Angesagt – Wiebke Rauers

Bildquelle Wiebke Rauers Privat

Sehr geehrte Frau Wiebke Rauers,
Sie sind Illustratorin und haben unter anderem das Buch von Martin Baltscheit „Nur ein Tag“ (Oetinger Verlag) illustriert, auf der anderen Seite arbeiten Sie auch für ein Animationsstudio.

Was liegt Ihnen mehr, der Film oder das Buch?

Wiebke Rauers: Genau, seit Mai 2015 illustriere ich vorwiegend für Kinderbücher, bekomme aber auch zwischendurch mal Anfragen für Charakterdesigns aus der Animationsbranche oder zeichne für Magazine. Ich kann gar nicht sagen, was mir mehr liegt, ich bin einfach glücklich zu illustrieren egal ob für Bewegbild oder Print.

Die Redaktion: Sie haben jetzt der Leseratte Otilie (Oetinger Verlag) ein Gesicht gegeben. Wie lange haben Sie mit der Autorin Susanne Lütje an dem Projekt gearbeitet?

Wiebke Rauers: Als ich mit Frau Lütje das Buchprojekt gestartet habe, war das Aussehen der Leseratte schon festgelegt: Die Entwicklung lief schon einige Wochen vorher mit Anke Loose.

Die Redaktion: Um was geht es in dieser Geschichte, dürfen Sie hierzu einiges verraten?

Wiebke Rauers: Viel möchte ich noch nicht verraten, nur so viel: In diesem Buch wird Otilie vorgestellt. Sie liest und erlebt Abenteuer in witzigen Reimen und trifft allerhand skurrile Figuren.

Die Redaktion: Otilie sieht frech und spitzbübig aus, ist dies so gewollt?

Wiebke Rauers: Ja klar! Genau das ist es, was wir wollten und was sie so einzigartig macht.

Die Redaktion: Wenn Sie ein Buch illustrieren, wie ist da die Zusammenarbeit mit den Autoren? Entsteht die Zeichnung schon während der Geschichte? Oder wird ein Buch erst zum Schluss illustriert?

Wiebke Rauers: Wenn ich den Text für ein neues Buchprojekt bekomme, lese ich ihn mir mehrmals durch und schreibe mir Kommentare dazu, unterstreiche oder mach ganz grobe Skizzen. Bevor ich mit den eigentlichen Skizzen für den Innenteil beginne, entwickle ich die Charaktere. Dann kommt meist das Cover. Hier werden erst Skizzen gemacht und dann das Motiv, was Autor und Verlag am besten finden, farbig reingezeichnet.

Dann erst beginne ich mit schwarz weiß Skizzen für den Innenteil und spreche diese auch wieder mit Verlag und Autor ab. Wenn alle Seiten einverstanden sind, beginne ich sie farbig auszuarbeiten.

Grundsätzlich hängt es immer auch am Autor, wie viel er sich bei den Illustrationen wirklich einmischen möchte. Manche sind da bei der Entwicklung ganz eng dabei, andere sagen zum Ende des Projektes immer nur: „Ja, finde ich schön“.

Bild Oetinger

Die Redaktion: Woher nimmt man als Illustrator die Ideen und vor allem, woher weiß man, dass genau diese passend sind?

Wiebke Rauers: Ich glaube, das ist vor allem ein Bauchgefühl. Ideen und Inspirationen bekomme ich vor allem aus Musik beim Arbeiten. Dann fließt es irgendwie besser. Ob es passend ist, weiß ich, wenn ich dieses Bauchgefühl bekomme und stolz auf die Illustration bin und es gerne Leuten zeigen möchte.

Die Redaktion: Muss ein Grafiker ständig einen Schreibblock mit sich führen, um schnell seine Ideen zu skizzieren?

Wiebke Rauers: Nö, hab ich nie. Aber ich weiß, dass die meisten so arbeiten. Ich bin immer ganz froh, wenn ich „draußen“ einfach mal nur beobachten kann.

Ich verarbeite aber ganz viel im Kopf, wenn ich unterwegs bin und merke mir ein Gefühl, eine Situation oder was auch immer, bis ich wieder an meinem Arbeitsplatz sitze und das versuche ich einzufangen. Das finde ich spannender, weil es oft etwas anderes wird, als ich gesehen habe, aber das Gefühl transportiert.

Die Redaktion: Wollten Sie von Anfang an Illustratorin werden?

Wiebke Rauers: Ja, das wollte ich wirklich schon immer werden. Mir haben übrigens alle damals gesagt, dass man diesen Job vergessen kann. Illustratorin wollen ja alle kleinen Mädchen werden…

Deshalb war es für mich umso schöner, als ich gemerkt habe, dass es doch funktioniert.

