Habemus Papam

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Das Amt des obersten Hirten ist in aller Munde und so populär wie seit Jahren nicht mehr. Nicht nur der kontrovers diskutierte und viel beachtete Auftritt im Bundestag brachte das Amt wieder ins Gespräch, sondern auch zwei TV-Serien zu den Borgias.

Vor einem ähnlichen historischen Hintergrund spielt sich auch “1655 – Habemus Papam” ab, wir haben einen Blick hinter den Mantel aus Korruption und Intrigen gewagt…

… und sind angenehm überrascht. Zuerst einmal großes Lob für die interessanten Infos zum historischen Hintergrund. Vielen Spieleentwickler gelingt es, interessante historische Seetings zu finden, schaffen es aber nicht, dem Spieler in gebotener Kürze einen Einblick darin zu geben. Im Grunde ist das auch ziemlich schade, denn insbesondere auf diesem Wege kann nicht nur die Lust zum Spiel sondern auch die Freude an Geschichte geweckt werden. Deshalb ein dickes Plus für die Spielmacher!

Das Spielprinzip an sich ist gar nicht mal so kompliziert, wie es vielleicht beim ersten Überfliegen der Spielbeschreibung erscheinen mag. Ziel ist es, sich die Stimmen der anderen Kardinäle zu kaufen, um letzten Endes als frisch gewählter Papst vom Platz zu gehen. Mit Geld und Edelsteinen muss man um Stimmen und zielführende Hilfsmittel bieten, welche die Konkurrenten auf die Plätze weist. Nur wer am Ende die Konklave hinter sich weiß, kann siegen.

Um das Ziel zu erreichen, muss man nicht nur die vorhandenen Geldmittel einsetzen, sondern auch das Verhalten des Gegners beobachten, einschätzen und analysieren. Nur wer effektiv und strategisch geschickt vorgeht, kann sich im Kampf um die Papstweihe behaupten.

Das Spiel läuft in Runden ab, wobei jede Runde in vier Phasen zu unterteilen ist: In der ersten Phase werden Aktionskarten, politische Karten und Kardinalskarten in der allgemeinen Auslage (für jeden sichtbar) aufgedeckt. In der zweiten können Aktionskarten gespielt werden, die müssen vor den eigenen Sichtschirm (alle eigenen Karten hinter dem Sichtschirm sollten für die Mitspieler unsichtbar sein) verdeckt gelegt und am Ende der Phase – gemeinsam mit den anderen – umgedreht und abgearbeitet werden. In der dritten Phase wird um die Karten in der allgemeinen Auslage geboten (mit Edelsteinen), in der vierten werden diese dann dementsprechend verteilt.

Für “Habemus Papam” benötigt man 3-4 Mitspieler, es eignet sich also insbesondere für Spielabende im Kreis der Familie oder unter Freunden. Für Zugfahrten ist es nur mit Einschränkungen zu empfehlen, spätestens bei einer kurvenreicheren Strecke wird es Probleme mit umherfliegenden Kleinteilen geben. Zwar wird das Mindestalter vom Hersteller mit 10 Jahren angegeben, aus unserer Sicht ist das jedoch sehr optimistisch – 12-13 Jahre sind schon eher angemessene Angaben.

Das Spiel selbst hat uns sehr gut gefallen: Angefangen von der Idee über die gestalterische Umsetzung bis hin zur Spieltiefe ist “Habemus Papam” sehr gut gelungen. Uns gefiel nicht nur die Liebe zum Detail, sondern auch das sehr ausgefeilte Spieldesign. Bereits nach ein, zwei Durchgängen dürfte spätestens klar sein, dass nicht nur ein sondern mehrere Wege nach Rom führen. Es liegt an dem Spieler zu entscheiden, welche Strategie er nutzt, um den Heiligen Stuhl zu besetzen. Nur mit cleverem Taktieren und vorausschauendem Denken kann gewonnen werden.

Wer sich das Spiel zum ersten Mal zu Gemüte führt, ist gut beraten, wenn er sich die Spielanleitung ausführlich durchliest und eine Proberunde durchführt. Spätestens dann dürfte jedoch das Spielprinzip klar geworden sein. Auf jeden Fall ist “Habemus Papam” nicht so einfach, dass man einfach drauflos spielen kann – ein Minimum an Eingewöhnungszeit muss eingeplant werden. Die Spieldauer bei einem regulären Durchgang schwankt zwischen einer halben Stunde und ca. 45-50 Minuten.

Fazit

“Habemus Papam” ist ein interessantes Spiel. Auf der einen Seite wird spannende und anspruchsvolle Unterhaltung geboten, auf der anderen Seite regt es dazu an, sich mehr mit historischen Gegebenheiten auseinanderzusetzen. “Habemus Papam” ist ein gelungenes Beispiel anregender Familienunterhaltung!

Das Spiel im DDD Verlag erschienen und im Handel für knapp 14€ erhältlich. (S. Ziegler)

  • Autor: Christoph Bauer
  • Grafik: Katharina Kubisch
  • Verlag:     Dausend Dode Drolle Verlag GmbH
  • Kategorie: Gesellschaftsspiel
  • Anzahl Spieler: 3-4
  • Altersgruppe: ab 10 Jahre
  • Spieldauer: ½ bis ¾ Stunde
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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.