
„Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch dieses innere Leuchten, von dem ich im Buch spreche, in sich trägt. Etwas, das jeden einzigartig macht und zur Vielfalt beiträgt.“
Wann und wie kam Ihnen die erste Idee zu „Copenhagen Cinnamon“? Gab es einen bestimmten Moment, der die Initialzündung für die Geschichte war?
Stefanie Neeb: Ja, und diesmal war es wirklich die Stadt, die mich zu der Idee zu „Copenhagen Cinnamon“ inspiriert hat. Ich erfuhr über meine Agentin, dass der Oetinger Verlag für sein Programm ein Skandinavien-Jahr plante, und in dem Zusammenhang stand auch die Stadt Kopenhagen im Raum.
Da bin ich sofort darauf angesprungen, denn ich war bereits als Jugendliche dort und durfte damals mit unserer Big Band sogar im berühmten Tivoli spielen. Der übrigens in „Copenhagen Cinnamon“ für Jonna eine sehr große Bedeutung hat.
Ich bin dann gedanklich in die Stadt gereist und schnell wurde klar, ein Coffeeshop – das wäre es. Ein Ort, an dem sich zwei Menschen begegnen. Zwei völlig unterschiedliche Charaktere, die beide mit ihrer Vergangenheit zu kämpfen haben.
Daraus wurden dann Sunshine Jonna und Grumpy Mads.
Was fasziniert Sie persönlich an Kopenhagen, und warum haben Sie sie als Schauplatz gewählt?
Stefanie Neeb: Auch wenn ich als Jugendliche bereits dort war, wollte ich unbedingt noch einmal nach Kopenhagen fahren, um Jonnas und Mads Heimat wirklich zu erleben. Und das habe ich letztes Jahr dann auch getan.
Ich war fünf Tage dort, bin durch die Altstadt gebummelt, am bunten Hafen entlangspaziert, habe in Cafés Zimtschnecken gegessen und bin im Tivoli Karussell gefahren. Ich wollte die Stimmung einfangen und habe mich in diese Stadt absolut schockverliebt.

Kopenhagen ist nicht nur wunderschön, sondern hat auch eine ganz besondere gemütliche Atmosphäre, die mich sofort eingefangen hat.
Ein zentrales Thema des Romans ist die Auseinandersetzung mit Schuld, Verantwortung und der eigenen Vergangenheit. Was hat Sie dazu inspiriert, gerade diese Aspekte in einer New-Adult-Geschichte zu behandeln?
Stefanie Neeb: Für mich ist das Schuldgefühl eines der bedeutendsten Gefühle, die wir als Menschen empfinden. Denn ein Leben zu leben, ohne Schuld auf sich zu laden, ist nicht möglich. Allein dadurch, dass wir leben, geraten wir immer wieder in Situationen, in denen wir uns schuldig machen.
An anderen, an unserem Umfeld und an uns selbst. Aber es ist auch das Gefühl, mit dem wir äußerst geschickt manipuliert werden können. Was andere nutzen, um uns kleinzuhalten.
Mir ist es wichtig, zu sehen, wo genau ist mein Anteil, für ihn die Verantwortung zu übernehmen, aber auch mit ihm leben zu lernen, um es dann besser zu machen. Und ich wünsche jedem so eine herzenswarme und quirlige Jonna. Jemand besseren an seiner Seite, hätte Mads nicht haben können.
Auch der Konflikt zwischen Jonna und ihrem Vater spielt eine wichtige Rolle.
Warum war es Ihnen wichtig, die Suche nach Selbstständigkeit und Selbstbestimmung so stark zu betonen?
Stefanie Neeb: Ich glaube fest daran, dass jeder Mensch dieses innere Leuchten, von dem ich im Buch spreche, in sich trägt. Etwas, das jeden einzigartig macht und zur Vielfalt beiträgt. Dieses zu finden, wünsche ich jedem. Frei von Erwartungen und jeglichem Druck.
