Angesagt – Jan Kirschner

Bild Jan Kirschner/ Bildrechte Jan Kirschner

Sehr geehrter Herr Jan Kirschner ,
Ihr erstes Spiel Tudor erscheint in diesem Jahr bei Corax Games. Für die Leute, die Sie noch nicht kennen, wie würden Sie sich beschreiben?

Jan Kirschner: In drei Worten – optimistisch, neugierig, lebenslustig.

Die Redaktion: Tudor führt den Spieler in das englische Mittelalter, in die Zeit des Königs Heinrich VIII von England. Was hat Sie an diesem Thema gereizt? Und wie kommt man als neuer Autor im Spielbereich dazu, so ein komplexes Thema aufzugreifen?

Jan Kirschner: Mittelalterthemen kommen bei Strategiespielen immer gut an. Das Spiel hat eine hohe interaktive Komponente – Spielfiguren werden aus ihren Posten verdrängt oder blockiert – gerade so wie es am englischen Hofe üblich war. Dort rollten auch die Köpfe – selbst der engsten Vertrauten und sogar vor seinen eigenen Frauen machte Heinrich der Achte nicht Halt.

Die Redaktion: Wie sind Sie dann zu Corax Games gekommen? Nimmt man sein Spiel unter den Arm und klingelt überall?

Jan Kirschner: Für Spieleautoren gibt es verschiedene Möglichkeiten Kontakt zu Verlagen zu knüpfen. Da fällt mir zum Beispiel das jährlich stattfindende Göttinger Autorentreffen ein oder die Spielemesse in Essen. In meinem Fall kannte ich einen damaligen Mitarbeiter bei Corax Games, der einen Termin beim Verlag in Merseburg ermöglichte.

Dort konnte ich den Prototypen dann direkt dem Verlagschef vorstellen.

Die Redaktion: Wie wird aus einem Prototyp ein fertiges Spiel? Welche Schritte muss das Spiel durchlaufen, bevor es im Angebot ist?

Jan Kirschner: Zunächst wird der Prototyp vom Verlag auf Herz und Nieren geprüft. Sobald er für gut befunden wurde, wird ein Vertrag mit dem Autor geschlossen und dann geht die eigentliche Verlagsarbeit los: Grafiker suchen, Material kalkulieren, Produktionsplanung, Spielregel schreiben und weiter am Spiel feilen.

Die Redaktion: Inwieweit wurden Sie dabei vom Verlag unterstützt und welche Aufgaben hatte der Verlag übernommen, bevor das Spiel im Laden stehen kann?

Jan Kirschner: Wie gesagt, die Hauptarbeit liegt nach der Abgabe des Prototypen beim Verlag. Der Autor wird regelmäßig informiert, bekommt die Grafikentwürfe zu sehen, wird zu Regeländerungen befragt und testet weiterentwickelte Versionen des Prototypen.

Die Redaktion: Haben Sie nun das bekanntliche Blut geleckt, um weitere Spiele zu entwickeln?

Jan Kirschner: Weitere Spiele sind schon parallel entstanden. Manchmal musste ich Pausen einlegen und arbeitete dann an anderen Projekten weiter, bevor ich Tudor wieder aufgriff. Wenn Tudor gut läuft, wird mir das sicher Ansporn geben, auch die anderen Projekte zu realisieren.

Die Redaktion: Sie haben hierbei viele Erfahrungen als junger Autor gesammelt. Was würden Sie jungen Nachwuchsautoren raten, die ebenfalls ein Spiel veröffentlichen wollen?

Jan Kirschner: Nun, ich würde mich nach der ersten Veröffentlichung nicht als Experten bezeichnen, aber einen Rat habe ich auf jeden Fall – nicht aufgeben!!!

Ok – noch ein paar mehr – Kritik zulassen und nicht vorzeitig abblocken, das Spiel immer wieder überprüfen, ob es überfrachtet ist, der Spannungsbogen stimmt, Spaß macht. Ganz wichtig ist der Schritt aus dem eigenen Freundeskreis herauszutreten und das Spiel mit Fremden zu spielen (zum Beispiel auf Messen).

Die geben schonungslos Kritik und bringen dadurch das Spiel oft weiter.

Bild Corax/ dies ist eine Skizze

Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Jan Kirschner: Im Elternhaus waren das die Kartenspielklassiker Rommé, Canasta, Skat und Doppelkopf sowie die Brettspielklassiker Dame, Mühle, Schach. Später kamen dann Monopoly, Risiko und Siedler von Catan hinzu.

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

Jan Kirschner: Da ich das Nesthäkchen war, hatte ich natürlich Probleme mit dem Verlieren. Meine Eltern drückten immer Mal ein Auge zu, aber meine älteren Geschwister nicht. Das hat mich extrem angespornt besser zu werden und die Spiele regeltechnisch zu durchdringen.

Da fing es vermutlich auch an, dass ich begonnen habe, Regeln zu verändern und neu zu interpretieren, was mir bei den späteren Eigenentwicklungen sicherlich zu Gute kam.

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Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Jan Kirschner: Ok, das ist jetzt ein Insider: Niccolò Machiavelli, der Teufel und Kay Kuchelmeister.

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?

Jan Kirschner: Ich selbst mag am liebsten komplexe Spiele wie Agricola, Die Burgen von Burgund oder Terraforming Mars. Mit den Kindern spiele ich gerne Wizard, Ubongo und Love Letter.

Die Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?

Jan Kirschner: Bei den Erwachsenenspielen nicht, mit den Kindern zum Spaß ab und zu. Aber dann so offensichtlich, dass sie es mitbekommen und mich dann empört zur Rede stellen.

Die Redaktion: Auf welche Frage hätten Sie in letzter Zeit keine Antwort?

Jan Kirschner: Auf die nächste (Smiley). Vielen Dank für das Gespräch!

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.