Angesagt – Wolfgang Hoffmann

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Sehr geehrter Herr Wolfgang Hoffmann,
Sie sind Leiter der Produktentwicklung bei Zapf Creation AG. Wie würden Sie sich selber beschreiben, für Leute, die Sie noch gar nicht kennen?

Wolfgang Hoffmann: Begeisterungsfähig, überzeugend, emotional und im Herzen wohl nach wie vor ein kleiner Junge – negative Attribute wie ungeduldig lässt man bei solch einer Aufzählung ja am besten weg.

Die Redaktion: An welchen Projekten haben Sie bereits gearbeitet?

Wolfgang Hoffmann: Da ich insgesamt über 15 Jahre bei Zapf Creation arbeite, eine ganze Menge… aber sicherlich mit am wichtigsten war die Wiederbelebung der wichtigsten Funktionspuppe für Zapf Creation, die auch gleichzeitig die wichtigste Funktionspuppe Deutschlands und ganz Europas ist: der BABY born® Interactive. Das war vor 6 Jahren.

Die Redaktion: Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Produktes, also von der Idee bis zum Endprodukt im Handel?

Wolfgang Hoffmann: Geht man von Produkten unseres Standardsortiments aus, startet die Entwicklung für Produkte der Saison Frühjahr/Sommer 2019 in den nächsten Tagen – also Oktober 2017. Vom ersten Brainstorming bis zum Endprodukt im Laden vergehen damit ca. 14 Monate.

Wenn es aber der Markt erfordert, sind wir auch in der Lage, in 5-6 Monaten ein Produkt auf die Beine zu stellen.

Die Redaktion: Wer arbeitet eigentlich alles an der Entwicklung eines neuen Produktes mit?

Wolfgang Hoffmann: Auch in einem mittelständischen Unternehmen wie Zapf Creation sind viele Funktionen abzuarbeiten, wobei diese bei unserer Größe sicherlich von weniger Personen erledigt werden, als dies bei den Branchen-Riesen der Fall ist.

Involviert bei uns ist natürlich das Brandmanagement als Marken-, Vermarktungs- und Entwicklungskoordinatoren, der Vertrieb, mit dem wir uns im ständigen Austausch befinden, die Qualitätssicherung, die von Anfang an für sichere Produkte sorgt, die Designer, die den Ideen eine Form geben, die technische Produktentwicklung, welche die entstandenen Produktideen zunächst in Funktionsmuster und dann in die Massenproduktion umsetzen und last but not least auch unsere Zielgruppe selbst, die Kinder, deren Äußerungen bei von uns initiierten Spielerunden unmittelbar die Entwicklung beeinflussen.

Bild Zapf Creation AG

Die Redaktion: Kann man in der Entstehungsphase seinen Ideen dazu freien Lauf lassen oder gibt es konkrete Vorgaben durch das Unternehmen?

Wolfgang Hoffmann: In der Brainstorming-Phase gibt es keine Limits – Grenzen sind nur dergestalt vorhanden, dass die Ideen zumindest in irgendeiner Weise das beinhalten müssen, was Zapf Creation repräsentiert.

Hat es eine Idee über die Brainstorming-Phase hinaus als mögliches Produkt ins nächste Programm geschafft, unterliegt es dann ganz klaren Grenzen: zum einen muss das Produkt ästhetisch und inhaltlich zur zugeordneten Marke passen, zum anderen unterliegt es auch klaren margenmäßigen Anforderungen, die es zu erfüllen hat.

Dies bedeutet zum Schluss, dass es nicht alle auf den ersten Blick tollen Ideen wirklich zum Produkt schaffen, da sie womöglich zu keinem der vorhandenen Marken passen oder nicht wichtig genug sind, eine eigene Marke zu bilden oder es einfach nicht möglich ist, das entstehende Produkt zu einem erfolgversprechenden Preis-/Leistungsverhältnis auf den Markt zu bringen.

Die Redaktion: Muss man als kreativer Kopf der Entwicklung ständig mit einem Notizzettel herumlaufen, um schnell seine Ideen aufzuschreiben?

Wolfgang Hoffmann: Das Bild passt im Computerzeitalter nicht mehr so richtig, da der einfache Notizzettel und Stift vom Tablet und Smartphone ersetzt wurden, aber ganz falsch ist diese Vorstellung dennoch nicht, denn es gibt kaum ein Medium, auf dem ich meinen Mitstreitern nicht schon tatsächlich versucht habe, meine gestalterischen oder technischen Lösungen in einer kurzen Zeichnung näher zu bringen.

Die Redaktion: Wie sind Sie eigentlich zu Zapf gekommen? Welche Besonderheiten bietet Zapf dem Nachwuchs?

Wolfgang Hoffmann: Ursprünglich bin ich im Jahre 1998 als Produktdirektor von Rowenta – damals verantwortlich für das größte Produktsegment Bügeleisen, also einem gänzlich anderen Bereich – über einen Headhunter zu Zapf gekommen, um das Corporate Marketing zu verantworten.

Nach einer 4-jährigen Unterbrechung, in der ich in Paris die Entwicklungsleitung bei Bandai Europe innehatte, bin ich seit meiner Rückkehr vor 6 Jahren heute neben Corporate Marketing auch für die Produktentwicklung und die Qualitätssicherung bei Zapf zuständig.

