
“So undergreiff die Hüner/ löß die haut/ zerreiß nit/ nym dann Leber und Mäglein/ hacks gar klain/ schlag ain ay daran/ gilbs wilt du geren/ mach ain grüns kreütle oder Weinberlin in die füll/ nym stüpp/ un geüß dann in das Hun/ und binds zu/ und dempffs also/ aber zu dem bratten must die füll in aim pfennlen einrüren/ schlags wider inn ain ay/ thu es in das Hünlein/ brats also ab.” (Abschrift des Rezeptes für ‘Gefüllte Hühner’ aus: Balthasar Staindel, ‘Ain Künstlichs und nutzlichs Kochbuch’ von 1556)
Die Kochgewohnheiten änderten sich im Mittelalter, so kam es durch die Pest, dass Mitte des 14. Jahrhunderts das Getreide verdrängt wurde und man mehr Fleisch und Fisch gegessen wurde. Schuld daran war die Pest.
Zuvor dauerte es sehr lange, bevor sich Brot auch ärmere Bevölkerungsschichten überhaupt leisten konnten. Die wichtigsten Fleischlieferanten waren halt das Hausschwein, das Haushuhn und der Fisch. Hauptsächlich waren dies getrockneter Kabeljau und gesalzener Hering.
Viele Gewürze konnten sich nur bestimmte Schichten leisten. Weit verbreitet waren Honig und Essig, so dass süßsaure Gerichte mehr gegessen wurden.
Aber auch die Küchen waren in der Regel einfach eingerichtet. Gekocht wurde da an aufgemauerten offenen Kochstellen. In aller Regel war dann die Kochstelle auch mitten im Wohnraum, so dass die Wärme gleich auch zur Erwärmung des Wohnraumes diente.
Den ersten Kamin gab es erst 820 im Kloster St. Gallen. Auch die eigentliche Feuerstelle hat sich dann geändert und wurde zur gleichen Zeit an die Wand des Hauses versetzt.
Das erste Kochbuch aus der Zeit des Mittelalters ist kein eigentliches Buch, sondern Briefe des griechischen Arztes Anthimus. Aber sie gelten als ältester Nachweis von Kochrezepten aus dem Mittelalter und stammen aus dem Jahre 520.
Zwei der bedeutendsten Kochbücher oder besser gesagt Niederschriften waren Libellus de Arte Coquinaria[169] und der Liber de Coquina, die einen Einblick in die Kochwelt des Mittelalters gegeben haben.
Mit dem vorliegenden Buch gibt Doris Fischer einen Einblick in die Geschichte des Kochens im Mittelalter. Es zeigt, dass viele Handgriffe, Fertigkeiten, Speisen und Gewürze auch in unserer heutigen Zeit noch verwendet werden.
Das Buch beinhaltet nicht nur einen geschichtlichen Rückblick sondern auch einige ausgewählte Rezepte zum Nachkochen. Eine sehr ausführliche Lebensmittelliste erklärt, was welches Lebensmittel bewirkt und seit wann dieses Einzug in unsere Küche gefunden hat.
Vor allem besticht dieses Buch durch seine durchweg reichlichen Illustrationen. Das Buch richtet sich nicht nur an Mittelalterfans, sondern auch anLeser, die mal etwas Außergewöhnliches kochen wollen.
Verlag Theiss