Die Redaktion: Was raten Sie jungen Menschen, die wie Sie gerne zeichnen und daraus einen Beruf machen wollen? Sollen sie studieren wie Sie. Oder sollen sie sich erst einmal ausprobieren?

Wiebke Rauers: Also ich würde ihnen definitiv raten dran zu bleiben. Studium ist immer so ne Sache. Ich habe Kommunikationsdesign studiert. Da gab es leider kaum Illustrationskurse. Deshalb habe ich es mir selbst als Aufgabe gemacht, mich weiterzuentwickeln. Und das ist das Wichtigste. Man muss jeden Tag zeichnen. Acht Stunden.

Dann wird man automatisch besser. Mir persönlich hat ein halbes Jahr Praktikum geholfen. Man kommt mal raus aus dieser „Blase“ der Uni, wo alles eigentlich egal ist. Keinen interessiert wirklich, ob man zum Kurs kommt oder zu Hause bleibt. In der wirklichen Welt, da, wo man entweder bezahlt oder nicht, da muss man reinkommen.

Wenn ich jetzt nochmal wählen würde, würde ich nicht noch einmal studieren. Mir persönlich hat es kaum was gebracht. Und mein sehr gutes Diplomzeugnis wollte keiner sehen. Das Einzige, was zählt, ist dein Portfolio.

Also: Leute, zeichnet, habt Spaß daran, bleibt neugierig und lasst euch nicht von besseren Kollegen entmutigen. Das sind immer Vorbilder, die man braucht, um besser zu werden.

Die Redaktion: Können Sie sich vorstellen, auch einmal ein Spiel zu gestalten?

Wiebke Rauers: Klar.

Die Redaktion: Wurde bei Ihnen zu Hause viel gespielt?

Wiebke Rauers: Ja, wir haben als Familie an Wochenenden schon einige Stunden gespielt.

Die Redaktion: An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Wiebke Rauers: Mit meinen Eltern haben wir oft so Klassiker gespielt: Kartenspiele, Brettspiele und Strategiespiele. Mit meiner Zwillingsschwester habe ich unser Kinderzimmer komplett in ein „Tierheim“ oder einen „Bauernhof“ aus Stofftieren verwandelt.

Wir haben Stunden zusammen verbracht und uns so die Zeit vertrieben.

Es sind zwei ganz verschiedene Ansätze des Spielens gewesen: das mit meinen Eltern nach Regeln und das mit meiner Schwester ohne Regeln. Hier war immer alles möglich. Das hat sicher auch unsere Fantasie geprägt…

Deshalb finde ich bestimmt auch den Zweig Merchandising so interessant. Für mich gehört das auch zu Spielwaren und so etwas zu entwickeln finde ich super.

Die Redaktion: Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Wiebke Rauers: Es ist so wichtig mit Kindern zu spielen. Auch wenn Kinder untereinander spielen, ist ein Spielnachmittag einfach eine so schöne Zeit. Für Eltern und Kinder.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Wiebke Rauers: Ich liebte ja als Kind Monopoly. Das wurde aber immer nur an Silvester ausgepackt, weil es mit fünf Leuten so lange dauert.

Bildquelle Wiebke Rauers Privat

Die Redaktion: Verlieren tut man ja nicht gerne, manche sind wütend und wollen nicht mehr spielen. Wie kann man das Verlieren im Spiel Kindern beibringen?

Wiebke Rauers: Stimmt. Ja, verlieren ist nicht so schön, aber das muss man eben auch lernen. Das gehört dazu. Vieles kann man ja auch mit Glück erklären.

Wir haben uns meistens nach dem Spiel alle mit Eis oder so belohnt. Dann waren alle glücklich.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Wiebke Rauers: Genau das, was jetzt ist.

Die Redaktion: Bei Schauspielern gibt es Traumrollen, auf die man wartet. Gibt es einen Traum, was Sie gern einmal zeichnen oder illustrieren wollen?

Wiebke Rauers: *lach, ja, eine Mail von Disney oder Pixar zu bekommen. Ne, eigentlich bin ich wirklich glücklich so.

Die Redaktion: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Wiebke Rauers: Ich danke Ihnen.

Zur Person

Wiebke Rauers, geboren 1986, studierte Kommunikationsdesign mit dem Schwerpunkt Illustration in Düsseldorf. Nach ihrem Diplom 2011 zog sie nach Berlin und arbeitete als Charakterdesignerin in einem Animationsfilmstudio. Seit 2015 ist sie Freiberuflerin und arbeitet an Apps, Ausstellungen und allem, was mit Illustrieren zu tun hat. „Nur ein Tag“ ist das erste Kinderbuch, das sie illustriert hat. (Quelle Oetinger)

http://www.oetinger.de
https://www.facebook.com/wiebke.rauers

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.