Im Gespräch mit Susan Ottiger

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Sehr geehrte Frau Susan Ottiger,
vor einigen Wochen erschien Ihr erstes Buch. Neira – Der verborgene Mond ist ein Fantasy Roman. Mit Fantasy Romanen zu beginnen ist in der Hinsicht eine schwere Aufgabe.

Susan Ottiger: Da mich das Genre Fantasy seit meiner Kindheit begleitete, war für mich das Eintauchen in die naturmagische Welt von Neira – die es auch schon seit meiner Jugend gibt – ein Leichtes.

Die Redaktion: Wie sind Sie eigentlich zum Schreiben gekommen?

Susan Ottiger: Als Dreikäsehoch und noch ehe ich schreiben konnte, habe ich meine Geschichten in Comicform dargestellt und meine Mutter dazu gebracht, mir die Texte vorzuschreiben. So entstanden herrliche Erzählungen, die mit dem Erlernen des Schreibens und dem Älterwerden immer länger wurden. Bis ich in meiner Jugendzeit ganze Ordner mit meiner winzig kleinen Schrift füllte.

Die Redaktion: Können Sie kurz erzählen, um was es in dieser Geschichte geht, ohne zu viel zu verraten?

Susan Ottiger: In meiner Geschichte geht es um die jugendliche Hauptfigur Chiara, die schreckliche Albträume von Naturkatastrophen hat – bis sie in eine verborgene Naturwelt entführt wird. Dort wird behauptet, sie sei eine Trägerin der Macht und könne einen drohenden Krieg zwischen den naturverbundenen Völkern verhindern.

Obwohl sie zu Beginn nichts wie weg will, stellt sie sich dann dieser Aufgabe, um das Rätsel ihrer Albträume zu lösen. Und reist gemeinsam mit ihrem etwas verrückten Mentor, ihrer neuen übersprudelnden Freundin und einem geheimnisvollen jungen Mann durch das naturmagische Neira. Tierische Begleiter, Abenteuer und Spannung inbegriffen.

Die Redaktion: Bevor alles beginnt, schreiben viele Autoren kleine Zettel, die sie auf eine Leine hängen. Andere wiederum können gleich loslegen. Welche schreiben nur im Kaffeehaus, andere wiederum setzten sich ans Wasser: Was für ein Typ Autorin sind Sie?

Susan Ottiger: Ich liebe es im Zug zu schreiben. Tatsächlich fahre ich manchmal ziellos durch die Schweiz, mein Laptop auf dem Schoß, Musik im Ohr und eine magische Szenerie im Kopf. Ich sage mir dann immer: andere leisten sich ein tolles Büro, ich leiste mir ein Zugticket. Ich würde behaupten, dass ich die schönere Aussicht habe 😉.

Die Redaktion: Wie viel von Ihnen selbst steckt in dieser Geschichte?

Susan Ottiger: Als ich diese Geschichte als Jugendliche entworfen habe, steckte ich all die Themen, die mich damals beschäftigten, hinein: der Umgang der Menschen mit der Natur, die unmögliche Aufgabe des Erwachsenwerdens, die erste Liebe. Die Geschichte ist ein Teil von mir: viel mehr, als es wohl die nächsten Bücher sein werden.

Die Redaktion: Was war das für ein Gefühl, als Sie das erste Mal Ihr fertiges Buch in den Händen halten konnten?

Susan Ottiger: Magisch. Das erste Exemplar liegt immer auf meinem Schreibtisch griffbereit, um dieses Gefühl nochmals zu erleben. Noch aufregender ist es, nun all die Rückmeldungen zur Geschichte zu erhalten und zu spüren, wie sie berührt.

Die Redaktion: Mit Geschichten, Erzählungen kann man Menschen glücklich machen. Was bedeutet eigentlich für Sie Glück? Kann man Glück anfassen, riechen, schmecken? Wie teilen Sie Ihr Glück mit anderen?

Susan Ottiger: Glück ist die Umarmung eines lieben Menschen, Glück ist der Duft von Frühling in der Luft, Glück ist die Baumrinde unter den Fingerspitzen, Glück ist die Aufmerksamkeit eines Tieres.

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Ich bin zumeist ein offener Mensch und lasse meine Nächsten gerne wissen, wenn ich glücklich bin. Oft höre ich, dass mich meine leuchtenden Augen verraten.

Die Redaktion: Wo finden Sie Ihr Glück?

Susan Ottiger: Mein Glück finde ich in der Geborgenheit des Waldes, in den unendlichen Weiten von Geschichten, im Brennen der Muskeln nach einer sportlichen Aktivität und im Lachen von Menschen.

Die Redaktion: Wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Susan Ottiger: Wir Kinder haben uns als „Räuber und Polizist“ gegenseitig durch die Quartiere gejagt, an den Familientreffen nahmen wir Theaterrollen ein und spielten Pferde- und Liebesgeschichten nach. Zu Hause am Esstisch wurde bei Halli-Galli, Monopoli oder Schatzkarten-Spielen geweint und gelacht.

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

Susan Ottiger: Ganz ehrlich? Als Kind war mir wichtig das Spiel zu gewinnen. Wenn ich jetzt zurückblicke, war es aber stets was Besonderes, wenn uns unsere Mutter eine knifflige Schnitzeljagd gelegt hatte oder wir Geschwister mit unseren selbstgebastelten Pfeilbogen durchs Quartier streifen konnten. Mir war also auch wichtig, dass das Spiel eine Geschichte hatte, und eine Aufgabe, die es zu lösen galt.

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Susan Ottiger: Sehr gerne lade ich dazu meine Familie ein, und, wenn ich denn so wünschen dürfte, ein paar ganz große Vorbilder wie die Autorinnen Cornelia Funke, J.K. Rowling, Enid Blyton, Federica de Cesco und Astrid Lindgren.

Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?

Susan Ottiger: Ich schätze die Gruppendynamik, das gemeinsame Erleben und die Art und Weise, wie jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin auf ihre Art das Spiel formt und ein Spiel deswegen auch jedes Mal anders erlebt wird.

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Die Redaktion: Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?

Susan Ottiger: Atme durch. Und niemand ist perfekt.

Die Redaktion: Was planen Sie in der Zukunft?

Susan Ottiger: Weil ich mein Debüt gerade erst veröffentlicht habe, fällt es mir schwer etwas anderes zu sagen als: schreiben, schreiben, schreiben! Tatsächlich habe ich viele Ideen rund um Bücher: Lesungen in Schulen, Kooperationen mit anderen Autor:innen, und natürlich wieder in die naturmagische Welt von Neira einzutauchen.

https://susanottiger.ch/

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 20 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.