Angesagt – Anja Wrede

Bild Anja Wrede

Sehr geehrte Frau Wrede,
Sie sind von Beruf Spieleautorin, andere würden sagen, Sie sind Spielerfinderin. Und Ihnen gehört der Verlag Edition Siebenschläfer.

Wie wird man eigentlich Spieleautorin?

Frau Wrede: Es gibt keinen allgemeinen Weg und auch keine Ausbildung … bei mir hat es sich aus Interesse, einem Pädagogikstudium und meiner ersten Arbeitsstelle bei einem Spieleverlag entwickelt. Dass ich gerne zeichne, hat den Weg gut begleitet.

Die Redaktion: Was würden Sie jungen Frauen oder Mädchen raten, die auch die Idee haben, Spieleautorin zu werden?

Frau Wrede: Es ist vor allem am Anfang kein Vollzeitberuf, weil viele Dinge nicht planbar sind. Darum würde ich raten, es neben anderen Interessen auszuprobieren und am Ball zu bleiben. Man braucht in jedem Fall viel Geduld neben den Ideen und der Kreativität.

Sich umschauen, Spiele genau anschauen, ausprobieren, selbst Spiele zu basteln, Spielregeln schreiben, mit unterschiedlichen Menschen spielen …

Die Redaktion: Wie muss man sich den Alltag einer Spieleautorin vorstellen?

Frau Wrede: Manchmal gibt es Tage, an denen schreibe ich nur Sachen auf und arbeite Dinge ab, die geregelt werden müssen – Jetzt ist es z.B. gerade Mittag und ich habe bisher nur am Rechner gesessen und Mails beantwortet, meine facebookaccounts gepflegt … heute Nachmittag muss ich noch ein Exemplar eines Prototypen zusammenstellen, ausdrucken und verschicken, dann eine Zeichnung machen.

Über neues Nachdenken werde ich heute nicht mehr schaffen – darunter leide ich machmal sehr: Es gibt viel zu organisieren … und manchmal schiebe ich schöne neue Projekte von Tag zu Tag … weil ich einfach nicht dazu komme. Mein Alltag ist allerdings auch nicht so typisch, weil ich eben auch einen eigenen Verlag habe und auch da Dinge regeln muss.

Die Redaktion: Haben Sie immer einen Block dabei, um gleich eine Idee aufzuschreiben?

Frau Wrede: Ich habe ein Buch – im Momemt ein braunes, DIN A5 muss es schon sein.

Die Redaktion: Wie lange dauert es eigentlich, dass ein Spiel entsteht? Dies ist doch bestimmt ein langer Prozess, denn es geht bestimmt nicht nach dem Motto, hier ist meine Idee, macht mal.

Frau Wrede: Die erste Idee ist schnell aufgeschrieben – aber sie muss ja erstmal da sein … Dann geht es ans Ausarbeiten, Zeichnen, Prototypen bauen, mit Kindern oder im Freundeskreis testen, korrigieren. Das dauert immer unterschiedlich lang – je nachdem.

Die Redaktion: Können Sie sich eigentlich noch an Ihr aller erstes Spiel erinnern, welches Sie entwickelt haben?

Frau Wrede: Das habe ich als Kind gemacht – daran erinnert habe ich mich allerdings erst, als wir es beim Aufräumen gefunden haben. Es war ein Leiterspiel, bei dem kleine Geschenke transportiert werden mussten. Die Geschenke waren aus Fimo, mit modelliertem Geschenkpapier.

Bild Siebenschläfer
Bild Siebenschläfer

Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Frau Wrede: Ja, wir haben gespielt – vor allem Rommee, Dame, Mühle, das lustige Töpfchenspiel … aber auch Hase und Igel. Ich mochte das gerne. Und ich erinnere mich sehr gut daran, dass mein Vater die Freude am Mühlespielen verlor, als wir Kinder begannen, gegen ihn zu gewinnen …

Die Redaktion: Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?

Frau Wrede: Leider habe ich keine eigenen Kinder – sonst würden sicher die Spiele, die ich hier habe, auf den Tisch kommen. Und ich bin mir sicher, dass wir auch gemeinsam Spiele erfinden würden. Gemeinsames Spielen ist eine tolle gemeinsame Zeit.

Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?

Frau Wrede: Ich habe eine offene Spielerunde, da kommt auf den Tisch, was: … mit möglichst vielen Menschen spielbar ist, einfache Regeln hat und Spaß macht. Immer dabei ist zur Zeit: Camel up, Stille Post extrem, Pick a Pick & Pick a Dog.

Manchmal auch meine Prototypen, aber nur die, die potenziell auch Erwachsenen Spaß machen …

Die Redaktion: Wie sollten Eltern mit ihren Kindern spielen?

Frau Wrede: Ohne Zeitdruck. Sie sollten anwesend sein, wenn sie gemeinsam spielen. Sie sollten Spiele auswählen, die für alle Mitspieler passen. Wenn die Kinder unterschiedlich alt sind, sind Reaktionsspiele oft für die Kleineren frustrierend, weil die Größeren schneller sind.

Die Redaktion: Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?

Frau Wrede: Beim Spielen bekommt man nebenbei auch Dinge mit, die gerade aktuell sind, ohne sich auszufragen – Spiele ermöglichen Kommunikation.

Die Redaktion: Wenn Sie als Spieleautorin alle Freiheiten hätten, was würden Sie dann machen?

Frau Wrede: Alle Freiheiten? Das kann ich mir gar nicht vorstellen …

Die Redaktion: Was wird es als nächstes von Ihnen geben?

Frau Wrede: Das ist noch geheim.

Wilfried Just: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

Frau Wrede: Bitte, sehr gerne! Viele Grüße aus Berlin!

Zu Person

Anja Wrede hat Erziehungswissenschaften studiert, bevor sie unter anderem dann als Spieleredakteurin in einem großen Verlag gearbeitet hatte. Dies hat sie fünf Jahre lang gemacht und arbeitet seitdem selbstständig und führt seit einigen Jahren ihren Verlag Edition Siebenschläfer.

Viele Spiele, wie Hopp Galopp, Hai Alarm!!! oder Määäh! wurden von Frau Wrede entwickelt.

http://www.edition-siebenschlaefer.de/
www.anja-wrede.de

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.