Herzlichen Glückwunsch zu deinem Kinderbuchdebüt „Hedda Ambris und die Meister der Wirklichkeit“.
Wie ist die Idee zu diesem Buch entstanden?
Franziska Lagemann: Danke! Viele Autor*innen und Leser*innen haben sich bestimmt schon irgendwann vorgestellt, wie es wäre, wenn Geschichten wahr werden können – und es gibt ja auch schon eine Menge tolle Bücher darüber.
Aber ich dachte mir, ich drehe das Konzept ein wenig um: Was, wenn wahr gewordene Geschichten eigentlich eine Bedrohung darstellen? Und wenn ausnahmsweise niemand mit ihnen in Berührung kommt, der super gerne liest, sondern im Gegenteil jemand, der Büchern eigentlich nichts abgewinnen kann? Daraus ist Hedda dann ganz natürlich gewachsen.
Du arbeitest in der Theaterbranche. Inwiefern hat das die Geschichte beeinflusst?
Franziska Lagemann: Einerseits bedeutet im Theater arbeiten natürlich, dass ich ganz viele verschiedene Menschen und Geschichten und Umgebungen und Ideen kennenlerne, die alle irgendwie in meine Bücher mit einfließen.
Und tatsächlich kommt auch Heddas Name letztendlich davon – Freunde von mir haben nämlich an dem Stück ‚Hedda Gabler‘ gearbeitet, und ich fand den Namen dann einfach perfekt für meine bis dahin namenlose Heldin dieser Geschichte.
Hast du eine Lieblingsstelle im Buch und wenn ja, warum?
Franziska Lagemann: Das ist wirklich schwer zu sagen! Meine Lieblingsstellen sind gewöhnlich die, wo all die kleinen Stränge und Elemente, die ich über das Buch eingeführt und aufgebaut habe, zusammenkommen und in einer coolen Erkenntnis, einem Triumph oder fiesem Twist enden, und das will ich natürlich noch nicht genauer verraten.
Also, meine Lieblingsstelle ist, als X herausfindet, dass Y die ganze Zeit Z war! Oh, und ich mag den Teil mit der Raufasertapete … wo eine genauere Erklärung allerdings auch ein Spoiler wäre.
Und mit welchem Charakter aus deiner Geschichte kannst du dich am ehesten identifizieren?
Franziska Lagemann: Das Schöne am Schreiben ist ja, dass man ein bisschen von sich selbst in jeden Charakter reinsteckt. Hedda hat meine Lust auf Abenteuer und neue Erlebnisse bekommen, mit Micah verbindet mich die Liebe zum Schreiben, wie Lady Culpepper würde ich gerne immer meinen ganz eigenen Weg gehen, egal was andere denken.
Und auch in vielen Nebencharakteren stecken Dinge von mir drin, oder die ich manchmal gerne wäre – das geht hoffentlich auch später allen so, die das Buch lesen!
Wie sieht dein „Schreiballtag“ aus? Gibt es einen festen Ort, an dem du schreibst?
Franziska Lagemann: Oh, ganz und gar nicht. Ich bin ja freiberuflich, das heißt, ich habe ständig einen anderen Job, an einem anderen Ort und zu anderen Zeiten; so etwas wie Routine passt da nicht rein.
Aber ich schreibe gerne morgens am Schreibtisch, oder in einem Café in der Nähe, wenn ich erst abends los muss, oder nehme den Laptop schon einmal mit zur Arbeit, um dort in den Pausen zu schreiben. Und sonntags trifft sich eine tolle Schreibgruppe im Stadtzentrum, bei der ich schon ein paar Jahre dabei bin, die ich bei jeder Gelegenheit besuche.
Was inspiriert dich beim Schreiben? (Menschen, Orte, Bücher o.ä.)
Franziska Lagemann: Einfach alles! Besondere Erlebnisse, spannende Menschen, interessante Umgebungen – oder ganz alltägliche, die ich dann in Geschichten aufnehmen und weiterspinnen kann.
Es inspiriert, wenn es regnet, oder schneit, oder grau und nebelig ist, und es inspiriert, wenn ich um Mitternacht von Polizeisirenen aufgeweckt werde und Schatten an meine Zimmerwand geworfen werden. Oder wenn ich eine schöne Tasse Kaffee vor mir stehen habe und die Geräusche von ein paar Dutzend anderer Café-Besucher um mich herum.
Also ja, alles kann Inspiration sein, wenn man es nur will!
Du lebst in London, was zog dich in die Hauptstadt? Ursprünglich kommst du ja aus Deutschland.
Franziska Lagemann: Das war tatsächlich das Theater. Ich wollte nach meinem Bachelor in Frankfurt unbedingt breitgefächert Theatertechnik studieren, und das ging so nur in London.
Als ich dann an der LAMDA, der London Academy of Dramatic Arts, angenommen wurde, bin ich 2017 nach London gezogen und dann nach Abschluss 2019 zum Arbeiten direkt dort geblieben.
Es hat natürlich bei der Entscheidung geholfen, was für eine vielseitige, wundervolle Stadt London ist, in der einem so schnell nicht langweilig wird und man immer ganz neue, besondere Erfahrungen machen kann.
Welche Bücher hast du als Kind/Jugendliche besonders gerne gelesen?
Franziska Lagemann: Alles mögliche! Ich mochte immer die Klassiker – Astrid Lindgren, Erich Kästner, Ottfried Preußler, Michael Ende und so weiter, aber damit hat es natürlich nicht aufgehört. Redwall, Artemis Fowl, Charlie Bone, Herr der Ringe … Als Kind habe ich echt alles mit Begeisterung gelesen, was ich so in die Finger gekriegt habe. Und natürlich habe ich alle Bücher von Cornelia Funke geliebt, was es zu etwas ganz Besonderem macht, jetzt mein Debüt im gleichen Verlag zu veröffentlichen!
Wird es weitere Kinderbücher von dir geben?
Franziska Lagemann: An Ideen mangelt es mir jedenfalls nicht! Und wer die Augen aufhält, den erwartet vielleicht schon in näherer Zukunft wieder etwas im Dressler Verlag… Ihr dürft also gespannt bleiben.
Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Franziska Lagemann: Wir haben alles mögliche gespielt – Siedler von Catan, Carcasonne, Mensch-Ärgere-Dich-Nicht, Wizard, Kniffel, diverse Spiele des Jahres … es war auf jeden Fall ein bunter Haufen!
Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?
Franziska Lagemann: Eine schöne Zeit mit meiner Familie zu verbringen, und Spaß dabei zu haben – und es hat immer Spaß gemacht, wenn man ein bisschen denken und Strategien überlegen musste, um dem Gewinn etwas näher zu sein …
Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Franziska Lagemann: Puuh, gute Frage! Es würde wohl ein bisschen auf das Spiel ankommen, aber ich würde gerne die Autoren meiner Kindheit einladen – Astrid Lindgren, Erich Kästner, C. S. Lewis und so weiter. Ich glaube, bei einem gemeinsamen Spiel könnte man sehr spannende Gespräche anfangen.
- Franziska Lagemann
- Hedda Ambris und die Meister der Wirklichkeit
- Hardcover 304 Seiten ab 10 Jahren
- Hamburg: Dressler Verlag GmbH
- 16,00 € (D) / 16,50 € (A)
- ISBN 978-3-7513-0091-9
- auch als E-Book erhältlich
- Erscheinungstermin: 10. Februar 2023
Quelle Dressler Verlag