Angesagt – Klaus und Benjamin,

Copyright Sarah Haeuser/ und Kosmos

Hallo Klaus und Benjamin,
mit „CATAN – Der Aufstieg der Inka“ führt ihr die Spieler in die faszinierende Welt der Anden. Ein innovativer Verdrängungsmechanismus eröffnet den Spielern dabei ganz neue Möglichkeiten.

Habt ihr zuerst das Thema oder die Spielmechanik entwickelt?

Klaus: Wie bei den meisten unserer Spiele faszinierte uns am Anfang das Thema – im Fall von Inka war es ein historisches.

In den Anden gab es – bevor die Spanier kamen – über Jahrhunderte hinweg eine Vielzahl indianischer Stämme, die zu Hochkulturen erblühten, danach niedergingen und von neuen prosperierenden Stämmen verdrängt wurden.

Die Inka waren die letzten in dieser langen Reihe aufeinanderfolgender indianischer Hochkulturen.

Benjamin: Die Spielmechanik der Verdrängung leitet sich direkt von dieser Geschichte ab. Jeder Spieler übernimmt im Spiel nacheinander drei Stämme. Hat ein Spieler einen Stamm zur Blüte geführt, lässt er ihn niedergehen und übernimmt einen neuen Stamm.

Die Figuren niedergegangener Stämme werden mit Dickicht-Figuren markiert. Niedergegangene Stämme versorgen ihre Besitzer zwar noch mit Rohstoffen, dürfen aber mit Siedlungen neuer Stämme überbaut werden.

Wer zuerst seinen dritten Stamm zur Blüte geführt hat, gewinnt. Auf die Geschichte bezogen ist der Sieger derjenige, der den Aufstieg der Inka begründet hat.

Woher nehmt ihr die Inspirationen für neue CATAN Spiele?

Klaus: Wir verfolgen beide gerne den Ansatz, eine spannende Geschichte in einem Spiel zum Leben zu erwecken.

Meist stehen historische Vorlagen wie bei „Aufstieg der Inka“, manchmal fiktive Ansätze wie bei den Sternenfahrern oder Romanvorlagen wie beim zuletzt erschienenen „A Game of Thrones – CATAN“ Pate bei der Entstehung eines neuen CATAN Spiels.

Bild Kosmos

Benjamin: Im vergangenen Jahr haben wir damit begonnen, die Geschichte Catans spielerisch weiter zu erzählen. So haben wir in der Jubiläumsausgabe „Die Legende der Seeräuber“ geschildert, wie die Seeräuber nach Catan kamen und wie sie den Catanern das Leben schwer machten.

Derzeit arbeiten wir anläßlich des 20-jährigen „Städte & Ritter“-Jubiläums an einer Legende, in deren Mittelpunkt der Kampf der Cataner gegen eine mächtige Barbarenarmee steht, die Catan erobern möchte. Vom Anspruch wird das wohl das komplexeste CATAN Spiel, das wir je gemacht haben.

Danach möchten wir spielerisch die Geschichte erzählen, wie die ersten Siedler aus ihrer alten Heimat flohen und nach Catan kamen.

Was macht eurer Meinung nach den besonderen Reiz von „CATAN – Der Aufstieg der Inka“ aus?

Klaus: Wir haben in der Vergangenheit schon öfter Kriegsszenarien wie z.B. „Panzer & Eroberung“ zugeschickt bekommen. Eroberung und Krieg passen natürlich nicht zu Catan, weshalb wir solche Angebote immer abgelehnt haben. In CATAN Spielen wird aufgebaut und nicht zerstört.

Benjamin: Das neue Element in „Aufstieg der Inka“ ist eindeutig der Verdrängungsmechanismus. Verdrängung klingt nach Aggression. Wir hatten uns zunächst gefragt: Passt das zu Catan?

Aber wie schon beschrieben, bedeutet „Verdrängung“, dass die Figuren, also die Siedlung oder Stadt, eines niedergegangenen Stammes von den Siedlungen eines aktiven Stammes überbaut werden können und damit vom Spielplan entfernt werden.

Der Besitzer eines untergegangenen Stamms gründet nach dessen Untergang sofort an einer anderen Stelle einen neuen, aktiven Stamm, mit dem er sich ausbreitet und mit dem er seinerseits die niedergegangenen Figuren seiner Mitspieler überbaut.

Mit der Verdrängung ist es zwar möglich, einen führenden Spieler etwas zu schwächen; es ist aber nicht möglich, seine Siegchancen gänzlich zu vereiteln.

Klaus: Der Verdrängungsmechanismus ermöglicht ein spannendes „Hin und Her“, bei dem viele neue taktische und strategische Überlegungen ins CATAN Spiel kommen. Das finden wir sehr reizvoll.

Wem empfehlt ihr das Spiel besonders?

Klaus: Das Spiel hat nicht viel schwerere Regeln als das CATAN Basisspiel, bietet aber eine größere Spieltiefe. Wir haben es sowohl mit Catan Neulingen gespielt als auch mit „Städte & Ritter“-Profis und es kam bei beiden Gruppen gleichermaßen gut an.

Wie lange habt ihr an der Entwicklung des Spiels gearbeitet, bis es in Kürze auf den Markt kommt?

Benjamin: Tatsächlich verlief die Entwicklung etwas schneller als sonst. Schon nach dem ersten Konzept stand das Spiel in seinen Grundzügen. Der Konzeption folgte eine über einjährige Testphase, in der wir an der Balance und den Feinheiten des Spiels arbeiteten.

Als wir zufrieden mit dem Ergebnis waren, begann die redaktionelle Arbeit. Insgesamt liegen zwischen der ersten Idee und der Veröffentlichung ungefähr zweieinhalb Jahre.

Wie haben eure Testgruppen beim Spielen der Prototypen reagiert?

Benjamin: Viele reagierten vor dem Spiel erst einmal überrascht ob der ungewöhnlichen neuen Mechanismen. Beim Spielen empfanden sie es dann gleichermaßen inuitiv wie das Basisspiel und der Aha-Effekt trat bald ein. Obwohl die Regeln recht nah am Basisspiel sind, bietet „CATAN – Der Aufstieg der Inka“ doch ein unerwartet neues Spielerlebnis.

Bemerkenswert fanden es unsere Testgruppen, dass sich die gesamte Spieltiefe von Spiel zu Spiel erschließt und es schon ein paar Partien dauern kann, bis die Spieler alle taktischen und strategischen Möglichkeiten des Spiels entdeckt haben.

Welche Strategie empfehlt ihr Spielern bei ihrer ersten Partie?

Klaus: Der Zeitpunkt, wann man einen Stamm niedergehen lässt und einen neuen Stamm gründet, will gut überlegt sein.

Man sollte nicht immer allzu früh in die nächste Stammesphase wechseln, sonst zieht man zu viel Aufmerksamkeit der Mitspieler auf sich. Es kann sich lohnen, ein bisschen zu warten, vielleicht in Entwicklungskarten zu investieren und dann gestärkt mit Schwung in die nächste Phase zu gehen.

Benjamin: Zu lange sollte man aber auch nicht warten, sonst verliert man den Anschluss. Denn wer zu spät kommt …

Arbeitet ihr derzeit schon an einer neuen CATAN Idee?

Beide: Na klar. 😉

 

(Quelle Kosmos Verlag)

Avatar-Foto
Über Die Redaktion 13624 Artikel
Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.