Lieber Otto,
Sie stehen seit 50 Jahren auf der Bühne. Sie haben Generationen zum Lachen gebracht. Und werden es noch tun.
Die Redaktion: Ich muss ja eingestehen, dass ich ein Fan von Ihnen bin. Ihre Shows sind immer wieder einmalig. Wo nehmen Sie die vielen Ideen eigentlich her?
Otto: Inspiration für neue Scherze findet man eigentlich überall! Vorhin bin ich gestolpert. Daraus mache ich vielleicht einen neuen Film.
Die Redaktion: Können Sie sich eigentlich noch an Ihren allerersten Auftritt erinnern?
Otto: Ja, klar! Da war ich erst elf Jahre alt! Ich habe in meiner Heimatstadt Emden in einem Kaufhaus den „Babysitter Boogie“ gesungen, für einen Wettbewerb! Damals hab ich sogar 30 Mark gewonnen! Das kommt mir vor, als wäre es vor 50 Jahren gewesen. Dabei sind es schon 56!
Die Redaktion: Sie sind auf der Bühne, machen Filme und verleihen Ihre Stimme auch Zeichentrickfiguren. Was machen Sie davon eigentlich am liebsten?
Otto: Sid aus den Ice Age-Filmen ist mir schon sehr ans Herz gewachsen. Ihn synchronisiere ich jetzt schon seit 13 Jahren. Deshalb habe ich ihn für meine Tourneen auch mit auf die Bühne geholt.
Weil ich alles so gern mache, verbinde ich es eben einfach. Am liebsten mag ich aber immer den Kontakt mit den Fans, wenn ich die direkte Reaktion sehen kann. Wenn ich auf der Bühne stehe und die Menschen vor der Bühne lachen. Das ist das Größte.
Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Otto: Ja, klar! Schach und Skat hab ich immer mit meinem Vater gespielt. Und mit meiner Mutter Mikado. Dabei hab ich jedes Mal gemogelt: „Da! Guck mal, am Fenster!“ – und ZACK!
Die Redaktion: Wenn Sie Kinder haben, was spielen Sie gemeinsam mit Ihren Kindern? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?
Otto: Mein Kind hat immer mit mir gespielt! Mich durchs Haus gejagt und alle denkbaren Kartenspiele… Quartett, Elfer raus, Mau mau… Zum Glück hat er mich immer gewinnen lassen.
Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?
Otto: Mit Freunden spiele ich viel Skat und Tennis und Golf.
Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?
Otto: Man kann alles Ernste und allen Stress mal vergessen. Denn plötzlich hat man ganz andere Probleme: Wann würfelt man endlich die sechs? Da hinten kommen schon die andern! Schnell!!
Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?
Otto: Tennis und Gitarre.
Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Otto: Spielen ist wahnsinnig wichtig! Nicht nur für die Kinder. Die Erwachsenen können auch vieles dabei lernen. Verlieren, zum Beispiel. Oder dass ihre Kinder schon früh das Zeug zum Eroberer haben.
Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?
Otto: Ottifantenschach! Oder Ottopoly? Sid ärgere dich nicht?
Die Redaktion: Sie haben das große Glück, Ihr Hobby zum Beruf gemacht zu haben. Aber um jetzt da zu stehen, wo Sie jetzt sind, hat es auch viel Zeit in Anspruch genommen. Würden Sie noch einmal alles so machen?
Otto: Vielleicht würde ich schon etwas früher anfangen zu malen. Eine Viertelstunde, vielleicht.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Otto: Ich mach einfach genauso weiter wie bisher! Ein paar neue Tourneen (die nächste startet im Herbst 2016), ein paar neue Filme, ein paar Synchronrollen, ein paar Ehen, ein paar Scheidungen…
Vielen Dank.
Zur Person
Den beliebten Komiker Otto vorzustellen, würde bedeuten, Ottifanten nach Emden tragen – und der Platz reichte ohnehin nicht aus, um all seine Meriten aufzuzählen. Denn Otto Waalkes‘ 50jähriges Oeuvre beinhaltet weit mehr als die Bühnenshows: Auch als Musiker, Autor, Synchronsprecher, Regisseur und Schauspieler ist Tausendsassa Otto äußerst erfolgreich.
Ottos alberner bis subversiver Humor ist generationenübergreifend – viele seiner Sprüche gingen bereits in den deutschen Sprachgebrauch ein und von ihm kreierte Figuren wie Frau Suhrbier, Robin Hood – Der Rächer der Enterbten, Harry Hirsch, „der Pastor“ oder Baby Bruno sind geradezu legendär.
Jüngere Fans haben ihn vielleicht erst als Zwerg Bubi oder als Stimme des Faultiers Sid aus den Ice Age-Filmen kennen- und lieben gelernt. Auch für viele Comedians ist der mehrfach ausgezeichnete Humorist (u. a. Grimme-Preis, Bambi, Deutscher Comedypreis, Echo, Bravo Otto, Goldene Kamera) nach wie vor ein großes Vorbild.