Sehr geehrter Herr Hans-Georg Krämer,
Sie sind der Autor des Spiels „Magische Quadrat-Muster“, welches Sie im Eigenverlag (Quadratspiele-Caupo GmbH) herausgeben.
Die Redaktion: Und da man noch wenig über Sie weiß, würde ich Sie einfach bitten, sich kurz vorzustellen.
Hans-Georg Krämer: Ich bin pensionierter Gymnasiallehrer mit den Fächern Latein und Französisch. Vor allem den Grammatikunterricht habe ich geliebt, weil ich Freude daran habe, komplizierte Strukturen so aufzubereiten, dass sie leichter verständlich werden.
Da wird schon eine gewisse Beziehung zu den Magischen Quadrat-Mustern deutlich.
Die Redaktion: Wie sind Sie dazugekommen, das Spiel „Magische Quadrat-Muster“ zu entwickeln und zu schreiben?
Hans-Georg Krämer: Kurz nach meiner Pensionierung stieß ich auf Notizen, die ich 1986 zu magischen Quadraten aus den Zahlen 1 bis 16 gemacht hatte (Diese Zahlen bilden ein magisches Quadrat, wenn sie so angeordnet sind, dass in 4 Zeilen, 4 Spalten und den beiden Diagonalen die Summe jeweils 34 ist).
Als Pensionär hatte ich endlich Zeit, die 1986er-Idee farbiger, schraffierter Legekarten wieder aufzugreifen. An die Entwicklung eines Spiels dachte ich da noch nicht. Mein Motiv war vielmehr, mit Hilfe grafischer Mittel die Ordnung, die ich hinter den magischen Quadraten vermutete, sichtbar zu machen.
Nach einigen Fehlversuchen gelang es mir, den 16 Zahlen 4 Farben und 4 Schraffuren so zuzuordnen, dass die in den 880 magischen Quadraten verborgenen Strukturen als von Symmetrien geprägte farbige Muster erschienen. Das Erstellen immer neuer magischer Quadrate ging nun viel einfacher.
Ich empfand es als faszinierendes Spiel, als ein Puzzle voller Überraschungen. Das war sozusagen der „Urknall“, der zur Entwicklung des Spiels „Magische Quadrat-Muster“ (mit 100 Aufgabenkarten usw.) geführt hat.
Die Redaktion: Wie viel Zeit musste vergehen, bis das Spiel „Magische Quadrat-Muster“ fertig war?
Hans-Georg Krämer: Bis zur Fertigstellung eines Prototypen vergingen etwa drei Jahre, unterbrochen von monatelangen, schöpferischen Pausen. Ein anschließender Test in zwei Grundschulklassen (3. und 4. Schuljahr) verlief so überzeugend, dass ich danach zielstrebiger weitermachte.
Vor allem die Spielanleitung und den Anhang musste ich immer wieder an neue Erkenntnisse anpassen. Bis zur Veröffentlichung im Sommer 2017 vergingen noch mal rund drei Jahre, was auch mit dem Verlag zusammenhing.
Die Redaktion: Wollten Sie dabei auch schon immer das Spiel im Eigenverlag veröffentlichen, um unabhängig zu bleiben?
Hans-Georg Krämer: Nein. Nach dem Grundschulversuch stellte ich den Prototypen zwei großen Lernspielverlagen vor. Trotz viel Lob für meine Idee bekam ich Absagen, weil das Spiel nicht in die Verlagsprogramme passte.
Nach der oben erwähnten Perfektionierung des Spiels wagte ich schließlich die Gründung eines eigenen Verlags, was in der Tat den Vorteil hat, dass ich unabhängig bleibe.
Die Redaktion: Ist Ihr Beruf – Lehrer – ein ausschlaggebender Grund für die Entwicklung des Spiels?
Hans-Georg Krämer: Höchstens insofern, als ich gern erkläre und lehre (s.o.). Entscheidend war Folgendes: Die mit Hilfe der Legekarten erstellten magischen Quadrate sind nicht mehr langweilige Zahlenpäckchen, sondern schöne, symmetrische Muster. Und ihre Erstellung wird radikal vereinfacht.
Denn die Farben und Schraffuren helfen, Irrwege zu vermeiden und zielführende Wege zu finden. Das musste ich einfach veröffentlichen, zumal es in Form eines spannenden, äußerst vielseitigen Knobel- und Lernspiels möglich war.
Dass das Spiel nebenbei ein vielseitiges geistiges Training für Jung und Alt ist, gefällt dem Pädagogen in mir natürlich besonders.
Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Hans-Georg Krämer: In meiner Familie wurde viel gespielt; es gab ja um 1950 herum weder Fernsehen noch Computer noch organisierte Freizeitgestaltung. Aus dem kleinen Angebot fällt mir ein: Mensch ärgere dich nicht, Halma, Spitz pass auf; dazu Kartenspiele: 66, Du lügst, Schwarzer Peter, Mau Mau, Doppelkopf. Später auch Mühle, Dame, Schach.
Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?
Hans-Georg Krämer: Spiele mit Eltern, Tanten und Onkeln gehörten seit frühester Kindheit für mich und meine Schwester zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Wahrscheinlich empfanden wir dabei eine größere Zuwendung als beim Spiel mit Gleichaltrigen. Und die Erwachsenen konnten Tipps geben und neue Spiele erklären.
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Hans-Georg Krämer: Daniel Barenboim. Er erfreut die Menschen als genialer Musiker; er kämpft für den Frieden. Wie ist er als Spieler?
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?
Hans-Georg Krämer: Seit 60 Jahren ist Schach mein Lieblingsspiel. Am unterhaltsamsten finde ich Doppelkopf. Als meine Töchter klein waren, puzzelten meine Frau und ich gern mit ihnen.
Wir spielten weitere Legekartenspiele, Quartette, Deutschlandreise, Mensch ärgere dich nicht, Heimlich & Co., Hase und Igel – diese Klassiker (und neuerdings natürlich Magische Quadrat-Muster) spielen übrigens auch unsere Enkel(innen) gern, am liebsten mit Eltern und Großeltern.
Die Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?
Hans-Georg Krämer: Jedes Spiel lebt durch seine Regeln. Schummeln geht gar nicht.
Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?
Hans-Georg Krämer: Die Frage ist durch „Magische Quadrat-Muster“ beantwortet. Ein weiteres Spiel? Gern!
Die Redaktion: Auf welche Frage hatten Sie in letzter Zeit keine Antwort?
Hans-Georg Krämer: Eigentlich ist es genau diese Frage. Aber indem ich die Antwort gebe, ist sie auch schon nicht mehr wahr!
Die Redaktion: Welches Spielthema würde Sie reizen?
Hans-Georg Krämer: Ein Spiel mit sprachlichem Schwerpunkt. Aber auch das Thema magische Quadrate ist noch nicht ausgeschöpft.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Hans-Georg Krämer: Ich lasse die Dinge auf mich zukommen.