Der neue Montagekasten von fischertechnik ® hält, was er verspricht: „fun with physics“.
Auf der Basis der Konstruktionen mit dem Flexschienensystem erleben wir Physik, die Kindern leicht verständlich dargeboten wird.
Durch die verschiedenen Parcours werden Kugeln umgelenkt, beschleunigt oder abgebremst und den Kindern die physikalischen Zusammenhänge im didaktisch-methodisch aufbereiteten Begleitheft bestens erklärt.
Kettenreaktionen können simuliert oder ein Looping der Kugeln durch Gravitation ermöglicht werden. Beschleunigung, Massenträgheit, Kräftegleichgewicht, Energieerhaltungssatz, Impulssatz, Bewegungsgesetze lassen sich hautnah erleben.
7 Modelle sollen mittels Montageanleitung nachbaubar sein; eigene weitere Ideen können verwirklicht werden.
Grundsätzlich sollten die Versuchsaufbauten mit dem einfachsten Modell beginnen und in entsprechender Reihenfolge „abgearbeitet“ werden.
Beim Test mit 9- und 10-jährigen Kindern war immer wieder zu erleben, dass sie mit dem anspruchsvollsten Aufbau (Abbildung auf den Heften und dem Karton) beginnen wollten.
Hiervon möchte ich dringend abraten, was Gründe hat und ich in der Folge noch erläutern werde.
Bei den anspruchsvollen Modellen fördert ein, mit einem XS Motor betriebener Aufzug, d.h. ein Elektromotor in besonders kleiner und extrem leichter Bauweise, die Kugeln nach oben in die Startposition. Die Kugeln durchlaufen danach einen Parcours, der montagetechnisch auf hohem Niveau basiert.
Dem Modell sind die über 650 verbauten Teile, darunter die Kette mit über 200 Teilen, nicht anzusehen.
Für die Neigungen des Flexschienensystems werden u.a. Kleinteile mit 7,5, 15, 30 oder 60 Grad, oftmals in Kombination, erforderlich. Hier gilt es, die Bauteile zu finden, zu fügen und richtig zu platzieren. Eine anspruchsvolle Aufgabe und oftmals nicht zu realisierende Aufgabe für die Neunjährigen (Altersempfehlung des Herstellers).
Zwei Hefte helfen den Nachwuchsingenieuren, ihr montagetechnisches und physikalisches Verständnis weiterzuentwickeln. Die Montageanleitungen für die 7 Modelle zeigen räumlich die Aufbaufolge der Bauteile. Die einfachen Konstruktionen sind relativ schnell fertiggestellt und für Kinder der oben aufgeführten Altersklasse machbar.
Das didaktisch-methodisch aufgebaute Begleitheft, dem ein besonderes Lob gebührt, erklärt die verschiedenen Versuchsaufbauten anschaulich und gewährleistet Nachvollziehbarkeit.
Zu empfehlen ist es, die praktischen Versuchsergebnisse parallel mit der gut beschriebenen Theorie im Begleitheft zu verknüpfen:
- Was ist Dynamik?
- Zusammenhang Kraft – Dynamic
- Welche Bahn ist schneller?
- Looping
- Gravitation
- Was ist Energie?
- Kugeln stoßen zusammen
- Impuls
- Definition der Kraft, Schwerkraft, Fliehkräfte
- Bernoulli,
- Bewegungs- und Lageenergie,
- Reibung und Impulse
Für die anspruchsvolleren Aufbauten werden nahezu alle 690 Bauteile montiert. Dies erfordert gutes räumliches Vorstellungsvermögen und vor allem Ausdauer als Voraussetzung.
Den Kindern gelang es nicht, eigenständig das „Titelblattmodell“ fertigzustellen. Auch Erwachsenen und erfahrenen Modellbauern war es nicht möglich, auf der Grundlage des Heftes das Modell zu montieren. Es lag auch nicht daran, dass die Personen dies nicht könnten, sondern ursächlich an der mangelhaft dargestellten Montagefolge. Die Platzierungen der Bauteile lassen sich oftmals nur erahnen.
Dieser Mangel beginnt teilweise bereits im Anfangsstadium des Zusammenbaus und erreicht seinen Höhepunkt in der oberen Montageebene bei der Befestigung der Flexschienenkonstruktion.
Kinder, die mit der Variante 7 beginnen, benötigen Erwachsenenhilfe mit „hellseherischen“ Fähigkeiten. Bei dieser Modellvariante sind einige Darstellungen derart unglücklich abgebildet, dass eine Montage nicht umsetzbar war.
Wir haben schlussendlich parallel damit begonnen, das Modell von „hinten“ (aufzugsseitig) zu montieren und danach die Flexschienenkonstruktion eigenständig dazwischen zu klemmen.
Fazit
Für Kinder, auch für diejenigen, die außergewöhnlich viel praktische Erfahrungen mit fischertechnik ®, LEGO ® , Knex ® o.a. Systemen haben, eine Aufgabe, die mit dem Abbildungsmaterial im Montageheft nicht umsetzbar ist.
Hierbei liegt es nicht am Lesen und Verstehen der Darstellung, sondern an der Darstellung selbst. Dennoch, nach vielen Stunden werden die Nachwuchsingenieure und erwachsenen Helfer mit langanhaltendem Spielspaß belohnt.
Die Kugeln werden aus der „Warteschleife“ magnetisch in die obere Etage gefördert, danach abgesteift und rollen ihren Weg durch die Physik.
Die gebauten Modelle sind sehr stabil und kompakt, was einen Transport sehr erleichtert.
Insgesamt eine großartige Idee der fischertechnik(er) ®, die trotz mancher Kritik am Anleitungsmaterial ordentlich umgesetzt wurde.