Sehr geehrte Frau Maite Kelly,
alle Welt kennt Sie als Musikerin. Egal ob mit der Familie oder auch solo. Dass Sie sich immer wieder sehr stark für soziale Projekte engagieren, ist eher nicht bekannt.
Und seit einiger Zeit schreiben Sie mit Britta Sabbag Kinderbücher. Im Januar erschien nun Die kleine Hummel Bommel sucht das Glück.
Die Redaktion: Wie kam es eigentlich dazu, dass Sie Kinderbücher schreiben, denn schon im letzten Jahr erschien Die kleine Hummel Bommel: Du bist du!?
Maite Kelly: Vor 4 Jahren habe ich mich mit Britta Sabbag bei einem Filmprojekt für eine andere Buchidee getroffen und wir kamen auf die berühmte wissenschaftliche These, dass die Hummel gar nicht fliegen kann, sie es aber trotzdem tut.
Wir fanden, dass es eine tolle Figur ist, über die noch nicht richtig erzählt wurde. Die Hauptmesssage der Hummel ist, dass es eigentlich nur den Mut zu sich selbst braucht, um das zu tun, was eigentlich für andere als unmöglich scheint.
Mit dieser Hauptmesssage sind wir an das erste Buch gegangen. Und aus dieser kleinen Idee ist ein riesengroßer Bestseller geworden, mit dem wir gar nicht gerechnet haben. Uns war klar, dass Kinderbücher eine Nische sind und das haben wir auch nur für uns und die Kinder geschrieben.
Dann hatten wir Gott sei Dank schon den zweiten Teil geschrieben, bevor der erste herauskam und so ein großer Bestseller wurde und somit hatten wir auch keinen Schreibdruck.
Im ersten Buch hat die Hummel gelernt, durch eine Portion Mut zu fliegen, und im zweiten Buch geht sie auf eine große Reise und sucht das Glück. Sie hat auf einem Blatt Papier im Garten gelesen, gewinne eine Weltreise und gewinne das große Glück.
Dann merkt sie im zweiten Band ganz schnell, das Glück muss man nicht suchen, das Glück ist schon längst da. Das ist bei sich zu Hause, bei Freunden, zu Hause ist da, wo es am schönsten ist.
Die Redaktion: Können Sie sich vorstellen, mehr zu schreiben statt Musik zu machen?
Maite Kelly: Alle denken nur, Schreiben und Musik sind zwei verschiedene Dinge, aber eigentlich ist es für mich das Gleiche. Als erstes bin ich Komponistin und komponiere Texte aller Art. Ich habe auch mehrere Kurzgeschichten-Wettbewerbe gewonnen und meine große Leidenschaft sind die Texte.
Ich schreibe die Melodien zu meinen Texten und habe gemerkt, dass ich durch meine Musik den Texten eine unheimliche Stärke mitgeben kann.
Eigentlich bin ich als erstes Texterin und Autorin und schreibe auch meine ganzen Shows und Drehbücher selbst. Das Schreiben wurde mir in die Wiege gelegt, meine Oma war Schriftstellerin, das wird sich auf jeden Fall noch entwickeln.
Ich habe mich noch nicht an ein dickes Buch getraut, aber ich glaube, wenn es sein sollte, und das hoffe ich auch irgendwann mal, dann wird es auch passieren.
Die Redaktion: Bei diesen beiden Kinderbüchern hat man das Gefühl, dass wirklich alles stimmt, denn die Geschichten werden sehr liebevoll erzählt und sind zudem wunderbar illustriert.
Steckt in diesen Geschichten auch ein Stück Maite Kelly, denn Sie haben ja bereits sehr viel erlebt und die Kelly Familie steht ja für Familie, was sich die damaligen jungen Fans auch gewünscht und bei Ihnen gefunden haben.
Maite Kelly: Die kleine Hummel ist ein Gemeinschaftsprojekt. Es gibt drei Muttis ,das ist die Britta Sabbag, meine Koautorin, das ist die Joelle Tourlonias und ich und wir sind natürlich mit unserem ganzen Herzen und Können dabei, weil wir einfach die Hummel lieben und irgendein Stück weit sind wir doch alle Hummeln.
Ich könnte nicht sagen, dass die Hummel biographisch von mir ist, sondern jeder von uns fühlt sich ein bisschen anders und auf die Idee zu kommen, einfach anders zu sein, diese Individualität ist das, was vom Himmel gewollt ist, genau das ist ja das große Talent, die große Entdeckung. Das war und ist mir wichtig und ich würde das gern weitermachen.
Natürlich war für uns Joelle Tourlonias ein absoluter Glücksfall, so eine großartige Illustratorin ist natürlich nicht immer gegeben und sie hat uns wirklich die Hummel aus den Herzen gemalt.
Die Redaktion: Sie sind ein Familienmensch, ist dies der Grund, dass Sie zur Zeit viele Projekte für Kinder gestartet haben? Liegt dies den Kellys im Blut?
Maite Kelly: Also Kelly hin und her, ich glaube, jeder, der ein Herz hat, ist automatisch ein Familienmensch. Ich bin in einer Großfamilie aufgewachsen und habe dadurch vielleicht eine stärkere Toleranzgrenze als manch anderer. Ich habe in den letzten Jahren bewusst weniger Fernsehen gemacht, weil ich der Meinung bin, dass mein Handwerk auch für sich selbst spricht.
