Interview mit Nica Neulich

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Sehr geehrte Nica Neulich,
Sie machen Musik für Kinder, egal ob Groß oder Klein. Und in diesem Sommer erschien Ihr erstes Album, mit dem Titel „Die Gitarre mit ins Bett“. Darauf zu hören sind zehn hochwertig produzierte Gitarren Pop-Songs, die sich an Kinder zwischen ca. 4 und 8 Jahren (und deren ganze Familie) richten.

Die Redaktion: Wie haben Sie sich gefühlt, als Sie Ihr erstes Album in den Händen hielten?

Nica Neulich: Als ich das Album in den Händen hielt, war ich sehr aufgeregt und natürlich auch extrem stolz, auf das, was ich da aus eigener Kraft geschaffen habe. Das Album ist ja sozusagen ein „Hallo Welt, hier bin ich“ oder eine Visitenkarte, die man austeilt.

Mit ihm stelle ich mich in der Welt der Kindermusik vor und da war oder bin ich natürlich gespannt, ob die Kinder und Familien mein Album genauso prima finden, wie ich selbst. Das Erscheinen meines Albums war so eine Art verspäteter Startschuss für etwas, was schon lange vorher losging.

Die Redaktion: Wie kommt eine junge Frau wie Sie auf die Idee, Musik für Kinder zu machen?

Nica Neulich: Ideen für Kinderlieder hatte ich schon seit Jahren. Ich bin studierte Grundschulpädagogin, wodurch ich in den letzten fast 15 Jahren täglich Kontakt mit Kindern hatte.

Zu beobachten, wie Kinder die Welt und bestimmte Situationen wahrnehmen, welche Bedürfnisse, Wünsche oder auch Ängste sie haben, das finde ich sehr spannend. Und so haben sich über die Jahre in einem Ordner auf meinem Computer einige thematische Ideen angesammelt.

Im ersten Coronalockdown habe ich dann sehr spontan das Lied „Kleine Helden“ geschrieben und in der Not zuhause selbst produziert. Und dann wusste ich schnell, jetzt ist der richtige Zeitpunkt meine anderen Ideen endlich in Lieder zu verpacken.

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Die Redaktion: Können Sie sich eigentlich an Ihren ersten eigenen Auftritt erinnern? Wie haben Sie sich dabei gefühlt?

Nica Neulich: Mein erster Auftritt, bei dem ich mehrere Kinderlieder gespielt habe, war ein Testkonzert in der Kita meiner Tochter im Sommer 2020. Ich war super aufgeregt und im Vergleich zu heute auch etwas unsicher. Die Routine, die ich in meinen sonstigen musikalischen Bereichen über die Jahre hin entwickelt hatte, war auf einmal weg.

Denn zum einen waren die Lieder brandneu und zum anderen sind Kinder als Publikum natürlich ganz anders als Erwachsene. Direkter, ehrlicher, aber auch neugieriger und aktiver, wenn man sie richtig miteinbezieht. Das Konzert hat mir so große Freude bereitet, dass ich mir sicher war, dass ich weiterhin Konzerte in Kitas spielen will.

Aber ich wusste danach auch, dass ich noch viel lernen muss im Umgang mit Kindern von der Bühne aus. Zum Glück weiß ich mittlerweile, auf was es ankommt und wie ich eine gute Balance zwischen Ruhe und Zuhören auf der einen Seite und Mitmachen und Aktivität auf der anderen Seite erreichen kann.

Die Redaktion: Im Gegensatz zu anderen Konzerten, so sieht man es in den Videos, ist bei Ihnen ja richtig was los. Die Kinder tanzen, toben und so manche Eltern lachen dabei. Sie bekommen somit ein direktes Feedback von Ihrer Zielgruppe. Wie schaffen Sie das, Kinder so zu begeistern?

Nica Neulich: Ich glaube, der Schlüssel liegt in einer Kombination aus „guten“ Liedern und einem anregenden Auftreten. Wenn die Melodie und die Texte die Kinder (und auch die Eltern) anspricht, dann ist das schon die halbe Miete.

