Sehr geehrte Frau Antje Szillat,
Sie wollten schon immer Schriftstellerin werden und so entstanden zahlreiche Kinderbücher aus Ihrer Feder.
Aber eigentlich sind Sie ausgebildete Lerntherapeutin. Wie kommt eine Lerntherapeutin zum Schreiben?
Antje Szillat: Na ja, diese Sehnsucht nach dem Bücherschreiben brannte schon als Achtjährige in mir.
Entweder Springreiterin oder Schriftstellerin, das waren meine Traumberufe – am besten beides.
Das mit dem Schreiben hatte ich dann auch fast dreißig Jahre vergessen – bis eines Tages ein neunjähriger Junge mit einer LRS zu mir kam, doch tatsächlich keine Leseschwäche hatte, nur eben generell kein Interesse am Lesen.
Ich hab ihm dann seine eigenen Geschichten, mit ihm als Protagonist, geschrieben und er hat sie verschlungen.
Dadurch ist mir dann tatsächlich wieder eingefallen, was ich mal werden wollte. Ich habe mir gedacht, entweder jetzt oder nie.
Die Redaktion: Ihr neues Buch/ Hörbuch trägt den Titel „Drei Pferdefreundinnen – Filmpferd in Not“ (dtv/Der Hörverlag). Um was geht es in dieser Geschichte?
Antje Szillat: Um mein Lieblingsthema: Pferde! Um Freundschaft und die Freiheit, die man nur auf dem Rücken eines Pferdes so empfinden kann.
Doch diese Reihe bietet noch mehr, als „nur“ ganz viel Pferdeverstand und Liebe zu diesem wunderbaren Geschöpf. Spannung, Action, ein tolles Film-Setting, und auch einiges an coolen Stunts.
Die Redaktion: „Drei Pferdefreundinnen – Filmpferd in Not“ erscheint ja nicht nur als Buch sondern auch als Hörbuch. Inwieweit hat man als Autorin Mitspracherecht bei der Auswahl der Sprecherin?
Antje Szillat: Ich habe mich da ganz und gar auf den Verlag verlassen, der meiner Meinung nach auch eine richtig tolle Sprecherin für meine Pferdefreundinnen gewinnen konnte.
Die Redaktion: Sind Sie bei der Produktion des Hörbuches mit vor Ort?
Antje Szillat: Nein. Aber vielleicht mal bei einem der nächsten Bände. Ich würde das wirklich gerne mal miterleben.
Die Redaktion: In vielen Geschichten von Ihnen spielen Tiere eine wichtige Rolle. Liegt es daran, dass Sie selber zu Hause viele Tiere haben oder?
Antje Szillat: Jaaa! Ich liebe Hunde und Pferde. Als Kind habe ich mir nichts mehr gewünscht und bin überglücklich, dass ich mir zumindest als Erwachsene diesen Traum erfüllen konnte – und dass der Rest meiner Familie ebensolche Tierfans sind.
Meine beiden Töchter sind begeisterte und erfolgreiche Dressurreiterinnen. Die Jüngere sattelt allerdings gerade von Dressur auf Springen um.
Die Redaktion: Im Laufe der Jahre entstanden so zahlreiche Figuren, die einem ans Herz wachsen. Wie viel selber von Ihnen steckt in jeder Figur?
Antje Szillat: Ach, irgendwie ist in jeder Figur ein bisschen etwas von mir enthalten – auf jeden Fall einiges an Lebenserfahrung. Was ich so beobachte, höre … mein Umfeld. Ich. Meine Familie. Unsere Tiere. Einige Male mein Mann.
Die Redaktion: Sie geben jedes Jahr viele Lesungen. Ihnen ist dabei der Kontakt zu den Kindern sehr wichtig. Inspirieren die Kinder Sie auch?
Antje Szillat: Absolut! Ich liebe es auf der Bühne zu stehen und da ich beim Lesen nie sitze, immer auf und ab laufe, ins Publikum hinein, Kinder auf die Bühne hole, mit ihnen einzelne Szenen aus den Büchern nachspiele, mir auch immer wieder Lesepartner aus dem Publikum fische – sind es eigentlich keine reinen Lesungen, sondern ein Buchevent.
