Angesagt – Moa Graven

Bild und Bildrechte Moa Graven

Sehr geehrte Frau Moa Graven,
Sie sind Krimibuchautorin und Sie sind in Norddeutschland bekannt, schließlich stammen die Ostfrieslandkrimis aus Ihrer Feder. Sie schreiben seit 2013.

Und Sie haben in dieser Zeit im Eigenverlag über 100.000 Bücher verkauft.

Die Redaktion: Wie würden Sie sich selber beschreiben, für Leute, die Sie noch gar nicht kennen?

Moa Graven: Als Ostfriesin, die als echtes Landei groß geworden ist, bin ich ein Mensch, der das Landleben, Tiere und die Natur liebt. Ich war als Kind nur draußen auf den Feldern oder im Wald unterwegs. Ich liebe Stallgeruch nach frischem Heu und warmen Tierkörpern, die wohlig darin liegen.

Gerade bin ich aus der Stadt Leer, wo ich zehn Jahre gelebt habe, weg und wieder aufs Land gezogen, weil ich mehr Ruhe brauchte. Und Leer ist nun wirklich keine Großstadt, aber es war mir einfach zu laut.

Die Redaktion: Wie sind Sie zum Schreiben gekommen?

Moa Graven: Geschrieben habe ich schon als kleines Mädchen. Ich habe Geschichten erfunden oder Gedichte verfasst. Einige habe ich heute noch. In der Schule bin ich schon durch meine Aufsätze aufgefallen, im positiven Sinne.

Dann gab es eine lange Phase ohne Schreiben mit Berufsausbildung und Kindererziehung, wo ich wenig Zeit zum Schreiben hatte. Bis ich im Jahr 2000 mit Ende dreißig als freie Redakteurin für eine Wochenzeitung anfing zu schreiben. Und über den Journalismus kam ich dann auch zum Krimi, weil ich für ein Monatsmagazin einen Fortsetzungskrimi schrieb. Da war ich schon fünfzig.

Die Redaktion: In diesem Jahr gibt es gleich zwei Höhepunkte für Sie. Auf der einen Seite ist Ihr erster Kriminalroman „Verliebt … Verlobt … Verdächtig“ verfilmt worden. Und auch in diesem Jahr erschien Ihr nächster Krimi. Wie schaffen Sie dieses Pensum?

Moa Graven: Mein Leben habe ich mittlerweile ganz dem Schreiben gewidmet. Und im letzten Jahr hatte ich mir das Ziel gesetzt, in 2017 jeden Monat einen Krimi zu veröffentlichen. Wenn man sich an seine Pläne hält und diszipliniert arbeitet, dann geht das auch.

Am 1. Juli wird mein 10. Krimi in diesem Jahr erscheinen. Vielleicht bin ich einfach besessen davon, Geschichten zu erzählen. Wenn ich erst einmal mit einem Krimi angefangen habe, dann kann ich Tag und Nacht daran schreiben. Und wenn er fertig ist, dann frage ich mich selber, wie ich das gemacht habe.

Die Redaktion: Kriminalromane zu schreiben, ist nicht einfach. Haben Sie als Autorin Kontakte zur Kriminalpolizei, um die Geschichten auch sehr real zu gestalten?

Moa Graven: Ich unterscheide prinzipiell zwischen einem fiktiven Krimi und der Realität. Meine Figuren machen was sie wollen und ermitteln auf ihre ganz eigene Art.

Bild Filmverleih

Sie sind menschlich, haben auch einfach mal keine Lust zu arbeiten oder schießen übers Ziel hinaus. Wenn ich in eine Geschichte eintauche, dann frage ich nicht danach, ob sie auch wirklich so passiert sein könnte.

Dann übernimmt meine Fantasie die Oberhand. Wahrscheinlich würde sich jeder echte Polizist die Haare raufen, wenn er meine Krimis liest, aber meine Fans lieben sie, weil sie in eine andere Welt eintauchen wollen. Die muss nicht unbedingt etwas mit der Realität zu tun haben. Ihnen sind vor allem, glaube ich, auch die Figuren wichtig mit all ihren Facetten.

Die Redaktion: Kriminalgeschichten können schon sehr fesseln. Dabei gibt es auch Autoren, die für Jugendliche Kriminalgeschichten schreiben. Wäre dies auch etwas für Sie?

Moa Graven: Man soll ja niemals nie sagen, aber im Moment spiele ich noch nicht mit dem Gedanken. Dafür nehmen mich meine mittlerweile vier Krimi-Reihen, an denen ich arbeite, zu sehr in Anspruch.