Das scheint bei meinen Liedern der Fall zu sein. Und dann bin ich natürlich nicht nur eine Musikerin, die ein Lied spielt, sondern ich überlege mir im Vorfeld genau, wie die Kinder zum Beispiel mitmachen können, ob es passende Bewegungen gibt oder ob sie was rufen oder singen können in dem Lied.

Die Abwechslung machts dann und die Überzeugung und das authentische Auftreten: Ich denke, die Kinder merken einfach, dass ich wahnsinnigen Spaß daran habe, für sie ein Konzert zu spielen. Und das überträgt sich auf das Publikum.

Die Redaktion: Können Sie sich an eine besondere Begebenheit bei einem der vielen Konzerte erinnern?

Nica Neulich: Im September 2021 habe ich im Rahmen des Weltkindertages in Neustadt an der Weinstraße gespielt. Der Kinderschutzbund hatte in der Stadt ein kleines Programm für Kinder auf die Beine gestellt und mich dazu eingeladen.

In der Pause meines Konzertes gab es ein Bastelangebot für die Kinder und nach dem zweiten Konzertteil kam ein 6-jähriger Junge zu mir und überreichte mir ganz stolz sein gebasteltes Windlicht mit den Worten: „Das habe ich für dich gemacht, damit du dich immer an heute erinnerst!“ Und wie man sieht, hat das Geschenk seinen Zweck erfüllt.

Die Redaktion: Woher kommen die Ideen zu Ihren Songs?

Nica Neulich: Die kommen aus ganz unterschiedlichen Quellen. Wenn ich versuche, diese Quellen zu benennen, hießen sie vermutlich: „Kindersprüche“, „Kindheitserinnerungen“, „Beobachtungen“ und „Eingebung“.

Die Idee zu „Sommerferien im Zoo“, wo der Hamster nach Hamsterdam fährt, kam mir zum Beispiel, weil meine Tochter mal nach der Kita sagte, sie möchte auch mal nach Hamsterdam, so wie ihre Freundin. „Sand in den Schuhen“ ist eher aus der Erinnerung an meine eigene Kindheit und die Sommerurlaube am Strand entstanden, weshalb ich auch ein Musikvideo dazu gemacht habe, wo man zum Beispiel auch meine Mutter und meinen Bruder sieht.

Dass es bei Freunden von uns mal zu Mittag Fischstäbchen gab und die ganze Straße danach duftete, als wir dort vorfuhren, ist eine Beobachtung, die mich auf die Idee zu „Fischstäbchenstraße“ brachte. Und dann gibt es da noch die Eingebungen. Den Begriff meine ich nicht spirituell, sondern dahingehend, dass ich keine Ahnung habe, wo die herkommen. So zum Beispiel bei „Gitarre mit ins Bett“.

Die Redaktion: Sie sind wahrscheinlich die einzige Künstlerin, deren Album auch zum Brettspiel umgewandelt werden könnte. Wie sind Sie auf diese Idee dazu gekommen?

Nica Neulich: Mir war relativ schnell klar, dass ich ein besonderes Gimmick brauche, wenn ich wirklich eine CD pressen lasse, denn – seien wir mal ehrlich – die CD als Medium hat in vielen Haushalten ausgedient. Dennoch gehört sie für mich als Künstlerin irgendwie dazu. Als ich dann die entdeckt hatte, wie man ein A4 Blatt zu einer CD-Verpackung falten kann, rutschte die Idee zum Brettspiel gleich nach.

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Denn ich liebe Brettspiele! Für mich hat das Ganze aber auch einen Nachhaltigkeitsgedanken. Die Verpackung kommt ohne Plastik aus und sie kann als Brettspiel wiederverwendet werden, während die CD im CD-Player steckt.

Die Redaktion: Wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Nica Neulich: Ach herrjeh, wenn ich alle Spiele aufzählen würde, dann wären die Leser*innen eine ganze Weile beschäftigt. Ich komme nämlich aus einer sehr spieleaffinen Familie.

