Angesagt – Collien Ulmen-Fernandes

Bildrechte Moritz Thau.

Sehr geehrte Frau Collien Ulmen-Fernandes,
Sie sind Schauspielerin, Moderatorin, Autorin und Mutter. Jetzt erscheint Ihr zweites Kinderbuch mit dem Titel LOTTI & OTTO – EINE GESCHICHTE ÜBER »ECHTE KERLE«, ALTE VORURTEILE UND NEUE FREUNDE.

Die Redaktion: Können Sie uns bitte kurz verraten, um was es in dieser Geschichte geht?

Collien Ulmen-Fernandes: Es geht um Vorurteile. Grundsätzlich kann man sagen, dass der Rassismus dort am größten ist, wo der Migrationsanteil am geringsten ausfällt.

Das Fremde, das Neue, das Unbekannte was da kommt, macht vielen erstmal Angst. Genau so ergeht es unseren Waldbewohnern. Der besorgte Bär Bärndt hat gehört, dass Tiere aus einem anderen Land in die Waldsiedlung ziehen, sie heißen DikDiks, sollen nachtaktiv sein und ziemlich große Hörner haben.

Schnell machen böse Gerüchte die Runde „Frau Dachs hat erzählt, dass Herr Hirschkäfer ihr erzählt hat, dass Frau Eule erzählt hat…“.

Die Waldtiere sind am Ende sehr aufgebracht und verängstigt. Doch dann sind die Neuankömmlinge ganz anders als erwartet und wir lernen, dass aus Fremden Freunde werden können.

Bild Edel:Kids Books

Die Redaktion: Menschen machen Fehler und davon sind Eltern nicht ausgenommen. Wie oft habe ich mich selbst dabei erwischt, in typische Fettnäpfchen zu treten, gerade wenn man mit dem eigenen Kind spricht. Gerade in der jetzigen Zeit. Wie soll man mit Kindern über das Thema Virus sprechen?

Collien Ulmen-Fernandes: Genau das habe ich mich auch gefragt und die Frage an die Expertinnen in meiner Sendung „Familien allein zu Haus – Alltag in Zeiten von Corona“ weitergegeben.

Die sagen, dass man mit Kindern auf jeden Fall über das Thema sprechen sollte, egal wie klein sie sind. Kinder bekommen mehr mit, als man oft meint. Wichtig sei dabei aber, dass man alles weglässt, was den Kindern Angst machen könnte, man kindgerecht erklärt, weshalb sie Oma und Opa zurzeit nicht besuchen können, dabei ist wichtig, dass man in seiner Wortwahl so positiv wie möglich bleibt, so die Expertinnen.

Die Redaktion: Wie gehen Sie als Mensch und Autorin mit der Situation um? Und was macht das mit Ihnen persönlich?

Collien Ulmen-Fernandes: Anfangs hat mich die Situation sehr aufgewühlt, ich hatte starke Schlafstörungen, habe jeden Artikel über die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse zu diesem Virus gelesen. Das hat mich wahnsinnig beschäftigt und dann habe ich gemeinsam mit ZDFneo die Zeit kreativ genutzt, indem wir Menschen in ihrem Corona-Alltag begleitet und somit ein tolles Format zu diesem Thema umgesetzt haben.

Die Redaktion: Kinder sind ehrlich und offen. Inwieweit ist das für Sie als Autorin eine Herausforderung?

Collien Ulmen-Fernandes: Ich denke, dass wir in dieser Hinsicht einiges von den Kindern lernen können. In meinem Buch gibt es noch einen zweiten Handlungsstrang, eine kleine Mäusefamilie, die in Ottos Küche lebt und die man auf jeder Seite im Hintergrund entdecken kann.

Ich wollte, dass die Mäuse bei jedem negativen Vorurteil der großen Waldtiere eine positive Assoziation haben. „Große Hörner?“ „Prima! Dazwischen kann man bestimmt gut eine Hängematte aufhängen.“ „Ein großer Rücken?“ „Praktisch, um darauf zu rutschen oder für`s Huckepack tragen.“

Am Ende haben die Mäuse selbst eine Migrationsgeschichte, da ein südindischer Stachelbilch zuzieht, nur gehen sie viel unbeschwerter mit dem ganzen Thema um als die Großen. Und genau das können wir Großen von den Kleinen lernen: Unbeschwertheit und Offenheit.

Bild Edel:Kids Books

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten?

Collien Ulmen-Fernandes: Meine Tochter liebt Monopoly. Sie hat es bei den Großeltern entdeckt. Ich war sehr überrascht, als sie auf einmal vorschlug Monopoly zu spielen. Nicht dass aus ihr noch eine knallharte, kapitalistische Abzockerin wird. (lacht)

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

Collien Ulmen-Fernandes: Dass man sich darin verlieren kann. Wenn wir in den Urlaub fahren, haben wir immer einen halben Koffer voller Gesellschaftsspiele dabei. Früher hat im Urlaub oft jeder abends seinen eigenen Kram gemacht, gelesen oder am Handy herum gedaddelt. Nun verbringen wir die Zeit lieber gemeinsam mit einem Spiel.

Die Redaktion: Wenn Sie eine Sache auf der Welt verändern dürften, was wäre das?

Collien Ulmen-Fernandes: Das ist schwer zu sagen, da es so viel auf dieser Welt gibt, was es zu verändern gilt. Diese Welt ist ein verdammt ungerechter Ort. Ich war mit Unicef in Afrika, kenne die Slums in Indien, habe für eine Dokumentation über die Textilproduktion die Nähfabriken in Kambodscha besucht.

Es gibt so viel, wo man anpacken müsste, ich kann mich daher gar nicht auf eine Sache festlegen.

Bildrechte Moritz Thau.

Die Redaktion: Was planen Sie in der Zukunft? Und wird es eine Fortsetzung von Lotti und Otti geben, denn die Figuren sind einfach nur liebenswert.

Collien Ulmen-Fernandes: Es kommt drauf an. Wenn sich niemand für den zweiten Teil interessiert, dann lässt mich der Verlag wohl eher keinen weiteren Teil schreiben. Jetzt stecke ich erstmal in Dreharbeiten bis Ende des Jahres, normalerweise fahren wir danach, Richtung Ende Dezember immer in den Urlaub. Mal schauen, ob das in diesem Jahr möglich ist.

Was die nahe Zukunft angeht: Am 04. Oktober um 20:15 kommt ein ZDF-Spielfilm, in dem Birte Hanusrichter und ich die Hauptrollen spielen. Es geht um eine Frauenfreundschaft. Die Dreharbeiten waren toll, wir waren in Spanien, haben abends mit den Füßen im Hotelpool unseren Text gelernt.

Birte ist sehr lustig. Wir haben uns total gut verstanden, am liebsten würde ich ab jetzt nur noch Filme mit Birte Hanusrichter drehen.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Collien Ulmen-Fernandes: Ich würde Lotti&Otto einladen. Und die Mäusefamilie aus Ottos Küche. Und den südindischen Stachelbilch. Und Birte Hanusrichter. Das wird bestimmt ein megalustiger Abend.

Herausgeber : Edel:Kids Books

Das Copyright für die Pressephotos liegt bei Moritz Thau.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.