Wind-Energie

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Fazit vorab: „Eine super Spiel- und Experimentieridee, die leider den Praxistest nicht bestanden hat.“

Wenn ein Hersteller experimentierfreudigen Kindern Versprechungen macht, dann sollte das Produkt dies auch hergeben. Unverständlich, warum dem Management diese, nachfolgend beschriebenen Mängel, verborgen geblieben sind.

Hier die nüchternen Belege

Versprochen wird: „ … Der Wind-Generator wird mit dem einfachen GIGO-Stecksystem zusammengebaut. Ein mehrstufiges Zahnradgetriebe wandelt die Windraddrehzahl so um, dass ein elektrischer Generator angetrieben und damit Strom erzeugt werden kann.

Das Windrad kann mit verschiedenen Rotoren bestückt werden, die entsprechend der Windstärke mehr oder weniger stark angestellt werden. So kann der Wind-Generator mit dem optimalen Wirkungsgrad laufen – ganz wie die großen Hightech-Anlagen!“

Die ansprechend gestaltete Verpackung weckt zunächst Interesse.

20 Experimente werden angeboten. Große und kleine Rahmen, Lochstäbe, Achsen, Zahnräder, Leuchtdiode (LED), Akkuhalter, Elektromotor/Generator, Verbindungskabel mit Steckverbindungen, ein farbig gestaltetes Anleitungsheft und weitere Teile bestimmen den Inhalt.

Der Experimentierkasten ist für Kinder ab 9 Jahren konzipiert.

Mein Neunjähriger entschied sich verständlicherweise für das riesige Windrad. Das beigefügte Anleitungsheft gibt genug Informationen, um sich mit dem Thema zu befassen.

Die Montaganleitung ist scheinbar schrittweise dargestellt, lässt aber wesentliche Schritte nicht erkennen. Für einen Neunjährigen ist es unmöglich, die Achsmontage fehlerfrei umzusetzen. Auch einem Erwachsenen mit ingenieurtechnischem Verständnis fällt es nicht leicht, die Baugruppe um das Getriebe herum zusammenzufügen.

Ist die Montage, Rahmen, Getriebe, Generator, Flügel und Ständer gelungen, sind die Erwartungen groß, aus Windenergie mittels Lüfter Strom zu erzeugen, um die LED zum Leuchten zu bringen.

Im Heft sind auf mehreren Seiten Messreihen aufgelistet, die in Abhängigkeit der Windstärke und der Zahnradübersetzung die Leuchtkraft beeinflussen.

Diese Messreihen täuschen den Eindruck der Wissenschaftlichkeit vor. Was die Entwickler dabei vergessen: „Wissenschaftliche Versuche müssen unter gleichen Bedingungen nachvollziehbar sein.“ Die Transparenz ist zwar gegeben, aber selbst unter gleichen und sogar besseren Bedingungen als beschrieben, sind sie nicht bzw. nur unter einer Bedingungskombination nachvollziehbar.

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Der Windgenerator funktioniert nur, wenn, wie im folgenden Bild, die Montage der sechs Breitflügel erfolgt und ein unglaublich leistungsfähiger Ventilator auf Höchststufe in Betrieb genommen wird.

Das Getriebe stellte sich selbst unter diesen Bedingungen als Flop heraus. Richtet man es so ein, dass die Antriebswelle des Rotors sich einmal und die Generatorachse sich dabei dreimal dreht, ist der Kraftaufwand der Übersetzung so hoch, dass nur der 2008er Sturm „Kyrill“ den Generator in Betrieb setzen könnte.

Wählt man eine Untersetzung, Rotor dreht sich 3 x, Generatorachse 1 x, liegt eine Untersetzung vor, die das System leicht, aber sekundär langsam bewegt. Mit dieser geringen Drehzahl leuchtet die Diode nicht.

Nur wenn eine Übersetzung von 1:1 (blaue Zahnräder) gewählt wird, gelingt das Experiment unter oben aufgeführten Bedingungen und die Diode leuchtet, bzw. ein Akku könnte geladen werden.

Fazit

Auf die restlichen 18(?) Experimente haben wir vorerst verzichtet. KOSMOS  – Experimentierkasten: Wind-Generator sieht besser aus, als die Praxisergebnisse deutlich machen.

Wie bereits gesagt: “Tolle Idee mit einem Erkenntnisgewinn, der sich nicht nur auf die Experimente bezieht“. Für experimentierfreudige Kinder nicht unbedingt empfehlenswert.

Für Modellbauer ist KOSMOS  – Experimentierkasten: Wind-Generator jedoch eine Ausgangsbasis, um alles so umzubauen, dass eine vernünftige Windgeneratoren-Anlage entsteht.

Glücklicherweise sind andere Bewerter von KOSMOS  – Experimentierkasten: Wind-Generator zu ähnlichen Einschätzungen gelangt, die unsere aufwendigen Testergebnisse bestätigen.

Über Roland Bochmann 201 Artikel
Redakteur für Kinder-, Lernspiele und Experimentierkästen. Bild wurde von Juli gezeichnet.