Port Royale 3

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Seit „Port Royale“ vor knapp 10 Jahren auf dem Markt erschien, bin ich ein großer Fan dieses Spieles und seiner Nachfolger. Handeln, Bauen, Entdecken, mit Piratenschiffen die eigenen Flottenstärken verbessern, Kassen füllen und Aufträge in verschiedenen Bereichen annehmen – damals schon holte ich mir die karibische Welt nach Hause.

Nun wollte ich im Test sehen und erleben, in welche Welten und Szenarien der Spieler von „PORT ROYALE 3“ entführt wird – kleine Trailer und Vorab-Screenshots ließen hier Neues und Großes für die Spielergemeinde erwarten.

Hinweis
Für kostenlose Spielupdates und Online-Funktionen wird eine Internetverbindung und eine Registrierung eines Onlinekontos (bei Beginn im Auswahlbildschirm) vorausgesetzt und benötigt.

Das Installieren verlief –trotz kurzem Online-Aktivierungshemmnis- recht schnell und unproblematisch.

Eingeleitet wird das Spiel durch wundervolle Grafikabläufe, die bis zum Hauptmenü begleiten. Doch hier schon beim Beginn des neuen Spieles die Entscheidungsmaske für eine spätere Kampagnenwahl- zur Auswahl werden Händler-Kampagne oder Abenteurer-Kampagne gestellt.

Jede Kampagne hat eine eigene Story mit gleichem Hintergrund-Ausgangsszenario: Im 16. Jahrhundert in der Karibik gestrandet und sofort in die Tochter des Spanischen Gouverneurs verliebt.

Der Händler
Als Händler muss man die Stadt Cayman (westlich Port Royale) zur blühenden Metropole aufschwingen lassen. Zuckerrohr-Anbau, Obstplantagen, Tabak-Plantagen, Schmiede – alle möglichen Arten dort vorkommender Produktionsbetriebe sollen nach Auftragstellungen gebaut werden, Siedler müssen in die Betriebsstätten – diese benötigen Wohnraum, Lagermöglichkeiten für eigene Produktionen sind zur Kostenreduzierung erforderlich.

Bald ist man als „Held von Cayman“ verehrt und unsere Angebetete wird mehr und mehr auf uns aufmerksam. Als ich den Commodore-Rang erreichte, wurde mir vom Vizekönig die Stadt Cayman (Cayman Island) als Verantwortlicher übertragen, so dass diese Stadt als erste mein Logo zeigte.

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Wer kontinuierlich auf sein Ziel hinarbeitet, die erforderlichen Arbeiter in den Betrieben hat, Lager und Frachtraum nach Anforderungen beibringt (Kauf von Schiffen oder Entern) sieht sich bald am Ziel. Nach gut über 20 Spielstunden (ggf. sicherlich auch kürzer erreichbar) in der Händler-Kampagne wurde ich in das freie Endlosspiel entlassen.

Der Abenteurer
Abenteurer müssen die Angebetete aus den Fängen von Entführern befreien, Seeschlachten gegen die Widersacher austragen und Piratenverstecke zerstören und den Handel blockieren – eine komplett andere Herausforderung und ebenfalls nicht ohne Reiz und Spannung. Im Test auch hier nach etwas über 20 Stunden die Entlassung in das freie Endlosspiel.

Die Missionen
In beiden Kampagnen sind die Missionen abwechslungsreich und spannend. Freude kam zumeist besonders dann auf, wenn der Berater uns wieder neue Aufträge erteilte und die Haupthandlung eine neue Auftragsgestaltung mitbrachte. Im Rückblick auf die vorherigen Teile (Beilsmith-Piraten-Story, Suche nach der Schwester u.a.) eine ganz neue Art, das Spiel durch diese zwei Kampagnenführungen anzugehen.

Wer der mächtigste Mann der karibischen Welt werden möchte, kann seinem Wunsch nach Macht, Gold und durch Kanonen beschützter Sicherheit hier in der Endlosfunktion richtig Nahrung geben – theoretisch sollte es nach Herstellerangabe möglich sein, die ganze karibische Welt zu erobern.

Viele Einzelmissionen erwarten hierbei den Spieler, die neben der Hauptstory auch schon in den Kampagnenzyklen bespielbar sind. Vermisstensuchen, Schatzkartenteile zusammentragen, Schiffbrüchige aufnehmen (die bei Rücktransport auch sehr dankbar sind) und rein zufällig an einem Frack vorbei schippern, um Waren „zu retten“.

