Liebe Susanne, zehn Jahre „Die kleine Eule“: Was bedeutet dieses Jubiläum für dich?
Susanne Weber: Dieses Jubiläum bedeutet sehr, sehr viel für mich. Denn „Die Eule mit der Beule“ war vor über zwölf Jahren der erste Bilderbuchtext, den ich geschrieben habe.
Ich war gerade mit meinem ersten Sohn in Babypause, hatte vorher bei einem Kinderbuchverlag als Lektorin gearbeitet und bekam plötzlich Lust, selbst Texte zu schreiben.
„Die Eule mit der Beule“ ist fast genauso alt wie mein älterer Sohn Julius, doch da es noch ein Weilchen dauerte, bis das Buch schließlich erschien, wird sie im gleichen Jahr zehn wie mein zweiter Sohn Jonah.
Lass uns ein bisschen zurückblicken: Wie kam es damals dazu, diesen Charakter entstehen zu lassen?
Susanne Weber: Von einer lieben Freundin und Kollegin bekam ich zur Geburt eine kleine Eule an einem Greifring geschenkt. Mit meinem Sohn und dem Eulchen auf dem Arm begann ich zu reimen, um ihn in den Schlaf zu wiegen.
Hast du mit einer solch großen Resonanz gerechnet, die bis heute anhält?
Susanne Weber: Nein, mit so einer großen Resonanz hätte ich nie gerechnet. Dass die Eule nach zehn Jahren so bekannt ist und es so viele weitere Bücher und andere Produkte aus der Eulenwelt gibt, hätte ich nie zu hoffen gewagt.
Denn es gibt sehr viele sehr schöne Bilderbücher, die leider nur wenig Erfolg haben und schnell wieder in Vergessenheit geraten. An dem Erfolg tragen die Bilder einen sehr, sehr großen Anteil. Wer die Eule einmal gesehen hat, vergisst sie so schnell nicht wieder.
Tanja Jacobs – die Illustratorin der kleine Eule – und du seid ein perfekt aufeinander eingespieltes Team. Was schätzt du besonders an ihr?
Susanne Weber: Tanja ist wirklich unglaublich! Zu jedem neuen Buch aus der Eulenwelt, zu jeder Situation in den Büchern fällt ihr wieder etwas Neues ein.
Was Perspektiven und Gestaltung betrifft, so ist sie sehr vielseitig. Ich entdecke an der Eule immer wieder neue Facetten und Seiten und muss oft sehr schmunzeln und lachen, wenn ich die Illustrationen zu einem neuen Buch zum ersten Mal sehe.
Ich gebe nie Anweisungen zu den Texten, weil Tanja genau weiß, was zu tun ist. Wir ergänzen uns da perfekt, das weiß ich sehr zu schätzen.
Du hast viele Jahre als Lektorin gearbeitet und irgendwann dein erstes Pappbilderbuch geschrieben. Wie ist es dazu gekommen? Wolltest du schon immer Autorin werden?
Susanne Weber: Ich habe Romanistik und Literaturwissenschaften studiert und einige Praktika im Literaturbetrieb und im Journalismus absolviert.
Meine ersten Texte, die ich veröffentlicht habe, waren journalistische Texte. Ambitionen, selbst Bücher zu schreiben, hatte ich damals noch nicht, auch nicht, als ich bereits als Lektorin arbeitete.
Mir gefiel es immer, zusammen mit Autoren an ihren Texten zu arbeiten. Die Idee, selbst zu schreiben, kam erst, als ich durch die Geburt meines ersten Sohnes eine kleine Pause vom Verlagsalltag hatte.
Inzwischen hast du schon viele Bücher für kleine und auch größere Kinder geschrieben. Was ist das Faszinierende an diesem Genre?
Susanne Weber: Dadurch, dass ich selbst zwei Kinder habe, habe ich immer wieder neue Ideen und Inspirationen bekommen. Ich konnte quasi aus dem Vollen schöpfen.
Nun sind meine Kinder schon ein bisschen größer, aber ich habe – hoffentlich – noch immer genug Ideen und Lust am Schreiben, besonders am Reimen, denn das ist meine Leidenschaft. Wichtig als Kinderbuchautorin ist es auch, das Kind in sich zu bewahren und die Welt immer wieder neu zu entdecken, denke ich.
Wie wichtig sind deiner Meinung nach Kinderbücher für die Entwicklung eines Kindes?
Susanne Weber: Ich glaube, dass Kinderbücher für die Entwicklung eines Kindes enorm wichtig sind. Über den eigenen Tellerrand zu schauen, sich in die Perspektive eines anderen zu versetzen, das Schaffen Geschichten auf ganz besondere Weise.
Natürlich funktioniert das auch bei Hörbüchern und Filmen, aber das Eintauchen in andere Welten mit Lesekompetenz zu verbinden, erscheint mir die perfekte Kombination.
Hast du schon Pläne für weitere Geschichten mit der kleinen Eule und ihren Freunden?
Susanne Weber: Oh ja, da gibt es noch viele weitere Ideen und Pläne. Die kleine Eule ist zu einem Freund geworden, mit dem ich zusammen kleine und große Abenteuer erlebe, mal sind sie ganz alltäglich wie das Schlafengehen und das Erfahren von Schmerz und Trost, mal so außergewöhnlich wie der erste Flug zu den Sternen.
Du weißt, wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei dir zu Hause gespielt?
Susanne Weber: Ich habe sehr, sehr viel mit meinem nächst älteren Bruder gespielt, eigentlich alles: Vier gewinnt, Maumau, Monopoly, Spiel des Lebens, Risiko, …
Zu Weihnachten und zu den Geburtstagen haben wir immer die neuen Spiele bekommen, die als Spiel des Jahres prämiert wurden. Und wir haben uns auch eigene Brett- und Kartenspiele ausgedacht. Mit meinen eigenen Kindern spiele ich gerne Kniffel und Skyjo.
Was war dir dabei wichtig, wenn du mit deinen Eltern oder Geschwistern gespielt hast?
Susanne Weber: Mir war immer wichtig, dass alle Spaß beim Spielen hatten und keiner zu schummeln versucht hat.
Wenn du die Möglichkeit hättest, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an deinem Tisch Platz nehmen?
Susanne Weber: Ich würde gerne mit Annalena Baerbock „Wer bin ich?“ spielen.
Was schätzt du am gemeinsamen Spiel?
Susanne Weber: Ich schätze am gemeinsamen Spiel, dass man zusammen eine gute Zeit verbringt, Spaß hat und die Kinder nicht immer nur digitale Spiele spielen.
Was würdest du heute deinen Jüngeren Selbst empfehlen?
Susanne Weber: Ich würde meinem jüngeren Selbst empfehlen, genauso viel zu spielen, aber mehr Sport zu machen.
Infos
Zur Autorin
Susanne Weber, 1977 in Oldenburg geboren, studierte in Berlin Germanistik und Romanistik. Sie arbeitete einige Jahre als Lektorin in Kinderbuchverlagen, bevor sie begann, erfolgreich Kinderbücher zu schreiben. Sie lebt mit ihrem Mann, dem Übersetzer und Musiker Alexander Weber, und ihren beiden Söhnen in Berlin.
Zur Illustratorin
Tanja Jacobs, 1971 in Augsburg geboren, studierte Kommunikationsdesign an der Hochschule Mannheim. Seit bald 20 Jahren arbeitet sie als freie Illustratorin überwiegend für Verlage und Theater.
Die kleine Eule auf Youtube mit bisher 11,4 Mio. Aufrufen