
Sehr geehrte Frau Jasmin Lord,
Sie sind Schauspielerin und viele Zuschauer kennen Sie aus Wilsberg, Systemfehler – Wenn Inge tanzt. Wollten Sie schon immer Schauspielerin werden?
Jasmin Lord: Ich habe mit sieben Jahren angefangen Theater zu spielen und da es mir so einen Spaß gemacht hat, war es für mich die logische Konsequenz, es irgendwann zum Beruf zu machen. Als ich dann mit 16 Jahren nach New York ging, um Film zu studieren, merkte ich jedoch sehr schnell, dass mir die Arbeit hinter der Kamera genauso viel Spaß machte.
Die Redaktion: Aktuell arbeiten Sie an zahlreichen Projekten. So haben Sie für das ZDF im Film „Das Schweigen der Männer“ im Fernsehen mitgespielt. Um was geht es in dieser Geschichte?
Jasmin Lord: Es geht um das Ehepaar Lynne und Howard, die vorhaben, eine Segeltour durch die Karibik zu machen. Doch Lynne bekommt heraus, dass sich Howard dauernd mit einer Frau trifft und sich auch ganz komisch benimmt. Kurzerhand packt Lynne ihre Koffer, um nach seiner vermeintlichen Geliebten Sam zu suchen (gespielt von mir). Wie durch einen Zufall wird sie am Ende sogar Mitbewohnerin von Sam und verstrickt sich dabei in einem Netzt aus Verwicklungen..
Die Redaktion: Dieser Film wurde in New York, Boston und Neu-England gedreht. So kommt man als Schauspielerin durch die Welt. Ist dies die angenehme Seite einer Schauspielerin?
Jasmin Lord: Mir persönlich macht es auf jeden Fall sehr viel Spaß, in anderen Ländern zu arbeiten. Als Regisseurin habe ich letztes Jahr auch in Australien und Kolumbien gedreht. Nicht einfach ist es jedoch bestimmt für meine Kollegen, die eine Familie haben und dann über mehrere Wochen ihre Kinder nicht sehen können.
Die Redaktion: Der Beruf des Schauspielers ist auch anstrengend und hat auch viele Schattenseiten. Überwiegt hierbei doch das Positive?
Jasmin Lord: Um überleben zu können, braucht ein Schauspieler 15 bis 20 Drehtage im Jahr, schon die sind in vielen Fällen schwer zu realisieren. Wenn man jedoch das Glück hat, regelmäßig zu arbeiten, finde ich, ist es der schönste Beruf überhaupt.
Die Redaktion: Sie haben auch einen Film zum Thema Holocaust gedreht. Das Thema könnte nicht aktueller sein. In der Geschichte geht es um den 94-jährigen Holocaust-Überlebenden Eddie Jaku, der seine Geschichte erzählt. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?
Jasmin Lord: Ich habe einen Artikel im Internet über ihn gelesen und war so berührt, dass ich drei Wochen später meine Koffer gepackt habe und nach Australien geflogen bin. Ich musste in Sydney zwei Wochen nach ihm suchen, bevor unser erstes Treffen zustande kam. Dann war es so was wie Liebe auf den ersten Blick und er hat mir erlaubt, eine Dokumentation über ihn zu drehen.

Die Redaktion: Und Sie haben hier auch Regie geführt. Sie stehen dabei hinter der Kamera. Ist dies ein anderes Gefühl?
Jasmin Lord: Ja es ist ein ganz anders anderes Gefühl. Man ist nämlich von Anfang an dabei, hat vielleicht sogar am Drehbuch mitgeschrieben. Außerdem bestimmt man vieles mit, vom Drehbuch bis zur Besetzung der Schauspieler bis zum fertigen Schnitt. Es ist ein langer und harter Prozess, bei dem man oft viele Kompromisse eingehen muss – aber am Ende ist es dein eigener Film.
Die Redaktion: Eigentlich darf so etwas nie wieder passieren, dass Menschen anderen Menschen so etwas antun. Wie haben Sie sich auf diesen Film eigentlich vorbereitet, denn es ist ein Thema, welches auch Spuren bei einem selber hinterlässt? Hatten Sie vielleicht auch die Gelegenheit, mit Menschen zu sprechen, die dieses Grauen überlebt haben?
Jasmin Lord: Ich habe mich natürlich vor den Dreharbeiten sehr intensiv mit dem Holocaust auseinandergesetzt. Ich habe auch viele andere Holocaust Überlebenden interviewt, manche von ihnen sind auch im Film zu sehen. Man selber wird jedoch nie wirklich nachvollziehen können, was diese Menschen durchlebt haben, dafür war es einfach zu grausam.
