Angesagt – Martin und Erika Schlegel

Bild Annette Salomo Lotte / Martin und Erika Schlegel

Liebe Erika Schlegel, lieber Martin Schlegel,
Sie sind seit vielen Jahren als Spieleautor tätig. Die Liste an Titeln ist lang, viele davon haben Sie gemeinsam entwickelt.

Die Redaktion: Und nun haben Sie gemeinsam mit Ihrer Frau „Luther – Das Spiel“ entwickelt, welches im September dieses Jahres im Kosmos Verlag erscheint. Wie sind Sie auf die Idee zu diesem Spiel gekommen, denn das Thema ist doch sehr außergewöhnlich?

Martin Schlegel: Spielideen fallen nicht vom Himmel. Sie wachsen, verändern sich immer wieder, bis sie fertig sind. Das braucht seine Zeit.

Zu jedem Spiel gehören die Mechanik und das Thema. Im Normalfall starte ich mit der Mechanik und wenn ich dort auf gutem Weg bin, kümmere ich mich um das Thema. „Luther – Das Spiel“ ist ein gutes Beispiel, bei dem sogar das ganze Thema gewechselt wurde.

Ursprünglich ging es um Politik. Als sich Politik als Sackgasse herausstellte, hatte meine fachkundige Frau die Idee, die Politik durch Luther zu ersetzen. Sie konnte gut einschätzen, dass das neue Thema viel besser passt und hatte auch das Luther-Jubiläum 2017 vor Augen. Aber wir beide haben dieses Thema nicht als außergewöhnlich empfunden.

Die Redaktion: Dürfen Sie uns schon einen kleinen Einblick in das Spiel geben?

Martin Schlegel: Aber natürlich, einen ganz kleinen. Sie besuchen 12 Städte, die damals eine große Rolle spielten, und sowohl das Reisen als auch der Besuch der Städte lohnt sich auf verschiedene Art – meistens. Sie können am Luther-Porträt arbeiten, es vervollständigen, was ebenfalls Punkte bringt; doch hier gehen Sie ein Risiko ein und das Spielende wird beschleunigt.

Für diese „Taten“ benötigen Sie Karten, an die Sie auf ungewöhnliche Art gelangen und die auf der sichtbaren Rückseite bereits eine Teilinformation enthalten. Und bedenken Sie immer: Die Mitspieler können stören, Sie die aber auch. Ein Tipp: Halten Sie ein paar Ereigniskarten als Vorrat auf der Hand, die können sich auszahlen.

Bild Kosmos
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Die Redaktion: Hat man als Autor nicht Angst vor der Verantwortung, denn schließlich ist Luther eine historische Persönlichkeit?

Martin Schlegel: Ich habe anders reagiert. Habe nicht Angst bekommen, sondern die Gewissheit, dass das Thema zu hoch für mich ist, dass ein Profi gebraucht wird.

Und meine Frau hat nicht nur Religionspädagogik und Geschichte studiert, sie war Jahrzehnte im Presbyterium ihrer Gemeinde und außerdem stark an dem Reformator Martin Luther interessiert. Sie ist eben kundig.

Die Redaktion: Wie lange haben Sie gebraucht, um das Thema inhaltlich aufzubereiten? Haben Sie sich auch eventuell vor Ort, an den Orten, wo Luther gewirkt hat, inspirieren lassen?

Martin Schlegel: Wir sind nicht an die Orte gefahren, um für das Spiel zu recherchieren. Meine Frau ist ja eine Luther-Kennerin. Wir haben etliche Orte vorher schon besucht. Überall stößt man dort auf Luther. Und beim letztjährigen Kirchentag in Stuttgart gab es einen riesigen Informationsstand mit Blick auf das Jubiläum.

Die Redaktion: Das Besondere bei dem Spiel ist die Kooperation mit der Geschäftsstelle der EKD für das Reformationsjubiläum sowie dem Belser Verlag. Ist solche Kooperation als Spieleautor eher hinderlich oder doch mehr als eine Herausforderung zu sehen?

Martin Schlegel: Ich finde es bestens, dass diese Kooperation geklappt hat. Das ist doch eine win-win-Situation.

