Sehr geehrter Herr Marc Bretthauer-Baum,
Sie sind Geschäftsführer von Silverlit, einem international agierenden und innovativen Spielzeughersteller. Die Firma Silverlit wurde 1977 in Hongkong gegründet und seit 2019 sind Sie Geschäftsführer des Unternehmens in Deutschland.
Die Redaktion: Ist das für Sie ein Traumberuf, denn in uns Erwachsenen steckt doch immer noch ein Kind?
Marc Bretthauer-Baum: Nach über zwanzig Jahren in der Spielware kann man glaube ich von einem Traumberuf sprechen. Es macht immer wieder Spaß, Kinderaugen zum Leuchten zu bringen und Begeisterung zu wecken.
Die Redaktion: Wenn man in der Spielbranche tätig ist, muss man da spielaffin sein?
Marc Bretthauer-Baum: Es hilft auf jeden Fall, wenn das „innere Kind“ sich begeistern lässt, ich versuche auf jeden Fall, so viele unserer Produkte wie möglich zu testen, um mir ein Bild zu machen und hoffe, nie so richtig erwachsen zu werden und weiter Spaß am Spielen zu haben.
Meine vier Kinder und jetzt die Kinder meiner Lebensgefährtin durften und dürfen im Zweifelsfall immer als Testobjekt herhalten, wenn ich mir bei einem Produkt nicht ganz sicher war oder bin.
Die Redaktion: Auf welche Produkte kann sich der Kunde 2020 aus dem Hause Silverlit freuen? Und was sind Ihre besonderen Favoriten?
Marc Bretthauer-Baum: Meine Favoriten sind bei EXOST im Fahrzeugbereich der 360 Cross, den wir gerade überarbeitet und verbessert haben, sehr robust und für jede Menge Action zu haben und der neue Hyper Drift mit speziell entwickelten Doppelreifen, der um jede Kurve driftet, in der Robotik bei YCOO die Ballon Punchers, insbesondre da wir damit den diesjährigen Toy Award gewonnen haben und die Verbindung zwischen klassische Action und neuer Technik geschafft haben.
Ansonsten habe ich selber viel Spaß mit unseren Bumper Drohnen gehabt, die ich sowohl drinnen als auch draußen eingesetzt und sogar auf dem benachbarten Weiher gelandet und gestartet habe.
Die Redaktion: Wie lange dauert die Entwicklung eines Produktes von Silverlit, wie zum Beispiel der Robo Dash? Von der Idee bis dann das Spielzeug vom Band läuft?
Marc Bretthauer-Baum: Schwierig zu sagen, manchmal liegen Ideen jahrelang im Schrank, weil sie sich noch nicht realisieren lassen, die Technik noch nicht soweit ist, teilweise geht es auch sehr schnell, wenn alles passt.
Die Redaktion: Inwieweit fließen die Ideen, vor allem von Kindern, bei der Entwicklung von neuen Produkten bei Ihnen ein?
Marc Bretthauer-Baum: Jeder Kommentar, jede Anmerkung findet seine Beachtung und wird, soweit es möglich ist und Sinn macht, berücksichtigt, ob von Kinderseite oder von Erwachsenenseite. Vielleicht haben wir gerade deswegen auch Erfolg, weil wir versuchen, zuzuhören und Qualität und Spielspaß zu vereinen, es mehr um coole Action als um maßstabsgetreue Produkte geht.
Bei der Auswahl des aktuellen Sortimentes für den deutschen Markt habe ich mir ganz genau angeschaut, was bei den Kids angekommen ist und was nicht. Ein kritischeres Testpublikum als die Zielgruppe gibt es nicht.
Die Redaktion: Wie wichtig ist heute die Verbindung modernes Spielzeug kombiniert mit dem klassischen Spielzeug und inwieweit schafft Ihr Unternehmen diesen Spagat?
Marc Bretthauer-Baum: Mit den Balloon Punchers haben wir genau diesen Spagat geschafft und klassische Action zu Zweit oder zu Viert mit neuer Technologie verbunden.
Ich denke, so eine Verbindung muss aus der Idee entstehen und nicht zwanghaft gewollt werden. Beides hat seine Daseinsberechtigung und wenn es passt, schafft eine Verbindung neuen Spielwert.
Die Redaktion: Wo sehen Sie die Spielbranche im Jahr 2030?
Marc Bretthauer-Baum: Ich denke, es wird auch in zehn Jahren das klassische Spielzeug geben. Gerade in der letzten Zeit haben wir erlebt, welchen Boom die Corona Pandemie bei klassischem Spielzeug wie Brettspielen und Puzzles ausgelöst hat. Die Entwicklung der Technik wird aber ganz bestimmt auch neue Ideen bringen.
Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Marc Bretthauer-Baum: Meine beiden Brüder und ich sind gemeinsam mit Playmobil großgeworden, haben viel mit Lego und Bauklötzen gespielt – und waren bei Wind und Wetter zu jeder Jahreszeit mit Freunden draußen, im Wald, auf dem Bolzplatz, …
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Marc Bretthauer-Baum: Ramses oder Napoleon würde ich definitiv gerne zu einer Runde einladen.
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?
Marc Bretthauer-Baum: Ich bin ein großer Fan von Strategiespielen, das hat mich vor langer Zeit auch tatsächlich in die Spielwarenbranche gebracht. Je komplexer, desto besser.
Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?
Marc Bretthauer-Baum: Die Interaktion mit den anderen Spielern, zusammen und miteinander zu spielen, zu lachen, sich zu ärgern, einen gemeinsamen Abschluss zu finden.
Die Redaktion: Wenn Sie eine Sache auf der Welt verändern dürften, was wäre das?
Marc Bretthauer-Baum: Den Menschen vermitteln, dass wir nur eine Erde haben und dafür verantwortlich sind, sie möglichst intakt an die nächste Generation weiterzugeben.
Die Redaktion: Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?
Marc Bretthauer-Baum: Ich würde mir mit auf den Weg geben, positiv durch das Leben zu gehen, alles, was einen interessiert, auszuprobieren und Veränderungen anzunehmen.
Mein jüngeres Ich selbst sollte nie aufhören, zu lernen und sich bewusst sein, dass auch Misserfolge Erfolge sind und es mit dem nötigen Selbstbewusstsein fast alles schaffen kann, was es sich vorstellt.
Die Redaktion: Was planen Sie in der Zukunft?
Marc Bretthauer-Baum: Geschäftlich Silverlit in den nächsten Jahren in die Top30 der Spielwarenbranche zu führen, privat weiterhin jung zu bleiben und nie richtig erwachsen zu werden.