzkopf Verlag, Berlin
Erscheint am: 1. November 2017

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.