Seit den Dreharbeiten in Australien sehe ich auch die Welt mit etwas anderen Augen – ich reflektiere mein eigenes Leben viel mehr und bin dankbarer für das, was ich habe.
Die Redaktion: Wenn in Deutschland viele Menschen über das Für und Wider der Flüchtlingshilfe diskutieren, hat man das Gefühl, dass man nichts aus der Geschichte gelernt hat. Kann solch ein Filmprojekt dazu beitragen, dass Menschen über Geschichte nachdenken?
Jasmin Lord: Auf jeden Fall – das ist der Grund, warum ich diese Dokumentation gedreht habe.
Die Redaktion: So jung, so erfolgreich, da kann man nur respektvoll den Hut ziehen. Sie hatten gerade erst mit Wolfgang Petersen gedreht, „Vier gegen die Bank“. Wie ist das, wenn man so jung mit solch Großen der Filmbranche arbeiten kann?
Jasmin Lord: Ich bin auf jeden Fall sehr dankbar, für jemanden wie Wolfgang Petersen gearbeitet zu haben. Ich habe gerade ein unglaubliches Glück, so schöne Projekte drehen zu dürfen.
Die Redaktion: Sie sind sehr sportlich, tanzen gern und Sie boxen auch. Muss man als Schauspielerin sportlich sein?
Jasmin Lord: Nicht unbedingt. So wie im richtigen Leben braucht man im Film so viele unterschiedliche Menschen wie möglich. Wäre ja auch traurig, wenn alle gleich aussehen würden oder?
Die Redaktion: Als Schauspieler muss man viel Text auswendig lernen. Wie schaffen Sie dies?
Jasmin Lord: Das fällt mir Gott sei dank nicht schwer – aber fragen Sie mich das noch mal in 30 Jahren.
Frage: Was machen Schauspieler eigentlich in der Drehpause?
Jasmin Lord: Warten. Im Film geht es hauptsächlich ums Warten. Ich esse meistens in den Drehpausen, da es rund um die Zeit Catering gibt – da ist es schwierig, NICHT zu essen.
Die Redaktion: Was würden Sie jungen Leuten raten, die ebenfalls gern Schauspieler werden wollen, um einmal in Ihre Fußstapfen zu treten?
Jasmin Lord: Es ist ein wunderbarer Beruf, aber ich kann ihn nicht guten Gewissens weiter empfehlen. Wenn man es jedoch unbedingt will, dann würde ich raten, erst mal Abitur zu machen und dann zu versuchen, in einer staatlichen Schauspielschule aufgenommen zu werden.
Ich würde aber immer ein zweites Standbein im Blick haben, die traurige Wahrheit ist, dass nur die wenigsten Schauspieler von dem Beruf allein leben können.
Die Redaktion: Wie Sie wissen, ist das Kinderspielmagazin ein Spielmagazin für Eltern und für Leute, die gern spielen. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Jasmin Lord: Ja, wir haben oft „Mensch Ärgere dich nicht“ gespielt und ich weiß noch, wie ich mich jedes Mal geärgert hatte, als ich verloren habe. Haha..
Die Redaktion: Was macht das Spielen aus Ihrer Sicht aus?
Jasmin Lord: Die Gemeinschaft, einfach Zeit miteinander zu verbringen.
Frage: Sie wissen, Schauspielen und Spielen haben was gemeinsam, es funktioniert nach Regeln. Was fasziniert Sie beim Spielen?
Jasmin Lord: Dass ich in unterschiedliche Rollen schlüpfen kann, die oft sehr wenig mit mir selbst zu tun haben.
Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Jasmin Lord: Kinder entdecken spielend ihre Welt, versinken in Fantasiewelten und entwickeln ihre geistigen Fähigkeiten. Deswegen ist es, denke ich, sehr wichtig, dass Eltern mit ihren Kindern spielen.
Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?
Jasmin Lord: Monopoly – da gewinne ich immer.
Die Redaktion: Verlieren Sie gerne?
Jasmin Lord: Ja total gerne. Nein quatsch, wer verliert schon gerne? haha
Die Redaktion: Spielt man vielleicht mal in der Drehpause?
Jasmin Lord: Ja, das kommt auch mal vor.
Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?
Jasmin Lord: Ehrlich gesagt würden mir da jetzt leider nur Spiele einfallen, die es schon gibt.
Die Redaktion: Was drehen Sie zurzeit? Was steht bei Ihnen als nächstes an?
Jasmin Lord: Momentan sitze ich im Schneideraum um die Dokumentation „The Happiest Man“ fertig zu schneiden. Im Mai stehen die Dreharbeiten für meinen nächsten Kinofilm an.
Bilder Fabian Stürtz
Links
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