Hallo Mai Thi Nguyen-Kim, hallo Marie Meimberg,
Was hat euch dazu inspiriert, das Thema „Farben“ für diesen BiBiBiber-Band zu wählen?
Mai & Marie: All die Wow-Momente, die in der vermeintlich kleinen Frage “Welche Farben hat der Regenbogen?” stecken. Zum Beispiel, dass Dinge eigentlich gar keine Farben haben, dass der Regenbogen eigentlich gar kein Bogen ist, warum wir alle unsere eigene Wirklichkeit haben und warum die Liebe bunt ist.
Was war euch bei der Herangehensweise an dieses komplexe Thema wichtig, um es für Kinder & Jugendliche verständlich zu machen?
Mai & Marie: BiBiBiber ist immer bunt, emotional, witzig – macht oft nachdenklich, aber vor allem sehr viel Spaß. Und auch wenn wir inhaltlich in die Tiefe gehen und jede noch so kleine Frage ernstnehmen, fühlt sich das am Ende sehr leicht an.
BiBiBiber ist nicht nur ein Sachbuch, sondern führt uns am Ende immer auch zu der Frage: Was hat das mit uns Menschen zu tun?
Die Frage nach den Farben des Regenbogens führt euch im Buch auch zu unseren Gefühlen und Beziehungen. Könnt ihr diesen Gedankengang erläutern?
Mai: Dinge haben eigentlich gar keine Farben, da Farben erst in unserem Kopf entstehen. Farben sind Wahrnehmungen in unserem Gehirn. So wie Gefühle und Liebe auch. Deshalb gibt es hier keine objektive Wahrheit, sondern jeder Mensch hat seine eigene Wirklichkeit.
Marie: Stellen wir uns mal vor, jemand boxt Mai und mich aufs Knie. Wenn mir das richtig weh tut, bringt es mir überhaupt nichts, wenn Mai sagt:
Ich merke gar nichts. Die Frage ist nicht: Wie sehr tut ein Knie-Schlag weh? Sondern: Wie sehr tut ein Knie-Schlag DIR weh? Und das ist bei der Liebe auch so. Wichtig ist: Wie oder wen liebst Du? Und darauf gibt es keine falschen Antworten. So lang es sich für alle Liebenden gut anfühlt.
Welche Rolle spielen eurer Meinung nach wissenschaftliche Fragen im Alltag und in der Erziehung von Kindern?
Mai & Marie: Kinder wenden ja sowieso täglich die wissenschaftliche Methode an, indem sie fragen und weiter fragen und weiter fragen. Wenn wir diese Fragen ernst nehmen, uns die Zeit nehmen, ihnen wirklich auf den Grund zu gehen, können auch Erwachsene gemeinsam mit den Kindern ganz viel Neues und Erstaunliches in den alltäglichsten, vermeintlich kleinsten Dingen entdecken.
Im Buch sprecht ihr darüber, dass Delfine das Meer nicht blau sehen. Was war für euch der spannendste Aspekt, den ihr über Tiere und ihr Farbensehen gelernt haben?
Mai: Alle Tiere sehen unterschiedlich. Manche sehen das Meer grau, andere (Bienen, Vögel) sehen Farben, die wir uns noch nicht einmal vorstellen können. Ultraviolett. Und dann gibt es noch Tiere wie den Clown-Fangschreckenkrebs. Der hat die krassesten Augen überhaupt und könnte die wildesten Farben sehen – tut er aber wahrscheinlich nicht. Weil sein Gehirn darauf keine Lust hat.
Marie: Nur weil unser Körper rein theoretisch etwas kann, heißt es noch lange nicht, dass wir es nur richtig wollen müssen. Das gilt nicht nur fürs Farbensehen. Bei Krankheiten ist das auch so. Gerade bei denen, die von außen unsichtbar sind. Nur, weil wir theoretisch glücklich sein können, heißt es nicht, dass wir uns nur ein bisschen anstrengen müssen. Und dann klappt das schon.
Wie verlief der Schreib- und Illustrationsprozess für den dritten Band eures Sachbuches? Gab es besondere Herausforderungen oder unerwartete Freuden?
Mai: Dank Marie habe ich selbst Aha-Momente beim gemeinsamen Arbeiten. Wenn ich Marie zum Beispiel erkläre, warum elektromagnetische Wellen so cool sind, löst das in Maries Kopf ganz neue Assoziationen und witzige Bilder aus.
Dann schreibt und malt Marie das auf und macht für die Hörbücher Lieder – und wenn ich mir das dann anschaue, durchlese und anhöre, verliebe ich mich ganz neu in meine Naturwissenschaften.
Was erhofft ihr euch für die Reaktionen auf diesen neuen Band?
Mai & Marie: Wir hoffen, wir schaffen das Gleiche wie mit den ersten beiden Bändern: Dass BiBiBiber ein Vorlese- oder Hörerlebnis wird, das nicht nur Kinder, sondern auch Erwachsene zum Staunen bringt. Dass es sie im Kopf und im Herz berührt.
Gibt es Themen, die ihr in zukünftigen Bänden der Sachbuchreihe behandeln möchten? Was dürfen eure Leser*innen als Nächstes erwarten?
Mai & Marie: Es gibt noch viel mehr vermeintlich kleine Fragen, die wir mit BiBiBiber auf den Grund gehen wollen, zum Beispiel “Warum muss ich schlafen?” – Träumen, Pause machen und Gehirn-Müllabfuhr – hinter dieser Frage steckt wieder so viel Wow- Potenzial für Kinder und Erwachsene.
Und wir wissen auch, dass Kinder nicht erst ab 7 Jahren anfangen, fragend die Welt zu erforschen. Im Moment beschäftigen wir uns viel damit, ab wann das los geht. Wie neugierig sind eigentlich Babys?
Quelle Oetinger