Sehr geehrter Herr Hartmut Knecht,
Sie arbeiten als Entwickler bei Fischertechnik und Sie gehören zu denen, die sich immer neue Baukästen ausdenken.
Die Redaktion: Wie wird man eigentlich Entwickler bei Fischertechnik? Ist dies ein Lehrberuf?
Hartmut Knecht: Ich habe bei der Unternehmensgruppefischer, zu der fischertechnik gehört, ein duales Studium (Berufsakademie) absolviert, Fachrichtung Maschinenbau – Feinwerktechnik.
Meine Diplomarbeit habe ich im Bereich fischertechnik geschrieben und bin danach in die Entwicklungsabteilung von fischertechnik übernommen worden.
Die Redaktion: An welchen Projekten haben Sie bereits gearbeitet?
Hartmut Knecht: So ziemlich an allen, die aktuell auf dem Markt sind.
Die Redaktion: Wie lange dauert die Entwicklung eines neuen Produktes, also von der Idee bis zum Endprodukt im Handel?
Hartmut Knecht: Das hängt sehr stark von der Komplexität des jeweiligen Produkts ab. Einen kleinen Baukasten mit einfachen Modellen ohne viele neue Bauteile können wir innerhalb weniger Wochen realisieren. Ein neues Robotics Produkt mit Steuerung, neuen Aktoren und Sensoren sowie der dazu gehörenden Software kann bis zu zwei Jahre dauern.
Die Redaktion: Eines der letzten Projekte, an dem Sie gearbeitet haben, war der 3D Drucker von Fischertechnik. Wie ist es zu dieser Idee gekommen? Wie viele Kollegen aus Ihrem Haus haben an dem Projekt gearbeitet? Und wie lange hat das Projekt von der Idee bis zur Produktion gedauert?
Hartmut Knecht: Die Idee zu diesem Baukasten ist in Zusammenarbeit mit dem Fraunhofer-Institut (IPA) in Stuttgart entstanden. Dort fanden auch erste Versuche statt, ob es überhaupt funktioniert, mit fischertechnik einen funktionsfähigen 3-D-Drucker zu bauen.
In dem Projekt waren mehrere Entwickler involviert, Produktmanagement, Marketing, Produktion, also fast jeder in der fischertechnik GmbH war tangiert von diesem Produkt.
Die Redaktion: Wer arbeitet eigentlich alles an der Entwicklung eines neuen Projektes mit?
Hartmut Knecht: Auch das hängt sehr stark vom Produkt selbst ab. Intern sind das einer oder mehrere Entwickler, das Produktmanagement, das Marketing, der Vertrieb, der Einkauf, die Disposition, die Qualitätssicherung, die Produktion.
Die Redaktion: Kann man in der Entstehungsphase seinen Ideen dazu freien Lauf lassen oder gibt es konkrete Vorgaben durch das Unternehmen?
Hartmut Knecht: In der Definitionsphase für ein neues Produkt werden konkrete Anforderungen bezüglich Funktionsumfang, Altersklasse, Kosten festgelegt. Innerhalb dieser Rahmenbedingungen kann die Entwicklung dann relativ frei agieren und Ideen entwickeln.
Die Redaktion: Muss man als kreativer Kopf der Entwicklung ständig mit einem Notizzettel herumlaufen, um schnell seine Ideen aufzuschreiben?
Hartmut Knecht: Unbedingt! Auf meinem Nachttisch liegt immer ein Notizblock und ein Stift, damit ich nachts, wenn ich aufwache und eine vermeintlich gute Idee habe, diese sofort notiere, damit sie am nächsten Morgen nicht wieder weg ist.
Die Redaktion: Wie sind Sie eigentlich zu Fischertechnik gekommen? Welche Besonderheiten bietet Fischertechnik dem Nachwuchs?
Hartmut Knecht: Ich bin damals bei einer Veranstaltung des Berufsinformationszentrums Nagold über das duale Studium an der Berufsakademie auf fischer aufmerksam geworden, habe mich beworben und wurde eingestellt.
Die Redaktion: Fischertechnik bietet mit dem 3D Drucker wohl einen der komplexen Bausätze überhaupt an. Für wen haben Sie den 3D Drucker entwickelt?
Hartmut Knecht: Der 3-D-Drucker ist geeignet für Jugendliche ab 14 Jahren, erwachsene Bastler und Freunde der „Maker“-Szene, für Schulen, die zeigen wollen, wie ein 3-D-Drucker funktioniert und welche Technik dahintersteckt, als auch für Konstrukteure, die sich ihre ersten Entwürfe eines neuen Bauteils schnell und preisgünstig selbst ausdrucken wollen.
Die Redaktion: Fischertechnik hat eine große Fangemeinde. Werden Sie und Ihr Team auch von den Fans inspiriert?
Hartmut Knecht: Unsere Fans sind sehr kreativ und senden uns zahlreiche Ideen für neue Baukästen und Modelle zu. Außerdem befragen wir die Fans zu bestimmten Themen, um herauszufinden, was unseren Kunden gefällt.
Die Redaktion: Muss man eigentlich spielaffin sein, um bei Fischertechnik zu arbeiten?
Hartmut Knecht: Ohne einen gewissen Spieltrieb kann man glaube ich im Spielwarenbereich nicht erfolgreich arbeiten.
Die Redaktion: Haben Ihre Eltern mit Ihnen gespielt?
Hartmut Knecht: Manchmal schon, aber meistens habe ich mit anderen Kindern zusammen gespielt.
Die Redaktion: Können Sie sich dabei an einen besonderen Moment erinnern?
Hartmut Knecht: Ja, beim Fußball spielen hat einmal mein Vater den Ball mit voller Wucht in den von ihm frisch gepflanzten Baum geschossen. Erst ein oder zwei Tage davor hatte er uns strengstens verboten, den Ball auch nur in die Nähe dieses Bäumchens zu befördern. Wir haben uns fast kaputt gelacht.
Die Redaktion: Spielen Sie eigentlich noch selber?
Hartmut Knecht: Wenn es die Zeit zulässt, spielen wir zu Hause sehr gerne Gesellschaftsspiele.
Die Redaktion: Was ist Ihr Lieblingsspiel?
Hartmut Knecht: Siedler von Catan.
Die Redaktion: Können Sie sich vorstellen, vielleicht auch einmal ein Brett- oder Kartenspiel zu entwickeln?
Hartmut Knecht: Ich glaube das können andere besser.
Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, wenn diese auch gern in Ihren Beruf einsteigen wollen?
Hartmut Knecht: Ich würde ihnen empfehlen, dieses Ziel weiter zu verfolgen, und ihnen wünschen, dass sie genauso viel Spaß dabei haben wie ich.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Hartmut Knecht: Beruflich weiterhin mit fischertechnik erfolgreich spannende, spielerische und technisch aktuelle Produkte auf den Markt zu bringen.
Privat möchte ich meine Kinder auf ihrem Weg in eine erfolgreiche Zukunft begleiten so gut ich kann (und soweit sie es überhaupt wollen).
Wilfried Just: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Website
www.fischertechnik.de/