Angesagt – Marlies Müller

Bild Chris Zeilfelder

Sehr geehrte Frau Marlies Müller,
Sie sind Grafikerin, und Sie haben gemeinsam mit Michaela Küpper das Krimispiel „Mord in der Villa Mafiosa“ entwickelt. Das Spiel erschien im Gmeiner Verlag. Um was geht es in diesem Spiel, wenn Sie dies verraten dürfen?

Marlies Müller: Kurz gesagt, die geladene Gesellschaft der „Ehrenwerten“, die allesamt exzellente Köche sind, finden sich zu ihrem alljährlichen Treffen in der Villa Mafiosa ein. Und das nicht nur, um Rezepte auszutauschen. … Sie müssen gemeinsam den Mord an Enrico Fratinelli aufklären, der in der Küche der hermetisch abgeriegelten Villa ermordet aufgefunden wurde.

Die Redaktion: Auf was können sich die Spieler besonders bei diesem Spiel freuen?

Marlies Müller: Die Gäste werden in die Rollen berühmt-berüchtigter Mafiosi schlüpfen, z.B. in die des Signor Corleone, der Schwester Ignatia oder der Black Betty. In den persönlichen Einladungen findet jeder Gast Hinweise zu seiner Person und seinem Charakter, dazu Tipps, wie er seine Persönlichkeit beim Krimi-Event am besten in Szene setzen kann, etwa mit bestimmten Accessoires.

Die Gäste einschließlich des Gastgebers erwartet ein raffiniert ausgetüfteltes Krimispiel mit speziell ausgesuchten Rezepten für ein Buffet.

Die Redaktion: Wer von Ihnen beiden ist auf die Idee gekommen, das Spiel mit einem Kochbuch zu verbinden?

Marlies Müller: Der Gedanke, in das Spiel ein Kochbuch zu integrieren, lag nahe, da Michaela Küpper und ich beide gern kochen und zu einem gelungenen Abend natürlich ein perfektes Essen gehört. Ich besitze nicht mal einen Dosenöffner, habe noch nie eine Pizza bestellt und der Markt in Rodenkirchen gehört zu meinen wöchentlichen Freuden. Wir haben großen Wert darauf gelegt, in unserem Kochbuch mit frischen Produkten zu überzeugen.

Bild Gmeiner Verlag
Bild Gmeiner Verlag

Die Redaktion: Waren Sie dabei bei Ihrem Italiener Ihres Vertrauens, zwecks Hospitation?

Marlies Müller: Nein. Aber wir haben unsere Rezepte mit befreundeten Köchen ausführlich besprochen und verfeinert.

Die Redaktion: Wie kommt man als Grafikerin auf die Idee, solche Figuren, wie aus dem Spiel Mord in der Villa Mafiosa, zu entwickeln, denn sie gehen schon in den Bereich des Comics und trotzdem haben sie etwas Besonderes.

Marlies Müller: Wir wollten unseren Protagonisten ein Gesicht geben, und so stellten wir uns „echte italienische Mafiosi“ vor.

Die Redaktion: Wie lange braucht man, um solch ein Projekt wie das Krimispiel als Grafikerin umzusetzen?

Marlies Müller: Sehr lange. Wir haben über ein Jahr intensiv an der Umsetzung des Spiels gearbeitet. Alle Ideen, Spielabläufe etc. wurden von Michaela Küpper und mir gemeinsam entwickelt, und für das Layout habe ich sozusagen mein Herzblut gegeben.

Die Idee, jeden unserer Protagonisten mit einem spannenden Charakter auszustatten und dies auch durchgängig bildlich umzusetzen, war eine echte Herausforderung. Wir wollten auch das gesamte Material, also die Einladungen, Geheimakten, Spielkarten und Rezepte grafisch anspruchsvoll gestalten.

Die Redaktion: Sie haben auch vielen anderen Projekten Ihre persönliche Note verliehen, unter anderem war dies auch der Titel ‚Kinderrätsel mit Pfiff‘. Und Sie haben Cover für Hörbücher entwickelt, unter anderem auch das von Henning Mankell. Ist es dabei einfacher für Kinder zu arbeiten?

Marlies Müller: Nein, im Gegenteil. Projekte im Kinderbereich umzusetzen ist eine besondere Herausforderung. Kinder sollten angehalten werden, sich mutig ins Leben zu stürzen und alles frech und herausfordernd hinterfragen zu dürfen.

