Arler Erde

Bild Feuerland

Uwe Rosenberg ist einer der bekanntesten und wandlungsfähigsten Spieleautoren in Deutschland, der aber mit seinen Spielen über die Landesgrenzen hinaus bekannt ist.

Und wenn er auf der Spielemesse in Essen an den Ständen steht, bilden sich lange, lange Schlangen, die unbedingt ein Autogramm haben wollen.

Seit 1993 entwickelt der Ostfriese Spiele und schon frühzeitig hat er mit Bohnanza ein Kultspiel entwickelt, welches auf der gleichen Stufe wie Uno steht. Aber es sollten noch einige Jahre ins Land ziehen, bis er 2008 für Agricola den Titel Spiel des Jahres gewonnen hatte.

Seine Spiele haben immer etwas besonderes, einmal vom Thema oder gar von den Spielmechanismen. Dabei schafft er den Spagat, dass er Vielspieler und Gelegenheitsspieler gleichermaßen begeistern kann.

Das vorliegende Spiel ist eine Hommage an seine Heimat Ostfriesland und führt den Spieler in die Zeit des 18./ 19. Jahrhunderts.

Was erst einmal auffällt, ist das Spielmaterial. Der Spielkarton ist gefühlte 10 Kilogramm schwer, was vor allem den vielen kleinen Holzteilen geschuldet ist. Neben Holzwürfeln findet man Schafe, Kühe und Pferde im Spielkarton.

Und man sollte das Material einzeln in die beiliegenden Zipptüten verpacken. Der nächste Schritt, man baut alles in Ruhe auf und setzt sich mit dem Ganzen in Ruhe auseinander, schließlich stehen dem Spieler, wenn er am Zuge ist, weit mehr als 20 Aktionen zur Auswahl, die er nutzen kann.

Das Positive, man findet sich schnell zurecht, denn alles ist auf dem Spielplan erklärt.

Im eigentlichen Spiel geht es um den Aufbau seines Dorfes. Dazu müssen Schafe, Pferde oder Kühe gezüchtet werden. Neben der Zucht gewinnt man Wolle und aus dieser werden Stoffe gewebt. Aus der Haut der Kuh entsteht Leder.

Das Moor muss gestochen werden und der Torf dient nicht nur als Heizmaterial. Natürlich darf man den Ackerbau nicht aus den Augen verlieren. Lehm und Holz baut man ab und wandelt dieses dann in Baumaterial um, so dass damit Gebäude errichtet werden können. Alles ist komplex und greift ineinander über.

Dabei ist alles logisch aufgebaut.

Das Spiel findet in zwei Zeiten statt, den Sommer und den Winter und die zur Verfügung stehenden Aktionen berücksichtigen auch die Unterschiede der Jahreszeiten, so dass diese sich auch unterscheiden. So wird im Winter Brot gebacken und aus der Wolle und dem Leder entstehen Kleidungsstücke. Im Sommer dagegen kommen unter anderem die Tiere zur Welt. Man benötigt nur Platz im Stall.

Schon allein dies zeigt, dass das Spiel sehr komplex ist und somit auch die Spielregeln. Aber hier sollte man keine Angst haben, denn der Autor ist bekannt, dass seine Spiele logisch aufgebaut sind. So benötigt man zwei oder gar drei Partien, um das Spiel komplett zu verstehen.

Aber man soll sich hiervon nicht erschrecken lassen, denn das Spiel fasziniert einfach von Anfang an.

Wer Agricola kennt, hat hier natürlich klare Vorteile. Aber trotzdem benötigt man beim ersten Mal gefühlte 4 Stunden für ein Spiel, da man doch öfters mal nachschlagen muss. Aber schon beim zweiten Mal wird dies bei weitem besser. Es ist ein Zweipersonenspiel mit viel, viel Tiefgang.

Das Strategiespiel bedarf Planung und man muss immer überlegen, welcher Zug bringt etwas. So muss man am Anfang Moorflächen entwässern, um an Bauflächen zu gelangen.

Egal ob man dies für einen Acker oder als Bauland nutzt. Dabei sollte man am Anfang einen Karren ergattern, um Material in die umliegenden Ortschaften zu transportieren, denn hierfür gibt es Punkte. Im Bauwagen werden auch die Rohstoffe umgewandelt.

Der Karren steht in der Scheune, sprich der Ablage der Spieler. So benötigt man immer wieder Baumaterial und Pferde. Daher muss man nicht nur für eine Jahreszeit planen, sondern langfristiger.

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Vor allem muss sich der Spieler darauf einlassen, viele Dinge parallel zu machen, sonst kommt man nicht vorwärts. Im Gegensatz zu Agricola stehen hier von Anfang an die 30 Aktionen zur Verfügung und alle sind sinnvoll, aber man darf sich dabei nicht vergaloppieren, doch das Positive ist, dass man jede nutzen kann.

Insgesamt, wenn man das Spiel dann beherrscht, werden zwei bis drei Stunden Spielzeit fällig. Neben der Spielzeit benötigt man viel, viel Platz auf dem Spieltisch.

Fazit

Arler Erde fasziniert durch seinen Tiefgang und es ist durchaus abwechslungsreich, schließlich gibt es immer wieder andere Gebäude, die ins Spiel kommen. Und all die Aktionen sind gut durchdacht, denn Uwe Rosenberg ist ein Perfektionist und so ist auch der sogenannte Glücksfaktor eher gering.

Nur Vorsicht, Arler Erde ist kein Spiel für einfach mal spielen, sondern man braucht viel Zeit. Man muss sich auch darauf einlassen.

Die Einstiegshürden sind sehr hoch und das muss man wissen. Wer dies aber tut, wird mit einem perfekten Spiel belohnt und die Zeit, wenn man das Spiel beherrscht, vergeht wie im Fluge.

  • Verlag: Feuerland
  • Kategorie: Gesellschaftsspiel
  • Anzahl Spieler: 1-2
  • Altersgruppe: ab 14 Jahre
  • Spieldauer: 1½ Stunden pro Spieler
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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.