Der Facheinzelhandel wird seine dominierende Stellung beim Verkauf von Spielwaren in den kommenden drei Jahren einbüßen. Dies ist das zentrale Ergebnis einer vom Deutschen Verband der Spielwarenindustrie (DVSI) organisierten Online-Befragung seiner Mitglieder. Demnach wird der Facheinzelhandel seine führende Rolle als Absatzkanal der Spielwarenindustrie an den Online-Handel verlieren.
Bisher macht der Facheinzelhandel im Durchschnitt 34 Prozent des Inlandsumsatzes aus, der noch recht junge Online-Sektor hat aktuell einen Umsatzanteil von 25 Prozent. Nach Einschätzungen der Hersteller dürfte sich dies bis 2019 grundlegend ändern: Dann werde Online mit 34 Prozent der zentrale Umsatzbringer und der Facheinzelhandel läge nur noch bei 29 Prozent.
Der DVSI befragte vom 20. Mai bis 12. Juni 2016 seine Mitglieder zum Thema Absatzstrukturen. Ziel war es, zu prüfen, wie sich das veränderte Einkaufsverhalten der Endkunden auf die Absatzkanäle auswirkt und was dies für die künftigen Planungen der Hersteller bedeutet.
Außerdem sollte erhoben werden, inwieweit der Facheinzelhandel als zentraler Absatzkanal der Spielwarenindustrie angesichts der wachsenden Online-Konkurrenz noch wettbewerbsfähig ist. 52 der 204 Mitgliedsfirmen des DVSI (25%) beteiligten sich an der Umfrage.
Kriese oder ?
Aktuell verkaufen die Spielwaren-Hersteller ihre Produkte über den Facheinzelhandel (34 %), den Online-Sektor (25 %), über Fachmärkte (14 %), den Großhandel (10 %), über Discounter und SB-Warenhäuser (7 %) sowie über Kaufhäuser (6 %). In den nächsten Jahren soll das Online-Geschäft zum größten Umsatzbringer werden, wobei die Hersteller den Vertrieb vor allem über eigene Plattformen und Shops vorantreiben wollen.
„Eine starke Dynamik des vertrieblichen Wandels wird von den Befragten vor allem bei kleineren Produzenten und in den Segmenten Modelleisenbahn & Zubehör, Lifestyle & Trendartikel sowie bei den Mehrbranchen-Herstellern erwartet“, berichtet DVSI-Geschäftsführer Ulrich Brobeil.
Laut Umfrage steckt der klassische Spielwaren-Einzelhandel in einer tiefen Krise. 49 Prozent der Befragten bewerten dessen Lage als ungenügend oder ausreichend. Weitere 49 Prozent sehen die Situation als befriedigend an, aber nur 2 Prozent als gut. Als größte Herausforderungen für den Facheinzelhandel werden die stärkere Online-Konkurrenz sowie Probleme mit Attraktivität und Kundenbindung genannt.
Vielen Händeln falle es auch schwer, ihren Vorsprung bei Beratung und Service zu halten. 41 Prozent der Befragten sehen den Spielwaren-Einzelhandel selbst stark gefordert, mit diesen Herausforderungen fertig zu werden. Als mögliche Eigeninitiativen werden die Stärkung von Beratung und Service, mehr Aktionen und Events zur Kundenbindung und –gewinnung sowie eine aktive Sortimentspolitik genannt.
„Zugleich meinen aber auch 46 Prozent der Teilnehmer, Hersteller und Industrie wären mit in der Pflicht, den Handel bei dieser Aufgabe zu unterstützen“, erklärt Ulrich Brobeil. Fast die Hälfte der Befragten stimmen der Ansicht zu, dass der DVSI dem Spielwaren-Einzelhandel Impulse geben soll, um sich im Wettbewerb besser zu positionieren.
Die Befragten sehen Möglichkeiten der Unterstützung darin, dass einzelne Hersteller Aktions- und Eventsupport am POS (Point of Sale) leisten und/oder Sonderkonditionen und spezielle Angebote für Fachhändler gewähren; zudem könnten Hersteller und der DVSI über Marketing, allgemeine Trends und betriebswirtschaftliche Themen informieren. Dadurch könne der Facheinzelhandel seine strategischen Stärken in den Bereichen Service und persönliche Beratung ausbauen und zugleich Akzente in den Feldern Modernität, Schnelligkeit und Preis-Leistungs-Verhältnis setzen.
„Die Auswertung der Umfrage ist eine sehr gute Grundlage für geplante DVSI-Infoveranstaltungen“, konstatiert Ulrich Brobeil.