Ich möchte den Zuhörern und –schauern Spaß an Geschichten, an Büchern, an Hörbüchern vermitteln. Klar, das ist körperlich sehr anstrengend, aber entspricht irgendwie meinem Naturell – ich mag einfach keinen Stillstand.
Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
Antje Szillat: Ah, da fragen Sie die RICHTIGE, ich habe ja diverse Sachbücher rund um das Thema Spielen geschrieben und auch dazu so einiges an Kursen entwickelt. Spielend lernen. In Bewegung lernen. Und natürlich auch: Spiele für Kopf und Herz.
Meine Kinder „mussten“ quasi jedes neu entwickelte Spiel mit mir ausprobieren und haben auch in diversen Büchern dafür vor der Kamera gestanden. Alte Kinderspiele für das Lernen wiederentdeckt. Spielend die linke und rechte Gehirnhälfte fördern.
Die Liste ist sooo lang. Meinen Kindern hat es Spaß gemacht und ich bin mir sicher, sie haben nachhaltig davon profitiert. Allerdings sind sie bestimmt auch froh, dass ich heute keine Sachbücher rund um das Thema Spielen. Lernen. Emotionale Intelligenz mehr schreibe 😉
Was „Tischspiele“ betrifft, so sind wir fast ein wenig langweilig, weil wir oftmals „nur“ – Mensch ärgere Dich nicht – oder – Monopoly – gespielt haben. Bis heute ist das eigentlich so geblieben.
Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?
Antje Szillat: Eine leichtverständliche Spielanleitung. Bei uns in den Regalen türmen sich die Spiele – davon sind viele ungespielt, weil wir ewig über den Spielregeln gebrütet und darüber den Spaß daran verloren haben.
Was uns auch immer viel Spaß gemacht hat, gerade als meine Kinder noch kleiner waren, sind Spiele wie: Ich sehe was, was du nicht siehst, Personen raten, Stadt-Land-Fluss, Teekesselchen – eben all diese typischen lange-Autofahrten-Spiele. Blattspiele wie Galgenmännchen, Schiffe-versenken, etc.
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
Antje Szillat: Astrid Lindgren! Helmut Schmidt! Barack Obama und seine Frau Michelle!
Und natürlich Agatha Christie samt ihrer Miss Marple und Hercule Poirot. Ich liebe Krimis.
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?
Antje Szillat: Monopoly und Mensch ärgere Dich nicht. 😉 Als die Kinder noch klein waren, haben wir natürlich auch das Krokodilspiel, Entenjagd und, und, und gespielt, aber wenn wir heute etwas spielen, dann eines dieser Spiele.
Die Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?
Antje Szillat: UNBEDINGT! Zumindest versuche ich es. Aber ich gucke wohl immer so verdächtig, dass es mir selten gelingt.
Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?
Antje Szillat: Ja. Das würde ich zu gerne. Habe sogar eine Idee.
Die Redaktion: Welches Spielthema würde Sie reizen?
Antje Szillat: Unbedingt etwas Detektivisches. Das schreibe ich ja auch zuzuzu gerne. Erwähnte ich, dass ich Krimis liebe?
Die Redaktion: Auf welche Frage hätten Sie in letzter Zeit keine Antwort?
Antje Szillat: Auf diese. 😉
Und (falls ich politisch werden darf?) warum ein Präsident wie Trump möglich ist? Und warum wir nicht hin und wieder nach dem Zitat: „Freue dich mit mir! Es ist so traurig, sich allein zu freuen.“ von Gotthold Ephraim Lessing leben und handeln.
Das würde schon helfen …
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Antje Szillat: Gesund zu bleiben. Etwas Gas rausnehmen. Mehr Zeit mit der Familie verbringen und ganz, ganz viele neue Bücher, denn mir Geschichten auszudenken und sie aufzuschreiben, ist noch immer das, was ich am allerliebsten mache. Ich habe großes Glück, dass das inzwischen mein Beruf ist.