Angesagt – Muckemacher

Bild Die Muckemacher

Sehr geehrte Frau Verena Roth und sehr geehrter Herr Florian Erlbeck,
man kennt Sie als Muckemacher. Und das Besondere, Sie machen für Kinder und Erwachsene Musik. Muckemacher spielen eine groovige Mischung aus Reggae, Ska, Afrobeat und Swing, also richtig bunt und fetzig.

Die Redaktion: Wie kommt man eigentlich auf die Idee, für Kinder Musik zu machen?

Muckemacher: aus der Not heraus, haha! Das heißt, wir haben ja schon immer Musik gemacht und haben, als wir selber Eltern wurden, erst mitbekommen, was zum Teil für Kindermusik angeboten wird.

Ehrlich gesagt hat uns das ziemlich deprimiert und da lag der Gedanke nahe, einfach selber Kindermusik nach unserer Façon aufzunehmen, um unsere und andere Kinder vor dem Kommerz und billig oder wenig einfallsreich produzierter Musik zu bewahren.

Wir nehmen unseren musikalischen Auftrag sehr ernst und wollen mit unseren Liedern den Kindern auch Musikgeschichte vermitteln, von Rocksteady über Bob Marley bis Mano Chao, aber lassen auch moderne Elemente einfließen.

Leider kreist der Großteil der deutschen Kindermusik hauptsächlich um happy-go-lucky Texte mit flachen Reimen, die mal mehr oder weniger aufgepeppt werden durch Schlager oder Beats.

Da spielt die Musik eher eine untergeordnete Rolle. Inzwischen ist zum Glück schon mehr Bewegung in die Sache gekommen und es gibt gute Komponisten und Kinderliedermacher, die sich mehr trauen. Das freut uns natürlich!

Die Redaktion: Ihr neues Album trägt den Titel „Biri Bababai“. Wie kommt man auf solch einen Namen?

Muckemacher: Alle unsere drei Alben haben solch lautmalerische Titel („Diggidiggi Bambam“ und „Kurukuku“), die uns im Laufe des Textens und Komponierens eingefallen sind.

Manchmal haben wir auch bei den Kindern etwas aufgeschnappt. Wir sind froh, dass man im Kindermusikbereich noch ein wenig Quatsch machen kann und nicht immer allzu ernst sein muss.

Außerdem klingen die Titel gut und es ist lustig, dass sie jeder anders ausspricht, denn wir wollten auch nicht, dass sie allzu deutsch klingen, weil unsere Musikstile auf den Alben sehr international sind.

Die Redaktion: Sie geben ja sehr viele Live Konzerte und mal ehrlich, wer ist das dankbarere Publikum. Kinder oder Erwachsene?

Muckemacher: Beide, die Kinder durch ihre ungebremste Neugier und die Erwachsenen, weil sie mal ungehemmt tanzen können. Wenn wir live spielen, haben wir viele Instrumente auf der Bühne, da kommen die Kinder schon mal hoch und wollen eines anfassen.

Außerdem ist es doch gut für Kinder, dass sie ihre Eltern mal so ausgelassen erleben können.

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Die Redaktion: Wie sind Sie beide zur Musik gekommen?

Muckemacher: Wir haben mit 7-8 Jahren angefangen, Instrumente zu spielen, zum Teil klassisch oder eher Jazz (Klavier und Klarinette, Saxophon).

Später dann haben wir in Bands gespielt, sehr viele Konzerte gespielt und CDs aufgenommen. Wir schätzen uns glücklich, dass wir mit unserer ehemaligen Band in München (Les Babacools) so viele Jahre zusammenspielen, jammen und touren konnten.

Ohne diese „Schule“ könnten wir heute nicht das tun, was wir tun. Das Zusammenspielen mit anderen Musikern und das Aufeinanderhören ist für uns das Wichtigste überhaupt, um Musik zu verstehen.

Die Redaktion: Muckemacher ist ja nur ein Projekt von vielen. Sie machen Filmmusik, haben für das Goethe-Institut gearbeitet und vieles mehr. Hat man da überhaupt noch Zeit für die Familie?

Muckemacher: Naja, wir nehmen uns eben Zeit für unsere Familie, das ist für uns das Wichtigste. Natürlich gibt es Phasen, da haben wir viel auf einmal zu tun und weniger Zeit für unsere Kinder.

Ein „Arbeitstag“ hört wie bei allen Freiberuflern nicht um 18 oder 19 Uhr auf, da sitzen wir schonmal über Wochen nächtelang an den Tracks und basteln am richtigen Sound und müssen Deadlines einhalten. Unser Studio ist zuhause, anders würde es mit unseren beiden Kindern auch nicht klappen.

Es ist nicht immer einfach, wenn Berufliches und Privates so eng beieinander liegen, anders könnten wir es uns aber auch gar nicht mehr vorstellen. Die letzte CD-Produktion z.B. hat ungefähr ein Jahr gedauert, zwischendurch mussten wir natürlich auch andere Projekte abarbeiten, wie z.B. einen Song und ein Video für das Mailänder Goethe Institut, Filmmusik u.a.

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Nach dieser Konzertsaison werden wir im nächsten Herbst an unserem Dokumentarfilm weiterarbeiten, den wir ruhen lassen mussten, um die CD zu produzieren.