Von Monopoly über Rummikub, alle möglichen Kartenspiele, Activity oder Siedler war bei uns zuhause alles vertreten. Ich erinnere mich noch daran, das Monopoly häufig mehrere Tage lang am Ende des Esstischs ausgebreitet war und wir in jeder freien Minute an dem nicht zu enden wollenden Spiel weitermachten.

Das ist lustig, denn gerade liegt bei mir zuhause schon seit zwei Tagen Siedler auf dem Wohnzimmertisch, was wir mit unserer Tochter begonnen haben und das täglich weitergespielt wird. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Nica Neulich: Ich würde wahrscheinlich einen Frauenabend daraus machen. Frauen, die sich in unterschiedlichen Bereichen verdient gemacht haben oder noch machen und die ich als gute Gesprächspartnerinnen einschätze.

Denn letztendlich lebt ein erfolgreicher Spieleabend auch von der Zusammensetzung der Gäst*innen. Ich würde einladen: Ellen DeGeneres, Tupoka Ogette, Angela Merkel, Frida Kahlo und Carolin Emcke.

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Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?

Nica Neulich: Für ein Lieblingsspiel kann ich mich nicht recht entscheiden, aber Siedler ist schon ziemlich weit vorne. Auch Trivial Pursuit finde ich klasse, weil die Freude darüber, wenn man die richtige Antwort auf eine Frage weiß, so überschäumend ist.

Mit Freund*innen spiele ich ehrlich gesagt eher selten, aber mit meinen Eltern und meinem Bruder und seiner Frau spielen wir immer noch regelmäßig, wenn wir zusammen Urlaub machen und die Kinder im Bett sind. Im letzten Urlaub war hier vor allem Skip-Bo angesagt.

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

Nica Neulich: Ein Spiel macht die Gedanken frei von allem, was einen so beschäftigt. Man ist einfach im Hier und Jetzt zusammen, lacht, rätselt. Spielen verbindet und schafft gemeinsame Erinnerungen. Außerdem lernt man seine Mitmenschen im Spiel immer noch einmal auf eine andere Art und Weise kennen. Das finde ich sehr spannend.

Die Redaktion: Die Welt ist nicht mehr die wie vor einem halben Jahr. Was denken Sie, wenn Sie die Nachrichten verfolgen? Und können Geschichten, die Sie geschrieben haben, Kinder für eine kurze Zeit diese Nachrichten vergessen lassen?

Nica Neulich: Ich hoffe es sehr, dass meine Musik es schafft, Kinder zu begleiten. Ob die Sorgen und Ängste, die sie haben, auf den aktuellen Geschehnissen beruhen, familiär bedingt sind oder sie Problemen mit Freund*innen haben.

Im besten Fall regen sie die Fantasie an und lenken die Gedanken in andere Bereiche. Meine Lieder haben aber nicht zwingend den Anspruch, Kinder von allem Negativen abzulenken. Im letzten Lied auf der CD geht es ja zum Beispiel um das Thema „Abschied“, was ja auch eine gewisse Schwere und Traurigkeit in sich trägt. So etwas zu thematisieren, finde ich auch sehr wichtig.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Nica Neulich: Zuerst einmal möchte ich möglichst viele Konzerte für Kinder spielen, denn das Livespielen ist das Beste überhaupt am Kinderliederschreiben. Aktuell konzentriere ich mich neben normalen Auftritten bei Kinderfesten oder an Kinderkulturorten auf die Konzerte in Kindergärten, aber ich möchte gerne auch ein Programm für Grundschulen erarbeiten.

Und dann bin ich natürlich parallel schon dabei, die nächsten Songs zu texten und zu komponieren, damit dann bald schon eine neue Single und irgendwann auch ein Album veröffentlicht werden kann.

Mal sehen, was ich mir da für ein Bonus als Verpackung für ausdenken werde – die Chancen stehen gut, dass es wieder ein Spiel wird…

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.