Thomas „Tommy“ Krappweis

Bild Tommy Krappweis Privat

Sehr geehrter Herr Thomas „Tommy“ Krappweis,
Sie sind Autor, Komiker, Regisseur, Produzent, Stuntman und Musiker. Weiterhin haben Sie für Bernd das Brot, dessen sprichwörtlicher Schöpfer Sie sind, den Adolf-Grimme-Preis erhalten. Und nun arbeiten Sie am Hörbuchprojekt Lord Schmetterhemd (Autor Max Kruse). Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?

„Tommy“ Krappweis: Ich war immer schon ein Fan von Max Kruse, seine Geschichten haben mich maßgeblich geprägt – sowohl in den Versionen der Augsburger Puppenkiste, als auch in Buchform.

Darum baute ich in meine Hörspielserie „Ghostsitter“ eine kleine Hommage an „Lord Schmetterhemd“ ein, die vermutlich nicht einmal Kenner der Bücher sofort erkannt hätten.

Als ich zwei Jahre später an einer weiteren Folge schrieb, drängte sich ein Gastauftritt des Lords und seines Butlers förmlich auf und ich kontaktierte die Erben sowie die Agentur, ob das denn im Bereich des Möglichen wäre.

Ich war völlig beseelt, als nicht nur das OK dafür kam, sondern auch noch Max Kruses Nichte Dana Geissler eine Rolle in dem Hörspiel übernahm. Bei der gemeinsamen Arbeit wurde die Idee zu der Hörspielfassung von „Lord Schmetterhemd“ geboren.

Die Redaktion: Wie wichtig war bei diesem Projekt die Zusammenarbeit mit den Erben von Max Kruse?

„Tommy“ Krappweis: Allen war von vornherein klar, dass ich nicht nur das Einverständnis für eine 1:1 Umsetzung der Bücher brauchte, sondern auch eine gewisse kreative Freiheit, um aus dem Stoff eine neunteilige Hörspielserie zu machen.

Dass man mir das gewährte, ist eine große Ehre für mich und ich war sehr darauf bedacht, die Vorlage nicht unnötig zu verändern.

Ich hatte vor Jahren einmal die Gelegenheit gehabt, Max Kruse bei einem Abendessen kennenzulernen und wir stellten schnell fest, dass wir „Humor-kompatibel“ waren.

Das half mir jetzt bei der Erweiterung der Dialoge und weiteren Ausgestaltung der Story. Dana bekam die Scripts immer als erstes zu lesen und als von ihr der „Daumen hoch“ kam, war ich schon sehr erleichtert.

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Die Redaktion: Für dieses Projekt haben Sie namhafte Sprecher, wie Bastian Pastewka, Oliver Kalkofe und Götz Otto gewinnen können. Wie haben Sie dies geschafft? Rufen Sie dabei zum Beispiel Bastian Pastewka an, nach dem Motto, Bastian, hast du Zeit und machst du mit?

„Tommy“ Krappweis: Es gibt Kollegen wie Wigald Boning oder Hugo Egon Balder, wo wir einander immer gegenseitig grundsätzlich zusagen – egal, was der andere vorhat. Bastian kann ich zwar anrufen und vorwarnen, aber er würde nie zusagen, bevor er nicht ganz genau weiß, was, wie und für wen. So ist es eigentlich bei den meisten Kolleg*Innen.

Grundsätzlich machen alle schon gerne bei meinen Projekten mit, aber natürlich muss es auch passen.

Die Redaktion: Können Sie bitte in ein oder zwei Sätzen den Inhalt der Geschichte verraten?

„Tommy“ Krappweis: „Lord Schmetterhemd“ handelt von einem schottischen Lord, der mit seinen drei Vorfahren – die in Tiergestalt aus dem Jenseits zurückgekehrt sind – und Butler Cookie in den Wilden Westen reist, um dort eine geheimnisvolle Prophezeiung zu erfüllen. Das Ganze ist ein einzigartiger Mix aus Humor, Abenteuer, Western und Geistergeschichte für die ganze Familie.

Die Redaktion: Kinder sind ehrlich und offen. Inwieweit ist das für Ihr Hörbuch eine Herausforderung?