Und Augsburg kam wieder rein, das ich gegen den Rat meiner Frau rausgenommen hatte.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, in die Zeit zu reisen, welche Frage würden Sie Herrn Luther stellen?

Erika Schlegel: Luther ist bekannt für deutliche Worte, für eine manchmal drastische Sprache. Manche seiner Schriften sind für uns heute kaum verständlich, z.B. zu den Bauernkriegen. Ich würde ihn fragen, ob ihm einige seiner Worte leidtun.

Die Redaktion: Ihre Spiele sind dafür bekannt, dass sie kurze Spielregeln besitzen. Haben Sie als Spieleautor Vorbilder gehabt?

Martin Schlegel: Ich bin für kurze Spielregeln. Schach hat doch auch nur wenige Regeln, ist aber komplex und spannend. Mein Grundsatz: Man soll den Kopf zum Denken einsetzen, nicht zum Speichern von Spielregeln.
Vorbilder?

Vielleicht Reinhold Wittig, über den ich viel in der Spielbox gelesen hatte. Ich war stolz, als ich ihn Anfang der 90er Jahre in Göttingen traf und mit ihm eine Weile reden konnte.

Die Redaktion: Wie sind Sie eigentlich Spieleautor geworden? Wenn Sie zurückblicken, welches Schlüsselerlebnis war schuld daran, dass Sie in das Spielgeschäft eingestiegen sind?

Martin Schlegel: Der Weg zum Autor war ganz langsam, ging schrittweise. Ich hatte ja gar nicht vor, Autor zu werden, sondern habe als Erstes einen Spielplan anders gezeichnet, weil ich dachte, so sei das besser.

Dann habe ich auch mal ein Spiel so für mich entwickelt und mich – ich glaube, es war 1990 – beim Hippodice Autorenwettbewerb beteiligt. Von da an gab es Leute, die mir Halt gaben, die mir halfen.

Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, wenn diese gern Spieleautor werden wollen? Und vor allem wie sollen diese in die Branche hineinkommen?

Martin Schlegel: Mit den beiden Fragen habe ich aber gehörige Schwierigkeiten. Die hören sich so an, als ob man Spiele entwickeln soll, um in die Branche zu kommen und dort Geld abzusahnen. Von Jung-Autoren werde ich immer wieder mal so etwas gefragt und im Gespräch sage ich dann mit weit deutlicheren Worten als hier:

Wer Autor werden will, um an Geld zu kommen, soll die Finger davon lassen; soll sich lieber in der Nase bohren.
Spiele erfinden, das ist ein toller Spaß, ist ein tolles Hobby.

Die Redaktion: Haben Sie als Kind auch gern gespielt?

Martin Schlegel: Aber sicher. Ich war doch ein ganz normales Kind. Aber ich glaube, ich hatte mehr Phantasie als andere.

Die Redaktion: Können Sie sich noch an besondere Spielmomente mit Ihren Eltern erinnern?

Martin Schlegel: An Mensch-Ärgere-Dich-Nicht. Da ging für mich schon mal die Welt unter. An Watte-Pusten mit den Geschwistern und unserer Mutter. Wir haben manchmal so gelacht, dass keine Luft zum Pusten mehr da war.

Und an Schach mit meinem Vater, der mich in einen Verein steckte, als ich zu gut wurde.

Die Redaktion: Wird bei Ihnen zu Hause viel gespielt?

Martin Schlegel: Natürlich, Prototypen und fertige Spiele.

Die Redaktion: Was ist ihr Lieblingsspiel?

Martin Schlegel: Ich weiß sicher einiges, das aber nicht, kann hier einfach nicht antworten. Das hängt doch auch von meiner Stimmung, der Umgebung und vielen anderen Faktoren ab.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Erika Schlegel: Mal sehen, was die Zukunft bringt, welche Ideen kommen. Hilde Domin hat einmal auf die Frage, ob sie weiter Gedichte schreiben werde, geantwortet: „Aber sicher, wenn ein Gedicht kommt.“

So geht´s uns auch mit den Spielen.

Hinweis

Die beiden Autoren Spenden 80% der Einnahmen des Spiels Luther an die Kindernothilfe.

Info Box

Verlag: Kosmos
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Infos zu Luther gibt es hier

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.