
Endlich steht die Fortsetzung an, von einem Werk, das so außergewöhnlich ist, wie sein Autor.
Jan Weiler ist eher bekannt für seine humorvolle Erzählung aus seiner Familie, dem Pubertier, mit einem italienischen Schwiegervater und dies alles bringt die entsprechende Würze mit.
Vor einigen Jahren erschien dann Kühn, ein Krimi, der so gar nicht in das Schema von Weiler passte. Und gerade deshalb ist es etwas Besonderes. Schreiben hat er gelernt und das sehr früh, denn schon während seiner Schulzeit hat er für eine Zeitung geschrieben.
So war es nicht verwunderlich, dass er nach dem Journalistik-Studium schnell zum Chefredakteur des SZ-Magazins aufgestiegen ist, schließlich beherrschte er das Handwerkzeug.
Als für eine Sonderbeilage etwas über Italien geschrieben werden sollte, hat er einen Beitrag über seinen Schwiegervater geschrieben, der ja aus Italien stammt und als Gastarbeiter nach Deutschland gekommen ist.
Seine Art und Weise, warmherzig und trotzdem humorvoll, schlug ein. So entstand der Entschluss, einfach mit seinem Schwiegervater nach Italien zu reisen.
Daraus entstand das Buch „Maria ihm schmeckt‘s nicht“. Das war der Anfang einer beispiellosen Karriere als Autor, denn sein Stil kam an und seine Geschichten rund um seine Familie waren einfach gelungen. Man hat diese regelrecht in sich aufgesogen, weil man irgendwie auch sich selber darin entdeckt hat.
Und dann der komplette Genrewechsel, schließlich kann man einen Krimi ja nicht ins Lächerliche ziehen, das geht nicht und das passiert nicht.
Aber er entwickelt seine Figuren und der ermittelnde Polizeibeamte kommt dabei sehr menschlich herüber, denn man erlebt ihn in seiner Familie, mit all den Problemen, die wohl jeder hat, schließlich sind Polizisten auch nur Menschen. Dieses stellt er sehr gelungen dar.
Das trifft auch auf all die anderen Figuren zu, sie entwickeln sich und machen das Ganze sehr interessant.
Kühn ist Mitte 40 oder gar jung, denn in aller Regel sind doch Kriminalisten viel älter. Weil er nicht studiert hat, geht es auch nicht mehr nach oben.
Nein, er hat nur einen Realschulabschluss und hat sich durch seine Leistung in der Arbeit bis zum Hauptkommissar hochgearbeitet. Weil er kein Studium hat, ist jetzt karrieretechnisch das Ende der Fahnenstange erreicht.
Er ist verheiratet, hat zwei Kinder und ein kleines unscheinbares Einfamilienhaus, welches auf giftigem Boden steht, was wir aus der ersten Geschichte erfahren hatten.
In seiner Nachbarschaft ist ein Erpresser am Werk und auf einer Feier hatte er einen schweren Fehler begangen, eine Affäre mit einer Kollegin, was natürlich seiner Ehefrau missfiel. Viel wichtiger ist, dass er ein brutales Verbrechen an einem jungen Mann aufklären muss.
Seine Reise in die Welt der Reichen und Wohltätigen setzt ihm, dem einfachen Polizisten und Berufspendler, mehr zu, als er sich eingestehen will. Und er fragt sich: Gibt es überhaupt einen Ort, an dem er in diesem Leben richtig ist?
Langsam wird die Geschichte aufgebaut und man folgt dem Schicksal von Amir Bilal, einem jungen Mann aus dem Libanon, der in eine Welt vorgedrungen war, in der nie reingehörte. Aber Weiler mischt alles, denn er folgt der Spur und nebenbei erfährt man, dass Kühn es missfällt, dass es Pegida ähnliche Gruppierungen gibt und das, was ja eine Tatsache ist, der Mittelstand verschwindet.
Amir, das Opfer, ist aber auch kein unbeschriebenes Blatt, er ist ein Kleinkrimineller, aber nichts Besonderes. Amirs Fehler war, dass er sich in ein junges Mädchen aus der Oberschicht verliebt hat.
Ihre Mutter macht einen auf Wohltäterin, dabei ist die soziale Hilfe nur ein vorgeschobenes Feigenblatt. Und in diesen Club der Reichen drängt nun dieser Migrant.

Aber dass dieser Club der Reichen genauso Probleme hat, sei dahin gestellt, doch sie besitzen so viel Geld, dass sie dies verdecken können. Weiler fängt diesen Alltag geschickt ein und kann ihn perfekt mit Worten beschreiben.
Das fesselt den Hörer von Anfang an. Gekonnt wohnt man der Vernehmung bei und ist über das Geschehene erschüttert.
Ausschnitt aus „Kühn hat Ärger“ von Jan Weiler
„Wer kann schon wissen, was der Morgen bringt? Oder auch nicht bringt? Gewissheit? Eine neue Liebe? Ein Schreiben des Anwaltes? Einen Grippevirus?
Das ist das Schöne am Leben: Bei Tageslicht betrachtet ist es niemals langweilig, selbst wenn nichts geschieht. Denn es besteht immer die Möglichkeit, es könnte etwas geschehen. Etwas Großes.“
Fazit
Hochspannend, interessant, kurzweilig und doch anders, so kann man dieses Werk von Jan Weiler kurz umschreiben. Es macht einfach Spaß und man saugt die Geschichte förmlich in sich rein.
Es ist eine andere Form von Krimi, die aber mehr als nur gelungen ist, denn indem er behutsam den Hörer oder Leser an der Entwicklung seiner Figuren beteiligt, hat man das Gefühl, sie zu kennen, als wären sie unsere Nachbarn. Eine perfekte Geschichte für alle Krimifans.
- Verlag Der Hörverlag
- Autor Jan Weiler
- Alter ab 14 Jahre