Alles in allem ein sehr klassischer Weg, der einen allerdings selten wie in meinem Fall zu alten Wirkungsstätten zurückführt.

Zapf bietet dem Nachwuchs eigentlich alle Möglichkeiten, sich vom Assistenten bis hoch zum verantwortlichen Manager zu entwickeln.

Dabei wird dem Newcomer klar gemacht, dass er sehr viel eigenverantwortlich schaffen muss, um Karriere zu machen, dabei aber nie allein ist. Alle aus meinem Team können jederzeit zu mir kommen – es herrscht immer ein Klima der „offenen Türen“, was denke ich wichtig ist.

Die Redaktion: Muss man eigentlich spielaffin sein, um hier zu arbeiten?

Wolfgang Hoffmann: Absolut – zudem ist es unabdingbar, sich in Kinder und deren Denkweise hineinversetzen zu können. Dass dies manchmal nicht Gott gegeben ist, ist klar. Dafür haben wir aber die Möglichkeit, durch Kindergarten-Tests und intensive Market-Researchs mögliche Unklarheiten recht gut zu beheben.

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Die Redaktion: Wenn Sie jetzt zurückblicken, haben Sie diesen Schritt jemals bereut, in der Spielwarenbranche zu arbeiten?

Wolfgang Hoffmann: Nein, überhaupt nicht. Die Branche ist zwar relativ klein, bietet aber dennoch sehr viele Möglichkeiten und nichts ist schöner – auch wenn es etwas klischeehaft klingt – als ein Lächeln auf die Gesichter unserer kleinen Kunden zaubern zu können. Da gibt es nicht so viele Branchen, die das erreichen können.

Die Redaktion: Wir sind ja eigentlich ein Magazin, welches Kinderspiele und Spiele vorstellt, ohne dass wir dabei von Verlagen bezahlt werden, um unabhängig zu sein. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt? Und was war da Ihr schönster Moment?

Wolfgang Hoffmann: Seit ich denken kann, spiele ich – auch heute noch. Natürlich haben wir auch zu Hause mit unseren Eltern gespielt – damals vor allem Brettspiele wie Tischkegeln oder den Klassiker „Mensch ärgere dich nicht“, bei dem ich mich als Steppke immer schwer tat zu verlieren.

Die Redaktion: Was wird bei Ihnen zu Hause gespielt?

Wolfgang Hoffmann: Als unser Sohn noch klein war, wurde alles gespielt, was das Kinderherz höher schlagen lässt, wie Lotti Karotti, Uno, mit der Playmobil Ritterburg oder ganz kreativ Flugzeuge aus Lego bauen bis hin zu Pokemon-Kämpfen auf dem Gameboy oder Bowlingspielen auf der Wii, aber auch Papa einer BABY born zu sein.

Heute sind wir wieder stärker an den Tisch zurückgekehrt und spielen vor allem im Urlaub sehr intensiv mit Sohn und Freunden Kniffel, 11er raus, Rommé, Activity oder Scrabble.

Die Redaktion: Spielen verbindet und macht bekanntlich viel Spaß. Spielen Sie auch mal mit Ihren Freunden?

Wolfgang Hoffmann: Aber natürlich – es gibt kaum eine Möglichkeit, sich besser kennen zu lernen als beim Spielen. Wir genießen das sehr und auch alle unsere Freunde sind mit Feuereifer dabei, denn verlieren will zum Schluss eigentlich keiner.

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Die Redaktion: Gibt es ein besonderes Spiel, was Sie mit Erinnerungen verbinden und immer wieder gerne spielen?

Wolfgang Hoffmann: Wir lieben es im Familien- und auch Freundeskreis „Uno“ zu spielen, da es so herrlich einfach zu verstehen und spielen ist, so dass Groß und Klein ohne große Umstände mitspielen kann.

Denn darauf kommt’s ja mit an: alle sollten dabei sein und keiner abseits sitzen!

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeiten haben, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer wäre es dann, der an Ihrem Tisch Platz nehmen darf?

Wolfgang Hoffmann: Das wäre aus meiner Sicht auf jeden Fall Helmut Schmidt, wobei wir dann sicherlich nicht Uno, sondern eine Partie Schach spielen würden und uns köstlich über die letzten Twitter-Perlen von Mr. Trump amüsieren könnten.

Die Redaktion: Schauspieler haben eine Traumrolle, was für einen Traum haben Sie?

Wolfgang Hoffmann: Es gibt sicherlich noch ein paar Orte auf dieser Welt, die ich gerne mit meiner Frau besuchen möchte.

Darüber hinaus lebe ich aber so gut und zufrieden im Hier und Jetzt, als dass ich mir die Zeit nehme, zu viele Gedanken über nicht selbst zu erreichende Träume zu machen.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Wolfgang Hoffmann: Auf jeden Fall noch einige überraschende Puppen und Spielwelten zu entwickeln, die nicht nur Mädchen, sondern auch Jungen in den Bann ziehen! Dann hätten wir wirklich etwas erreicht!

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.