„Tommy“ Krappweis: Da ich mir eine Menge „Kindheit“ bewahrt habe, ist die erste Herausforderung erstmal die, dass es mir selbst damals hätte gefallen müssen und auch heute noch gefallen muss.

Erst wenn diese beiden Kriterien erfüllt sind, wage ich es überhaupt, das Ganze auch Kindern vorzuspielen. Bislang bin ich damit sehr erfolgreich gefahren und ich hoffe, dass das so bleibt.

Die Redaktion: Welche Botschaft wollen Sie Ihren jungen Hörerinnen und Hörern vor allem vermitteln?

„Tommy“ Krappweis: Das sind im Wesentlichen drei Dinge: Wenn wir weiter an einer toleranten Gesellschaft arbeiten wollen, dann dürfen wir nicht zulassen, dass die Intoleranz zu viel Raum gewinnt. Schon Karl Popper hat festgestellt, dass das eigentlich ein Paradoxon ist. Aber umso wichtiger ist es, dass man sich dessen bewusst ist.

Mein zweites großes Anliegen ist, aufzuzeigen, dass man viele Konflikte durch echtes Zuhören und eine Prise Humor meistern kann. Und die dritte Botschaft ist die, dass Kinder lernen, zwischen Bauchgefühl, Meinung und Fakten zu unterscheiden und dazu gehört eine verantwortungsvolle Quellenkritik.

In „Lord Schmetterhemd“ studiert der Lord zum Beispiel eine alte Schatzkarte und ohne die richtigen Bücher über die Kultur der amerikanischen Ureinwohner wäre er aufgeschmissen. Nun muss er noch richtig kombinieren und am Ende auch sein Bauchgefühl einsetzen, um ans Ziel zu gelangen.

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Die Redaktion: Wie kann man sich einen Tag im Studio bei der Produktion vorstellen?

„Tommy“ Krappweis: Die Aufnahmen beginnen meistens gegen 10:00, da ich kein sonderlich begabter Frühaufsteher bin. Wir versuchen so gut es geht, im Ensemble aufzunehmen – also möglichst alle gemeinsam. Aufgrund der Pandemie stehen zwar alle in einzelnen Räumen, sind aber über Fenster oder Webcam und natürlich via Kopfhörer miteinander verbunden.

Manchmal schalten wir auch Stimmen aus anderen Orten über das Internet hinzu, die dann auch via Webcam für alle zu sehen sind. Dann lesen wir gemeinsam das Script ein, stoppen an Stellen, wo sich mal wer verhaspelt oder wenn ich eine Regieanmerkung habe. Dazwischen gibt es immer wieder kleine und große Pausen, denn das ist trotz all dem Spaß auch ziemlich anstrengend.

Die Redaktion: Was denken Sie, wo treffen und wo unterscheiden sich der kindliche und der erwachsene Humor?

„Tommy“ Krappweis: Bei jungen Kindern funktioniert natürlich vorrangig die Slapstick Comedy, also actionbetonter Humor – egal ob Bild oder Ton. Aber schon im Grundschulalter lachen Kinder auch über Sprachwitz, Irrungen und Verwirrungen und zunehmend über Charactergags – also Humor, der aus den Figuren und ihrem Umgang miteinander kommt.

Das Einzige, was bei Kindern logischerweise nicht immer funktioniert, sind Anspielungen auf Dinge, die sie (noch) nicht kennen. Wenn jemand Star Wars nicht kennt, wird ihm der Satz „Das sind nicht die Droiden, die ihr sucht“ kaum etwas sagen und auch Witze über Beziehungen, Ehe oder Job können von Kindern zwar vom puren Informationsgehalt her verstanden werden, führen aber nicht unbedingt zu einem Lacher.

Mein Ansatz ist, dass wichtige Aspekte der Story nicht in einer Anspielung für Ältere verpackt sind. Dann überhören die Jüngeren den Gag und das ist egal, denn es ist nicht wesentlich für das Verständnis der Story. Dafür lachen sie dann eben ein paar Jahre später, wenn sie es nochmal hören.