Die Redaktion: Kriminalgeschichten müssen nicht immer „Blutrünstig“ sein. Nein, Sie müssen intelligent sein, so wie Colombo oder Miss Marple. Trifft dies auch auf Ihre Geschichten zu?

Moa Graven: Ich finde, die Mischung macht’s. Blutrünstig wären für mich Horrorgeschichten, die schreibe ich nicht. Doch natürlich kommt der ein oder andere in meinen Krimis ums Leben. Manchmal auch auf recht unschöne Art. Aber ich denke, das gehört bei einem Krimi dazu.

Ich arbeite außerdem gerne mit psychologischen Aspekten und tauche ganz tief in die Figuren ein, um sie dem Leser nahe zu bringen mit all den Schwächen und Stärken, die Menschen nun mal haben. So kann jeder nachvollziehen, warum etwas geschieht.

Vielleicht könnte man das den intelligenten Aspekt in meinen Krimis nennen. Aber ich wähle persönlich lieber den Begriff subtil. Ich zeige den Menschen praktisch „nackt“. Meine Krimis gehen unter die Haut.

Die Redaktion: Muss ein Autor ständig einen Schreibblock mit sich führen, um schnell seine Ideen aufzuschreiben?

Moa Graven: Dafür habe ich mein Smartphone. Es ist tatsächlich so, dass ich, wenn wir mit dem Auto unterwegs sind, plötzlich einen neuen Titel oder Plot im Kopf habe, den ich dann sofort unter Notizen abspeichere.

Die Redaktion: Ist die Gründung eines „Eigenverlages“ eine Form, seinen Traum auszuleben?

Moa Graven: Von einem eigenen Verlag habe ich nie geträumt, aber ich fand es wichtig, damit meine Bücher deutschlandweit in allen Buchhandlungen bestellt werden können. Und das klappt auch ganz hervorragend und die Arbeit hat mein Mitarbeiter jetzt damit.

Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, wenn diese auch gern Autor werden wollen?

Moa Graven: Ich denke, es gehört auch eine gute Portion Zufall dazu, wie es bei mir war. Ich habe ja nie vorgehabt, Autorin zu werden. Eigentlich bin ich eher der Typ, der im Hintergrund arbeitet, so wie ich es als Journalistin über zehn Jahre gemacht habe. Leute beobachten, mit ihnen sprechen und darüber schreiben, das war eigentlich meins.

Ich musste lernen, selber im Vordergrund zu stehen, wenn ich auf Lesungen bin. Gar nicht so leicht.

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Aber jungen Autoren, die eine Begabung fürs Schreiben mitbringen, kann ich nur sagen, dass sie den richtigen Moment nutzen sollten. Man muss immer auf sein Innerstes hören, egal was andere sagen.

Die Redaktion: Können Sie sich vorstellen, auch einmal ein Spiel zu entwickeln? Vielleicht ein Kriminalspiel?

Moa Graven: Oh ja. Für meine Figur Eva Sturm denke ich schon länger darüber nach. Vielleicht gibt es ja jemanden, der Lust hätte, da etwas mit mir zu entwickeln. Ich spiele zwar gerne, aber selber ein Spiel zu erfinden, ist etwas ganz anderes.

Die Redaktion: Kriminalgeschichten und Spiele haben was gemeinsam, sie können fesseln.

Wurde bei Ihnen zu Hause viel gespielt? An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Moa Graven: Bei uns zuhause wurde dauernd gespielt. Das ging natürlich mit „Mau Mau“ und „Mensch ärgere dich nicht“ los. Als wir älter wurden, kamen dann Mühle, Dame und Skat dazu.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Moa Graven: Heute eindeutig Scrabble. Ich spiele es mehrmals die Woche mit meinem Lebenspartner.

Die Redaktion: Was tun Sie, wenn Sie bei einem Spiel verlieren?

Moa Graven: Gewinnen war mir noch nie wichtig. Ich spiele um des Spielens willen. Aber ich kenne Menschen, die dann ziemlich wütend werden können, wenn sie verlieren. Kann ich gar nicht nachvollziehen, weil mir da wohl der Ehrgeiz fehlt.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Moa Graven: Die nächsten Krimis sind schon in Arbeit und ich spiele mit dem Gedanken, selber mal einen Film zu drehen, weil ich alleine das Zusehen beim Dreh von „Verliebt … Verlobt … Verdächtig“ so spannend fand. Und bei vier Ermittlertypen von mir gibt es genug Stoff, um die Figuren auf die Leinwand zu bringen. Potenzial hätten sie alle.

Die Redaktion: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben, um unsere Fragen zu beantworten.

Moa Graven: Aber gerne! Ich bedanke mich!

Homepage www.moa-graven.de

 

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