Interview mit Christian Wunderlich

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Sehr geehrter Herr Wunderlich,

Was hat Sie zu „Fia und die Herzensbande“ inspiriert?

Christian Wunderlich: Bandengeschichten haben ja schon eine lange Tradition. Mit „Fia und die Herzensbande“ versuche ich, das Genre zu entstauben und dieser Art Geschichten einen neuen, zeitgemäßen Anstrich zu verpassen. Letztlich wollte ich das Gefühl, wie es ist, ein Kind zu sein, in eine moderne, kindgerechte Form bringen.

Dabei wird die durchgehende Heimeligkeit, die diese Bandengeschichten ja immer durchdringt, gepaart mit der grenzenlosen Fantasie der Kinder. Aber auch Dinge wie Traurigkeit und Einsamkeit finden hier ihren Platz.

Können Sie uns mehr über die Charaktere in Ihrem Buch erzählen, insbesondere über Fia und ihre Freunde?

Christian Wunderlich: Fia ist ein wahnsinnig kluges, aufgewecktes Mädchen. Sie hat viel Fantasie und vor allem ist sie nie um einen lustigen Spruch verlegen. Sie und ihre Freunde von der Herzensbande leben das eigentlich ganz normale Leben von Kindern: indem sie die Realität selbstverständlich mit ihrer magischen Vorstellung von der Welt vermischen.

Dazu kommen ihre erwachsenen Freunde wie Frida Fröhlich und der alte Eddie, die die Kinder von der Herzensbande immer auf Augenhöhe behandeln. Das ist eh ein wichtiger Teil des Buchs: dass hier alle gleich sind, ob jung oder alt, ob reich oder arm, ob hetero oder queer.

Welche Botschaften und Werte möchten Sie mit „Fia und die Herzensbande“ an junge Leser*innen vermitteln?

Christian Wunderlich: Ich bin immer vorsichtig mit Botschaften, die langweilen mich eher. Aber in einer Zeit, in der Menschen und Völker immer mehr auseinanderdriften, wollte ich zeigen, wie leicht es Kindern fällt, sich zusammenzutun, um Gutes zu bewirken. Und was für Abenteuer daraus entstehen. Wenn das Buch also als Wert das Gemeinsame, die Freude am Miteinander vermittelt, wäre das wiederum viel wert.

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Was war die größte Herausforderung beim Schreiben dieses Buches und wie haben Sie sie gemeistert?

Christian Wunderlich: Das Wichtigste an diesem Buch ist der Ton, in dem es erzählt wird. Insofern hätte dies meine größte Herausforderung sein müssen. Aber Fias Stimme war sofort da, ich musste mich gar nicht darum bemühen. Daher habe ich auch eingebaut, dass sie mir die Geschichten tatsächlich erzählt hat und ich ihr nur gelauscht und all ihre Abenteuer aufgeschrieben habe. Denn genauso hat es sich angefühlt. Die Geschichten haben sich dann quasi wie von allein geschrieben.

Gibt es bestimmte Erlebnisse oder Erinnerungen aus Ihrer eigenen Kindheit, die in die Geschichte eingeflossen sind?

Christian Wunderlich: Oh, einige. Nichts, was ich je geschrieben habe, hat so sehr auf meinen eigenen Erfahrungen als Kind beruht. Seien es die Besuche am Badesee, die geheimnisvolle Insel, die Spielstraße oder die Abenteuer im Stadtwald, das hat es alles tatsächlich gegeben.

Wie wichtig ist Ihnen das Thema Diversität und Inklusion in Kinderbüchern und wie haben Sie es in „Fia und die Herzensbande“ umgesetzt?

Christian Wunderlich: Ich wollte diese Themen so selbstverständlich wie nur möglich einbringen. Fia macht sich kaum Gedanken darüber, dass Hannah und Ben zwei Väter haben. Und sie weigert sich, ihre Freundin Hanna auf ihre Trisomie 21 zu reduzieren.

Gerade bei der Figur Hanna war es mir wichtig, dass die Leser*innen und Zuhörer*innen nicht permanent darauf gestoßen werden, dass sie mit Trisomie 21 geboren ist. Sie ist ein ebenbürtiger Teil der Herzensbande und durch ihre so feinfühlige, sensible Art auch ganz ohne ihren Umhang eine Superheldin.

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Was hoffen Sie, dass die Leser*innen nach dem Lesen Ihres Buches mitnehmen?

Christian Wunderlich: Zuallererst hoffe ich, dass Kinder so richtig eintauchen können in die Welt von Fia und der Herzensbande. Dass die Geschichten ihnen ein kleines bisschen Glück ins Leben bringen, dass sie lachen und weinen und dass die Kinder von der Herzensbande wie Freunde für sie werden. Wenn sie dabei auch noch lernen, wie toll es ist, anderen zu helfen, und dass alle Menschen gleich sind, wäre das nicht das Schlechteste.

Haben Sie einen Lieblingscharakter in „Fia und die Herzensbande“ und wenn ja, warum?

Christian Wunderlich: Ich mag Frida Fröhlich sehr gerne. Jeder wünscht sich doch so eine liebe Ersatz-Tante, die einem spannende Geschichten erzählt und einen dabei mit Gummischlangen und magischen Lutschern versorgt.

Vor allem aber liebe ich Fias vorlaute und kluge Art, die Dinge zu hinterfragen und sich neu und originell zu erklären. Sie lässt sich nie die Butter vom Brot nehmen, hat immer einen kessen Spruch auf den Lippen und hat dabei ein riesengroßes Herz. Man muss Fia einfach lieben.

Können wir in Zukunft weitere Abenteuer von Fia und ihrer Herzensbande erwarten?

Christian Wunderlich: Oh ja, bereits 2026 gibt es den zweiten Band, in dem Fia von weiteren Abenteuern der Herzensbande erzählt. Und eines kann ich schon verraten: Es wird nicht weniger turbulent als im ersten Band.

Wie haben Ihre Erfahrungen als Schauspieler, Synchronsprecher und Songwriter Ihre Arbeit als Schriftsteller beeinflusst?

Christian Wunderlich: Vor allem bei meiner Arbeit als Songwriter ist es immer wichtig, sich und seine Texte zu hinterfragen und vor allem: Kritik von außen ernst zu nehmen.

Auch die Reduzierung auf die wirklich wichtigen Aussagen eines Textes kann ich von meiner Arbeit an Liedtexten in meine Bücher einbringen. Der Platz in einem Liedtext ist extrem begrenzt und das gilt auf ähnliche Weise auch für Kinderbücher. Ich bin mittlerweile ein Meister darin, meine Texte gnadenlos zusammenzustreichen, selbst wenn dabei Lieblingsszenen verloren gehen.

 

Christian Wunderlich
FIA & DIE HERZENSBANDE 1. MISSION SPIELSTRAßE
Illustrationen: Anne Grobe
128 Seiten. Gebunden. Ab 5 Jahren
Hamburg: Verlag Friedrich Oetinger

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.