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Die Redaktion: Wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

„Tommy“ Krappweis: Da die Interessen meiner Eltern im sportlichen Bereich lagen und ich eigentlich nur lesen, Lego bauen, mit der Super 8 Kamera filmen oder mit meinen Marionetten spielen wollte, hatten wir keine große Schnittmenge. Ich erinnere mich aber, dass ich meinen Vater ab und zu zum Legobauen nörgeln konnte. Dafür stellte er mich auf Skier oder schleppte mich mit zum Bergwandern.

Umso schöner war es für uns beide, als wir 2015 damit begannen, gemeinsam Bücher zu schreiben und auf Lesetour zu gehen. Das war endlich einmal etwas, was uns beiden gleich viel Spaß machte.

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

„Tommy“ Krappweis: Um ehrlich zu sein: Meine Aktivitäten waren immer schon eher auf „Singleplayer“ eingestellt und ich war dankbar, wenn ich diesen in Ruhe nachgehen konnte.

Gerade die Erstellung von Stop Motion Filmen, was ich im Alter von 8 Jahren für mich entdeckt hatte, erforderten Ruhe und Konzentration, sowie geschlossene Türen und Fenster für gleichbleibende Lichtverhältnisse.

Und das war meinen sehr aktiven Eltern, sowie dem kleinen Bruder nicht so einfach beizubringen. Nicht zuletzt familientypischer Humor hat uns allen geholfen, zu akzeptieren, wie unterschiedlich wir in manchen Dingen sind und ich glaube, das war für uns alle eine wesentliche Erkenntnis.

Wir sind eine tolle Familie, die immer zusammenhält – heute leite ich mit meinem Bruder Nico die gemeinsame Produktionsfirma und wir spielen gemeinsam in einer Band.

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Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

„Tommy“ Krappweis: Ich würde gerne mit Buster Keaton meine Lego Eisenbahn Anlage umbauen, er wäre bestimmt begeistert von den Möglichkeiten. Mit Groucho Marx könnte man vermutlich gut Scrabble spielen, aber ich würde es nie herausfinden, da ich kein Brettspieltyp bin.

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?

„Tommy“ Krappweis: Ich bin ein vehementer Gegner der ewig gleichen, uninformierten Vorurteile über Gaming. Ebenso genervt bin ich von Eltern, die sich nicht um die Altersfreigaben oder Inhalte kümmern und ihre Kinder Spiele zocken lassen, die für sie nicht geeignet sind.

Entsprechend spielen wir in der Familie sehr gerne „Sea of Thieves“. Das ist ein kooperatives Multiplayer Game im Comic Stil, bei dem man zu viert ein Piratenschiff steuern, Schätze suchen und sich natürlich gegen andere Piraten verteidigen muss.

Mein erwachsener Bonussohn hat hierbei meistens die Bestimmermütze auf, meine Tochter (13) ist für Segel und Ausguck zuständig, ich versuche die Befehle zu befolgen und bin ansonsten damit beschäftigt, mich mit der Schatzkarte in der virtuellen Hand auf irgendwelchen Inseln zu verlaufen.

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

„Tommy“ Krappweis: Die Freude am warmherzigen Umgang auf Augenhöhe ungeachtet der Altersunterschiede.

Die Redaktion: Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?

„Tommy“ Krappweis: Versuche nicht, auf deinem Fahrrad eine Gitarre, einen Gitarrenverstärker und eine Kabeltasche zu transportieren.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

„Tommy“ Krappweis: Ich möchte weiterhin mit netten Leuten schöne Projekte machen und es sieht verdammt danach aus, als würde das auch klappen.

Info Box

  • Autor und Produzent: Tommy Krappweis
  • Label: Edel Music & Entertainment GmbH
  • Lord Schmetterhemd; Die Hörspiele zur Buchreihe, Hörspiel-Box (1) 3 CDs
  • Laufzeit: ca. 180 Minuten (3 x 60 Minuten)
  • EAN: 4029759156291
  • Veröffentlichungsdatum: 26.11.2021
  • UVP: 19,99 Euro
  • „Tommy“ Krappweis
  • Verlag Edel Kids

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