Angesagt – Reinhard Horn

Bilder Michael Zargarinejad

Sehr geehrter Herr Reinhard Horn,
Sie machen seit vielen Jahren Musik für Kinder. Ihre Konzerte sind ein Ereignis für Jung und Alt, an dem alle während des Konzertes auch selber aktiv werden.

Wie sind Sie eigentlich zur Musik gekommen?

Reinhard Horn: Die Musik und ich haben uns sehr früh getroffen – so im Alter von zwei Jahren und wir haben beschlossen, ein Leben lang zusammenzubleiben. Es ist eine wunderbare Freundschaft, die sich immer wieder neu und weiter entwickelt.

Die Redaktion: Was ist eigentlich anders, wenn man Musik für Kinder macht gegenüber der Arbeit für und mit Erwachsenen?

Reinhard Horn: Es ist zunächst mal vieles sehr ähnlich: es braucht immer eine gute Geschichte, einen guten Text. Es braucht eine Musik, die diese Geschichte dann zum Klingen bringen kann. Kinder spricht vor allem eine gute, schnell mitsingbare Melodie an – die Melodie nimmt das Kind an die Hand und führt es durch die Geschichte.

Die Musik sollte für kleinere Kinder – ich denke so an das Alter 2-4 Jahre – nicht zu komplex sein: klarer Rhythmus, gute Melodie. Mit dem Wachsen kann dann auch die Musik mitwachsen, indem sie die Kinder immer weiter mit hinein nimmt in die wunderbare Welt der Musik.

Die Redaktion: Sind Kinder ein ehrlicheres Publikum als Erwachsene?

Reinhard Horn: Unbedingt – entweder erreicht ein Lied, eine Geschichte das Kind – oder aber eben nicht. Und das teilt das Kind unmittelbar mit – wenn es für das Kind keine Bedeutung hat, dann wird es sich kompromisslos anderen Dingen zuwenden – einfach und ehrlich!

Die Redaktion: Sie haben auch viele Auftritte in anderen Ländern, wie Argentinien, Brasilien, Chile, Frankreich, u.a. . Gibt es dabei Unterschiede zwischen den Auftritten in Deutschland?

Reinhard Horn: Ich habe in vielen Länder erleben dürfen, wie das Singen noch viel stärker im Alltag der Kinder und Familien verwurzelt ist – in Südamerika und Afrika gehört das Singen und Musik machen ganz elementar dazu!

Die Redaktion: Musik verbindet und kann Grenzen überwinden und zur Verständigung beitragen. Könnten Sie sich vorstellen, ein Musikprojekt mit unterschiedlichen Nationalitäten durchzuführen, wie es Peter Maffay mit Begegnungen mal getan hat, aber Sie dann mit Kindern?

Reinhard Horn: Ich habe dies ansatzweise schon für das GOETHE Institut gemacht, indem wir Geburtstagslieder aus über 25 Nationen auf einer CD mit „native kids“ produziert haben. Was Peter Maffay in seinem Musikprojekt realisiert hat, wäre in der Tat ein wundervolles Projekt: den großen WELT- KINDER- CHOR ins Leben zu rufen!

Die Redaktion: Im Frühjahr erscheint noch eine DVD von Ihnen. Können Sie schon jetzt verraten, um was es dabei geht?

Reinhard Horn: Sehr gern! Ich habe ein Jahr lang zwölf Clips zu den Jahreszeiten produziert – also für jeden Monat einen Song. Wir haben uns dafür entschieden, alle zwölf Songs in der Natur aufzunehmen – das bietet sich bei dem Thema ja an! Wir waren auf einem Bauernhof, im Pferdestall, am Elbestrand und schließlich in den Alpen auf 1500 Metern Höhe, um die Winter-Clips zu drehen.

So sind ganz wunderbare Bilder entstanden – die Atmosphäre erinnert ein wenig an Bullerbü! Als immer wiederkehrendes Element ist mein weißer Flügel in allen Clips mit dabei: also in der Pferdebox, am Elbestrand und im Schnee in den Alpen!

Die Redaktion: Sie engagieren sich neben der Musik und den vielen Seminaren auch noch ehrenamtlich bei vielen Projekten, wie Singende Krankenhäuser e.V. Wie schaffen Sie dies? Und was machen Sie hier konkret?