Auch die Gouverneure und der Vizekönig wollen gute Beziehungen pflegen und benachbarten Städten etwas Gutes tun oder sie wünschen sich, dass Orte verfeindeter Nationen Hunger leiden sollen – der Spieler kann hier ordentlich seinen Geldbeutel befüllen.

Der Wirtschaftskreislauf
Über allem steht ein anspruchsvoller Wirtschafts- und Warenkreislauf (Produktion, Verbrauch, Angebot, Nachfrage), der sehr viel Dynamik besitzt und durch besondere Ereignisse (Dürre, Hungersnot u.a.) beeinflusst wird und gerade zur Geldbeschaffung und dem Bestreiten des Unterhaltes ist der Handel immer noch das „Non plus Ultra“ des Spieles – hier wird der Spieler die meiste Zeit aufwenden müssen. So erhält der Spieler durch stetiges Klingeln den Hinweis auf Erreichen des Zielhafens (analog Patrizier), um seine Waren dort zu handeln.

Automatische Handelsrouten sind schnell einzurichten und können hier in mehrerer Hinsicht den Fortlauf beeinflussen. So sind automatische Handelsrouten zum Einen für den Ressourceneinkauf eine sehr gute Wahl, andererseits, wenn die Kasse leerer wird, kann man über die Lagerverwalterfunktionen vorbestimmen, dass die gehorteten Warenbestände ausgekehrt werden können, was dann zwar kurzfristig aber ordentlich die Kasse füllt.

Dem Spieler werden die zahlreichen Anzeigefelder und Informationsfelder auffallen, diese sollte man auch nicht aus den Augen verlieren, um den Handel noch erfolgreicher zu gestalten.

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Wenn jetzt zum Beispiel ein Ort von einer Hungersnot betroffen ist, bekommt man keine gesonderte Bildschirmsequenz abgespielt als Hinweis- hier ist eigene Informationssuche erforderlich.

Freies Endlosspiel
Auch im Endlosspiel wird es nicht langweilig, denn ständig werden neue Zielstellungen angeboten oder es gibt irgendetwas, was noch besser ausgefeilt werden könnte, um den eigenen Wirtschaftskreislauf optimaler aufgestellt zu wissen.

Viele Faktoren beeinflussen den Fortgang der Entwicklungen, so schaffen auch die Schatzflotten Warenveränderungen oder ein städtischer Handelskreislauf wird nach der Eroberung durch eine andere Kolonialmacht in anderer Weise beeinflusst als vorher. Es gibt auch wieder die Kriegsflotten-Probleme, wenn der Spieler vielleicht einer Nation zu viel abgerungen hatte. Viele Ziele kann man sich setzen – es ist auch im freien Endlosspiel eine Freude voranzukommen.

Seegefechte
16 Schiffe mit unterschiedlichen Bewaffnungen, Manövrierfähigkeiten und Mannschaftsstärken gleiten in „PORT ROYALE 3“ durch die karibischen Meere. Zusammengestellt zum Konvoi und hierdurch nach Optimierung der Geleitschiffe mit ordentlicher Kampfkraft bestückt, kann es durchaus auch einmal zum Austragen von Konflikten kommen. Ausgetragen werden Seegefechte in 3D mit bis zu 3 Schiffen pro Seite. Steuerbar ist jedoch hier nur jeweils ein Handlungsakteur, die anderen –jeweils auch einzeln steuerbar- können mit Grundaufgaben (Angreifen u.a.) beauftragt werden.

Riffe, Untiefen, Haie- alles auf der Karte sehbar und mit Auswirkungen auf die Abläufe der Gefechte. Wenn so zum Beispiel einige Matrosen durch das Gefecht über Bord gehen, kann man diese auch wieder aufsammeln und zur Mannschaft nehmen- wir brauchen im Gefecht ja jeden Mann. Die Auswahl an verwendbaren Kugeln ist vorgegeben und beeinflusst den möglichen Gefechtsverlauf (Geschwindigkeit, Mannschaftsstärken der Schiffe).

Der Enter-Modus ist ein wenig kompliziert zu händeln, nach Aktivieren muss man sich eine gewisse Zeit im unmittelbaren Nahbereich des zu enternden Schiffes aufhalten, um das eigentliche Entern via KI-Aktion zu initiieren. Manchmal muss man hierdurch auch hohen eigenen Schiffsschaden akzeptieren, um nicht immer und immer wieder mit vollen Segeln vorbei zu schippern. Ansonsten kann man immer noch seine Rettung durch Flucht im Eigenspielmodus des Gefechtes suchen, manchmal wirklich auch erforderlich.

Auch automatische Gefechtsführung ist denkbar, dies gerade schon dann, wenn die eigene Flotte mehr Kampfpunkte als der Gegner hat.