Ich muss nicht immer Fernsehen machen, um als erfolgreiche Autorin in der Gesellschaft etwas mitzugeben und etwas beizusteuern. Somit bin ich froh, dass ich wirklich etwas kann und nicht vom Fernsehen abhängig bin, das war ich nie. Das war eine beidseitige Entscheidung, mehr Zeit für Familie und für das, was ich am liebsten tue, mich dem Schreiben aller Art zu widmen.
Die Redaktion: Wie Sie wissen, ist das Kinderspielmagazin ein Spielmagazin für Eltern und für Leute, die gern spielen. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Maite Kelly: Wir waren eine sehr arme Familie. Mein Vater hatte zwölf Kinder und wir waren immer auf Reisen und somit konnten wir uns nicht so oft Spiele leisten. Sie gingen auch meistens schnell verloren. Aber wir hatten Monopoly und Kartenspiele waren auch immer im Programm und wir haben oft gespielt.
Das war immer sehr lustig. Mein Vater hat auch viel der Phantasie freien Lauf gegeben und ich habe meine ganze Kindheit damit verbracht, viel zu spielen.
Ob das Geschichten ausdenken war oder Geschichtserzählungen aller Art, es wurde in unserer Familie sehr stark gefördert. Am liebsten haben wir mit unserem Vater getobt. Das Spielen ist im Leben wichtig und man sollte das beibehalten.
Der Mensch kann nicht nur immer arbeiten und funktionieren, er muss auch spielen können. Wenn man seine Berufung auslebt, das ist auch ein ernstes Spiel. Ich unterstütze jeden der sagt, ich habe jetzt die ganze Sicherheit meines Lebens über Bord geworfen, um das zu tun, was ich liebe. Man merkt, dass diese Menschen glücklicher sind, weil sie automatisch in ihrem Leben und auch in ihrem Berufsleben spielen.
Die Redaktion: Was macht das Spielen aus Ihrer Sicht aus?
Maite Kelly: Wenn ich mit meinen Kinder spiele, ist es nicht wichtig zu lernen, wie man gewinnt, sondern es dem zu gönnen, der gewonnen hat. Zu lernen zu verlieren ist etwas sehr wichtiges in unserer Zeit.
Was viele vergessen, es ist viel wichtiger im Leben zu lernen, mit Verlust und Niederlagen umzugehen, dass das Leben nicht vorbei ist, das es vielleicht sogar eine Chance ist, das ist viel wichtiger als lernen zu siegen.
Wenn ich mit meinen Kindern spiele, dann nehme ich mir auch die Zeit, ihnen zu helfen, mit Niederlagen umzugehen. Am besten mit Humor und nicht über den zu lachen, der verloren hat. Man kann auf spielerische Art den Kindern helfen, damit klarzukommen.
Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.
Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Maite Kelly: Wir sind heute alle in einer anderen Situation. Früher lebte man auf dem Dorf und der Berufsweg war schon immer sehr klar. Das Arbeitsklima hat sich verändert, wir konkurrieren mit der globalisierten Welt. Vertrauen und Zuversicht brauchen Kinder genauso wie Eltern. Man muss den Stress reduzieren und den Mut haben, den Lebensstil und Ansprüche auch zu reduzieren.
Mein Mann und ich waren immer wieder bereit, den Gürtel enger zu schnallen, damit wir den risikoreicheren Weg für uns gehen konnten.
Als ich mich vor der Schwangerschaft zurückgezogen habe, um schwanger zu werden, war uns auch bewusst, dass das Finanzielle weniger wird, aber es war witzigerweise nicht so. Erstaunlicherweise hat das Leben uns überrascht.
Die letzten zwei Jahre waren am erfolgreichsten. Ich habe gelernt, wenn man sich um das Leben kümmert und seiner Berufung folgt, dann belohnt die Berufung auch dich.
Es dauert zwar, bis man das erkennt, aber wenn man standhaft bleibt, dann wird man dafür belohnt. Wir versuchen durch Rituale, Zeit mit den Kindern zu verbringen, das verbindet uns, das gibt uns auf eine schnelle Weise ein Gemeinschaftsgefühl. Sonntage sind für uns heilig, da waren wir in den letzten zwei Jahren meistens zu Hause.
Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?
Maite Kelly: Ich bin immer noch ein Fan von Monopoly. Es macht Spaß, mit Geld umzugehen, das man nicht hat.
Die Redaktion: Was tun Sie, wenn sie bei einem Spiel verlieren?
Maite Kelly: Meistens mache ich einen Witz.
Die Redaktion: Wie drücken Sie Freude beim Spielen aus?
Maite Kelly: Ich bin eher verhalten.
Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?
Maite Kelly: Das ist ein Handwerk für sich, das ist nicht meine Welt. Ich habe viel Respekt gegenüber den Erfindern von Spielen.
Die Redaktion: Was steht bei Ihnen als nächstes an?
Maite Kelly: Ich schreibe gerade an meinem neuen Album, es wird im Herbst herauskommen.
Zur Person
Maite Kelly, geboren 1979 als zweitjüngstes Kind der Kelly Family, ist Sängerin, Tänzerin, Texterin und Schauspielerin. Ihre Hauptleidenschaft ist aber das Schreiben von Texten aller Art, von Liedtexten bis hin zu Drehbüchern.
2012 bekam sie mit Theo West den Umweltmedienpreis für TV und Medien für „Da wird mir übel“ auf ZDFneo, eine der höchsten journalistischen Auszeichnungen. Mit der „Hummel Bommel“ erfüllt sich Maite Kelly zusammen mit Britta Sabbag einen weiteren Schreibtraum. (Quelle Der Hörverlag)
Bilder: Cover der Hörverlag, obs/arsEdition GmbH und Tiffy Soso