Die Kinder haben zum Glück viel Verständnis dafür und interessieren sich für unsere Arbeit, die sie immer als erste zu hören oder zu sehen bekommen oder bei der sie zum Teil mitwirken.

Die Redaktion: Bei so viel Musik in der Familie müssen doch Ihre Kinder bestimmt auch musikalisch sein?

Muckemacher: Ja, das stimmt sogar! Beide Kinder sind ziemlich musikalisch. Unsere Tochter spielt Gitarre und singt, sie macht bei unseren Konzerten auch bei dem einen oder anderen Lied mit und hat viel Spaß dabei. Unser Sohn mag zwar nicht auf die Bühne, aber zuhause singt er viel.

Wir würden allerdings nie unsere Kinder zwingen, ein Instrument zu spielen oder auf der Bühne zu stehen. Unser musikalisches Umfeld ist für sie aber etwas ganz Normales.

Die Redaktion: Was raten Sie jungen Musikern, die es Ihnen gleichtun wollen?

Muckemacher: Durchhalten! Wir kennen viele Musiker, einige haben im Laufe der Zeit das Musikerleben an den Nagel gehängt, weil es finanziell zu unsicher war. Andere sind dabeigeblieben, weil die Leidenschaft für die Musik so groß war, dass sie einfach weitermachen mussten.

Das ist aber auch ein gesellschaftliches Problem. Musiker erfahren nicht so viel Wertschätzung für ihren Beruf wie z.B. Zahnärzte. Dabei ist es genau so viel oder sogar mehr Arbeit, die mit viel mehr Zweifeln und Unsicherheiten verbunden ist.

Als Musiker muss man heute sehr vielseitig sein und technisch viel know-how besitzen. Es reicht nicht mehr, einfach nur ein Instrument gut spielen oder gut singen zu können.

Dazu kommt, dass wir unabhängig sein wollen und alles selber machen, d.h. komponieren, texten, aufnehmen, produzieren, mischen, Artworkgestaltung, Vertrieb, Verlagsaufgaben erledigen, soziale Medien etc.

Wir drehen und schneiden auch unsere eigenen Videos. Eigentlich machen wir alles, was ein Label für einen Künstler tun müsste.

Aber die Labels zahlen halt nicht viel. Vom CD-Verkauf kann keiner mehr leben. Außerdem ist Musik allgegenwärtig und wird überall gestreamt und runtergeladen, viele Menschen möchten dafür nichts oder nur sehr wenig bezahlen.

Wir sind froh, dass es die Gema gibt und können diese umsonst-Mentalität in der Gesellschaft nicht nachvollziehen.

Wenn sich jemand ein Buch kaufen will, geht er auch in den Laden und bezahlt dafür. Also, Musiker sein ist in der heutigen Zeit nicht einfach, andererseits hat man durch die digitalen Techniken die einmalige Möglichkeit, vieles selbst zu machen.

Das soll aber nicht heißen, dass man nur alleine in seinem Kämmerchen vor seinem Rechner sitzen und alles alleine machen sollte. Musik ist Kommunikation.

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Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Muckemacher: Das ist sehr unterschiedlich. Wir haben eher mit unseren Geschwistern und Freunden gespielt, wenig mit den Eltern, soweit wir uns erinnern können.

Lego, Rollenspiele, Stadt Land Fluss, Karten- und Brettspiele. Hauptsächlich haben wir draußen gespielt, auch auf der Straße, als es dort noch nicht so gefährlich war wie heute.

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

Muckemacher: die gemeinsame Zeit.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Muckemacher: Helge Schneider.

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?

Muckemacher: Momentan spielen wir nicht wirklich viel. Ab und zu mit den Kindern ein Brettspiel oder Karten. Zur Zeit spielen unsere Kinder gerne Schach.

Aber für uns heißt spielen eher Musik spielen, dort kann man gut eintauchen in andere Welten und viel entdecken.

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Die Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?

Muckemacher: Natürlich! Immer!

Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?

Muckemacher: Das haben wir schon mal gemacht, noch vor vielen Jahren. Naja, nicht erfunden, aber erweitert. Wir haben immer mit Freunden wie verrückt Risiko gespielt und als uns das nicht mehr gereicht hat, haben wir „Universiko“ entworfen, also Risiko im Universum, wo man die verschiedenen Planeten erobern musste. Den Planeten haben wir auch Namen gegeben. Leider ist das Spiel beim Umzug verloren gegangen.

Die Redaktion: Welches Spielthema würde Sie dann reizen?

Muckemacher: Schwierige Frage.

Die Redaktion: Sie leben ja schon lange in Berlin. Was für ein Geheimtipp für Familien haben Sie in Berlin? Was sollte man unbedingt sehen, was aber in keinem Reiseführer erwähnt wird?

Muckemacher: Wir gehören nicht zu der Sorte Familie, die am Wochenende tausend Sachen unternimmt, wir sind allesamt Langschläfer und versuchen, uns nicht zu viel vorzunehmen.

Freunde treffen und zusammen kochen gehören zu unseren Lieblingsbeschäftigungen. Wir wohnen zwar schon seit 11 Jahren in Berlin, können aber nicht behaupten, die Stadt wirklich gut zu kennen. Es gibt viele schöne Ecken und man entdeckt immer was Neues, wenn man es nicht erwartet.

Link: muckemacher.de

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.