Die Redaktion: Wie beginnen Sie eigentlich als Grafikerin solche umfassenden Projekte? Lesen Sie die Geschichte, treffen Sie sich mit den Autoren oder wie muss man sich die Vorbereitung vorstellen?

Marlies Müller: Ich lese zum einem die Geschichten quer und informiere mich anhand von Rezensionen über den jeweiligen Inhalt. Ich führe intensive Gespräche mit den jeweiligen Redakteuren, die mir mit Hilfe eines von mir entwickelten Fragebogens spezielle Eckdaten eines Buches benennen. Autorengespräche führe ich zuweilen auch, um die Wünsche eines Autors gegebenenfalls in ein Cover einfließen zu lassen.

Die Redaktion: Sind Sie selber auch spielaffin, da Sie ja an einem Krimispiel gearbeitet haben?

Marlies Müller: Ich spiele ausgesprochen gerne und ein Spiel zu gewinnen, macht mir wirklich Freude.

Die Redaktion: Spiele aus der Kindheit prägen einen persönlich. Können Sie sich noch daran erinnern, was Sie mit Ihren Eltern gespielt haben?

Marlies Müller: Ja, ich komme aus einer ausgesprochenen Spielerfamilie. Wir haben uns in meiner Jugend z. B. regelmäßig zu Doppelkopf-Abenden innerhalb der Familie zusammengefunden.

Die Redaktion: Welche Art Spiele bevorzugen Sie selber?

Marlies Müller: Skat, Doppelkopf und Poker zählen auf jeden Fall zu meinen Favoriten.

Als unsere Tochter noch klein war, haben wir aber auch mit großem Enthusiasmus Brettspiele wie z. B. „Die Siedler“ gespielt. Besonders gefreut habe ich mich im letzten Jahr, als unsere erwachsene Tochter uns an Heiligabend mit „Stone Age“ überrascht hat, einem aufregenden Brettspiel, das in die Vergangenheit führt. In unserem Urlaub habe ich meine kleine Familie ein wenig genervt, weil ich jeden Abend spielen wollte …

Die Redaktion: Spielen Sie auch mit Freunden und wie gehen Sie hierbei mit Niederlagen um?

Marlies Müller: Ja, ich spiele auch mit Freunden. Jeden zweiten Dienstag treffen wir uns zum Skat-Abend. Leider spielen die zwei Jungs viel routinierter als ich und gewinnen immer.

Aber irgendwann kommt Zeitpunkt, an dem ich sie erbarmungslos besiegen werde!

Die Redaktion: Können Sie sich vorstellen, auch ein Kinderspiel zu entwickeln?

Marlies Müller: Ja, natürlich. Das komplette Konzept von „Kinderrätsel mit Pfiff“ habe ich beispielsweise allein entwickelt und umgesetzt.

Die Redaktion: Hat man als Grafikerin eine besondere Verpflichtung, wenn man an einem Kinderprojekt arbeitet?

Marlies Müller: Auf jeden Fall. Der pädagogische Aspekt steht neben dem Spielspaß im Vordergrund.

Schon zu Zeiten, als meine Tochter noch klein war, bin ich mit einem Fotoapparat bewaffnet in den Kölner Zoo gefahren. Bei meinem Rundgang habe ich die Informationen über die einzelnen Tiere fotografiert, um daraus eine Zoo-Frage-Rallye zu ihrem Geburtstag zu inszenieren. Die Kinder mussten sich spielerisch mit der Herkunft, dem Alter oder den Gewohnheiten der verschiedenen Tiere auseinandersetzen.

Ich lege Wert darauf, Kindern spielerisch zu vermitteln, dass man zusammen viel erreichen kann.

Die Redaktion: An welchem Projekt arbeiten Sie zur Zeit?

Marlies Müller: Ich schaue gerade, in welche zauberhafte, korrupte Idylle es die gebürtige Kölnerin und Safe-Knackerin Tante Helga dieses Mal verschlägt, denn das nächste mörderische Krimi-Event wird vermutlich in Deutschland stattfinden.

Darüber hinaus arbeite ich an verschiedenen Projekten, eine Schatzsuche für Kinder steht auf meiner Prioritätenliste ganz oben.

Herzlichen Dank

Infoecke

Verlag
http://www.gmeiner-verlag.de/
http://www.gmeiner-verlag.de/programm/titel/1457-mord-in-der-villa-mafiosa.html

Autoren
www.michaelakuepper.de
http://mmk-grafik.de/index.html

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Chris Zeilfelder

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.