Städte/ Piratenstützpunkte angreifen:
Viel bewirkt viel- je besser der Angreifer gegenüber dem Verteidiger gestellt ist, umso sicherer ein Gefechtsgewinn. Mit der Flotte (wieder auf die 3 Hauptschiffe begrenzt) läuft man Aktionsfelder im Hafen an, beschießt die Verteidigungsanlagen und wenn diese niedergerungen sind, setzt die verfügbare Land-Mannschaft auf festen Grund über. Dann bleibt dem Spieler jedoch nur banges Warten, denn in die Landgefechte kann man nicht eingreifen.

Die Kampfhandlung wird dann in einer Wolke aus Rauch und Staub ausgetragen und man kann nur noch anhand der Schiffsmannschaftstärke am Rücklauf der Balken ersehen, wie die eigene Truppe im Kampf besteht (oder eben nicht). Durch ein Gefecht mit einer Stadt oder einem Piratennest wird deren Mannschaftsstärke und auch Kampfkraft deutlich reduziert.

Wenn man nunmehr im ersten Anlauf nicht die Eroberung schaffte, kann man mit schnell besorgter neuer Mannschaft und neuen Waffen vielleicht im zweiten oder folgenden Gefecht schon siegreich sein. Und dann gelangt man auch in den Besitz heiß begehrter Waren des Zielortes -zudem auch eines Vermögens- und Anerkennungsbonus.

Allerdings letzteres nur mit Vorbehalt auf Piratennester oder die Auftraggeber-Macht, denn die Nation, die in einer Stadt ansässig war oder auch bleiben darf, mag uns nun leider doch nicht mehr wie vorher.

Auch hier kann ein Landgefecht automatisch berechnet werden.

Mehrspieler
Im Mehrspielermodus können nunmehr bis zu 4 Spieler per LAN oder Internet agieren -eine komplett neue Erfahrungswelt. Hierfür ein großes „Danke“ der Fan-Gemeinde.

Allgemein
Die graphische Gestaltung der Städte und der hier anzutreffenden Landschaften gefällt. In 3D-Übersichtlichkeit mit Zoommöglichkeiten kann man sich hier richtig umsehen und zudem wird der Besuch der Stadt mit passenden Rhythmen akustisch umrahmt. Bei 60 komplett unterschiedlichen Städten ein guter Fundus für neue Eindrücke.

Die Handlungskarte der Karibik ist -leider- eine 2D-Karte, jedoch ein Stück detailreicher als bei den Vorgängerversionen.

Spieler, die in den Seegefechten taktische Komplex-Handlungen von größeren Flottengruppen vornehmen wollen und durch andere Spiele (Empire/ Total War) verwöhnt wurden, werden vielleicht beim Anblick der Tiefe und Gefechtsgestaltung der Seegefechte und Detailnähe der Schiffe ein etwas enttäuschtes Gesicht machen -hier ist doch bestimmt aktuell noch viel mehr möglich und auch erwartbar gewesen- so blieb es leider nur bei Wünschen und Hoffnungen für die Zukunft. Auch in den Landgefechten hätten sich einige Spieler der Port Royale-Reihe diesmal schon mehr Eigengestaltungschancen erbeten.

Gut ist jedoch die Mehrspielermöglichkeit, hier kann sich die Fangemeinde untereinander messen.

Fazit

Die Kampagnen-Geschichten motivieren sehr gut und auch Langzeitspaß wurde gefunden.
Auch muss man die geographische Karte der Karibik und seiner Städte / Orte nicht neu erfinden- dennoch würde sich der eine oder andere Spieler (ich nehme mich hier nicht aus) wünschen, wenn man in 3D an den karibischen Sandstränden entlang reisen könnte- mit Rundumsichtmöglichkeiten und noch etwas mehr „Pepp“ und Detailtiefe.

Sehr gut erläutert das Begleitheft die Bedienung des Spieles, die Gebäudetypen, die wirtschaftlichen Kreisläufe und die Kampfsteuerungen – dies lässt keine Fragen offen.

Auch wenn die USK-Freigabe bereits ab 6 Jahren erteilt ist, sollte man das Spiel für Spieler ab 12 Jahren als geeignet ansehen.

Der Handelspreis dieses Produktes liegt unter 40 Euro (Stand Juni 2012).

Der Liebe zur „Port Royale“ Serie bin ich gleichwohl wieder einmal erlegen- bewerte das PC-Spiel „PORT ROYALE 3“ mit einem „Empfehlenswert“.  (Uwe Heidel)

  • Erschienen: Kalypso
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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.