
Ein „freches“ Frage- und Antwortspiel von F.X. Schmid aus den späten 1920er Jahren verspricht nicht nur Heiterkeit, sondern gewährt auch einen amüsanten Einblick in die Moralvorstellungen dieser Zeit.
Bereits seit den 1920er Jahren hatte die renommierte Münchner Spielkartenfabrik F.X. Schmid (gegründet 1860) das Frage- und Antwortspiel „Lach dich gesund“ im Programm. Die Inhalte der Karten passten sich dabei stets dem jeweiligen Zeitgeist an.
Die hier vorliegende Ausgabe aus den späten 1920er Jahren ist ein besonders charmantes Zeugnis ihrer Epoche.
Bsp.: Können Sie sich für mich interessieren? Antwort: Ja, aber nicht absichtlich.
Der Hauch des Verruchten: Spielziel und Aufmachung
Es umgab sich mit einer Aura des Frivolen, die neugierig machte und zum geselligen Beisammensein einlud – vorzugsweise in gemischter Runde.
Die Spielregeln sind denkbar einfach und auf maximale Interaktion und Situationskomik ausgelegt:
Die Mitspieler versammeln sich um einen Tisch, idealerweise „abwechselnd eine Dame und ein Herr“. Die Anleitung gibt den pikanten Hinweis: „Verheiratete sollen auf jeden Fall getrennt sitzen.“
Die 120 Spielkarten werden verdeckt auf dem Tisch verteilt.
Reihum zieht jeder Spieler eine Karte. Auf jeder Karte befindet sich sowohl eine Frage als auch eine Antwort.
Der Spieler liest zunächst die Frage auf seiner gezogenen Karte laut vor.
Der rechte Nachbar antwortet darauf, indem er die Antwort von seiner eigenen, ebenfalls frisch gezogenen Karte vorliest.
Anschließend stellt dieser Nachbar die Frage seiner Karte an seinen nächsten Nachbarn, und so setzt sich das Spiel fort, bis alle Karten aufgebraucht sind.
Das eigentliche Ziel des Spiels ist es, durch die zufällige und oft absurde Kombination von Fragen und Antworten für möglichst viele Lacher und ausgelassene Stimmung zu sorgen. Der Reiz liegt im Unvorhersehbaren und in den doppeldeutigen oder schlüpfrigen Assoziationen, die durch das Zusammenspiel der Texte entstehen.
Ein Spiegel seiner Zeit
„Lach dich gesund“ ist mehr als nur ein einfaches Gesellschaftsspiel. Es ist ein kulturhistorisches Dokument, das die gesellschaftlichen Konventionen und den Humor einer vergangenen Ära widerspiegelt.
Die Fragen und Antworten lassen erahnen, was in den 1920er Jahren als „frivol“ oder „pikant“ galt und wie man versuchte, diesen Themen spielerisch und mit einem Augenzwinkern zu begegnen.
Die Aufforderung, Ehepaare zu trennen, deutet auf den Wunsch hin, die gewohnte Dynamik aufzubrechen und eine etwas gewagtere, knisternde Atmosphäre zu erzeugen.
Die Freude am Spiel entstand und entsteht vermutlich auch heute noch, wenn man sich darauf einlässt, weniger aus einer strategischen Herausforderung als vielmehr aus der gemeinsamen Erheiterung über die oft unfreiwillig komischen Dialoge.
Fazit: Nostalgischer Spielspaß mit Augenzwinkern
„Lach dich gesund“ in seiner 20er-Jahre-Ausgabe ist ein charmanter Nostalgietrip. Für heutige Spieler mag der Humor teils angestaubt wirken, doch gerade darin liegt sein besonderer Reiz. Es provoziert nicht mit expliziten Inhalten, sondern spielt subtil mit Andeutungen und der Fantasie der Mitspieler.
Wer einen Abend lang in die gesellige Atmosphäre der Wirtschaftswunderzeit eintauchen und dabei herzhaft lachen möchte, findet in diesem Spiel einen unterhaltsamen Begleiter.
Es ist ein wunderbares Beispiel dafür, wie Spiele den Zeitgeist einfangen und über Generationen hinweg für Gesprächsstoff und Gelächter sorgen können – auch wenn oder gerade, weil sich die Moralvorstellungen gewandelt haben. Ein echtes Stück Spielgeschichte zum Schmunzeln.