Reinhard Horn: Ich verstehe meine Arbeit, Musik für und mit Kindern zu machen, so, dass es auch immer darum geht, sich für Kinder einzusetzen und zu engagieren, die aufgrund ihrer individuellen Lebenssituation unsere besondere Zuwendung benötigen.

So zum Beispiel bei den Singenden Krankenhäusern, für die ich den Kinderbotschafter übernommen habe – Roland Kaiser macht das ja für die Erwachsenen.

Im Dezember letzten Jahres hat mich die KINDERNOTHILFE zum Botschafter ernannt – ( neben Natalia Wörner, Ray Garvey, Culchea Candela u.v.a ). Ich will mich vor allem um das Thema FLÜCHTLINGSKINDER kümmern – bei uns in Deutschland, aber auch in den Flüchtlingslagern im Libanon.

Die Redaktion: Wie Sie wissen, ist das Kinderspielmagazin  ein Spielmagazin für Eltern und für Leute, die gern spielen. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Reinhard Horn: Oh ja! Das SPIELEN hatte bei uns einen ganz besonderen Platz. Kartenspiele, Brettspiele und und und…. Ich erinnere mich noch sehr gut an das Kartenspiel „Lügen und Betrügen“ – meine Mutter war da unschlagbar, ein absoluter Champion!

Bilder Michael Zargarinejad
Bilder Michael Zargarinejad

Die Redaktion: Was macht das Spielen aus Ihrer Sicht aus?

Reinhard Horn: Kinder brauchen Zeit zum Spielen – zum gemeinsamen Spielen in der Familie, aber auch zum ganz einfachen, „unverzweckten“, freien Spielen. SPIELEN ist für Kinder das, was für uns Erwachsene ARBEIT ist – Kinder erschließen sich im SPIEL die Welt, sie greifen die Dinge auf, die sie erlebt haben und verarbeiten sie im SPIEL.

Die Redaktion: Spielen Sie auch mit anderen, wie Ihren Kindern?

Reinhard Horn: Bei uns wurde gern und häufig gespielt. Mittlerweile sind unsere Kinder erwachsen, selber Eltern und spielen immer noch gern. Im Moment spiele ich am liebsten mit meinen beiden Enkelkindern Emilia und Benjamin – die haben tausend Ideen, was wir tun können: im Moment ist das Kasperle Theater ganz vorn.

Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?

Reinhard Horn: Die Leichtigkeit! Das Leben verliert im SPIEL seine Schwere. Wir erleben die gemeinsame Zeit ganz anders, intensiver, lebendiger. Es führt uns an einen Tisch zusammen. Es lässt uns viele gemeinsame Emotionen erleben. Es ist eine wunderbare Kommunikation und das LACHEN ist ein wunderbarer Begleiter.

Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.

Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Reinhard Horn: Nehmen Sie sich Zeit für das gemeinsame Spielen. Prof. Spitzer – Hirnforscher – sagt : „Investieren Sie in gemeinsame Erlebnisse! Gekaufte Dinge verlieren ganz schnell den Reiz. Aber gemeinsame Erlebnisse bleiben uns ein Leben lang.“ Und das Tolle : Wann immer wir uns daran erinnern, erleben wir die gleichen positiven Glücksgefühle wie beim ersten Mal!

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Reinhard Horn: UNO!!!! Und KLASSIKER wie Mensch ärgere dich nicht!

Die Redaktion: Verlieren Sie gerne?

Reinhard Horn: Nun ja, es fällt mir heute deutlich leichter.

Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Reinhard Horn: Ich bin LIEDERERFINDER – und das füllt mich sehr aus!!!

Die Redaktion: Was steht bei Ihnen als nächstes an?

Reinhard Horn: Das nächste große Projekt ist eine neue „FAMILIEN-CD“ – Lieder rund um die Familie. Und beim Beantworten Eurer Fragen kommt mir die Idee, ob ich nicht ein Lied über das gemeinsame Spielen in der Familie machen soll – was meint ihr?!?!

Bilder Michael Zargarinejad

http://www.reinhardhorn.de/

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.