Es bedeutet aber auch, und das lernt Jonna ja auch auf ihrem Weg, selbst Verantwortung zu übernehmen, sich zu hinterfragen und in die Eigenständigkeit zu kommen.
Gab es beim Schreiben eine Szene, die Ihnen besonders schwergefallen ist? Oder eine, die Ihnen ganz besonders am Herzen liegt?
Stefanie Neeb: Ich mag die erste Begegnung zwischen Mads und Jonna sehr und habe beim Schreiben wirklich viel gelacht. Sehr emotional war für mich die Szene auf dem Hausboot, in der sich Mads öffnet und zum ersten Mal von seiner Vergangenheit spricht.
Wie vorsichtig mitfühlend und klug Jonna drauf reagiert, hat mich schwer beeindruckt. Und Mads ja auch. Wirklich Tränen flossen bei mir allerdings, als Jonna, die so lebensfroh und energiegeladen ist, plötzlich selbst zusammenbricht und spürt, wie sehr auch ihre Vergangenheit tiefe Spuren in ihr hinterlassen hat.
Was wünschen Sie sich, dass Leser*innen nach dem Lesen von „Copenhagen Cinnamon“ fühlen oder mitnehmen?
Stefanie Neeb: Dass es Wege aus der Vergangenheit herausgibt.
Dass jeder das besondere Leuchten in sich trägt. Und dass es sich lohnt, mutig zu sein und sich zu öffnen. Denn wie Stina ganz richtig sagt: „Wenn du es nichts versuchst, Mads, wirst du dich immer fragen, ob es nicht doch geklappt hätte.“
Dürfen wir uns schon auf neue Projekte freuen? Planen Sie vielleicht eine Fortsetzung oder sogar ein Wiedersehen mit Jonna und Mads?
Stefanie Neeb: Ja! Es wird tatsächlich einen zweiten Band geben. Im Vordergrund stehen dann Nicolaj und Freja, die beiden gehören zur Freundesclique von Mads und Jonna. Und dadurch gibt es natürlich ein Wiedersehen mit den beiden.
Sie haben in vielen Städten gelebt — unter anderem in Bielefeld, München, Frankfurt und sogar in Barcelona. Welchen Einfluss hatten diese Ortswechsel auf Ihre Arbeit als Autorin?
Stefanie Neeb: Ich habe tatsächlich erst wirklich mit dem Schreiben so richtig angefangen, nachdem wir in Frankfurt gelandet sind. Aber die vielen Ortswechsel haben mich immer wieder aufs Neue gefordert, den Menschen offen und interessiert zu begegnen.
Diese Vielzahl an neuen Kontakten, an neuen Städten und Herausforderungen sind natürlich ein bunter Strauß an Erfahrungen, auf den ich als Autorin immer wieder zurückgreifen kann.
New-Adult-Romane erleben aktuell einen großen Boom und werden auch medial stark gefeiert oder auch kritisiert. Was glauben Sie, warum dieses Genre gerade jetzt so viele Menschen begeistert — und was macht für Sie persönlich den Reiz daran aus?
Stefanie Neeb: Ich glaube, dass viele Menschen in der heutigen Zeit eine tiefe Sehnsucht nach Begegnungen in sich tragen, nach echten Beziehungen – und Herzklopfen sowieso. Und nach einem Happy End, in der momentan doch ziemlich schwierigen und aus den Fugen geratenen Welt. New Adult bietet all das. Zudem kommen oft tiefgreifende Themen auf, die uns mitfühlen und mitfiebern lassen.
Mich haben beim Schreiben und auch beim Lesen schon immer besonders die Charaktere und ihre Beziehungen zueinander interessiert. Fühle ich mit, verschlinge ich Seiten und komme auch beim Schreiben manchmal in einen regelrechten Schreibrausch, aus dem es dann oft schwer ist, wieder herauszufinden.
Ob Young Adult oder New Adult – mich reizt bei diesen Genres vor allem das Alter der Protagonisten. Sie befinden sich in einer Zeit des Suchens und Sich Findens. Diese habe ich selbst als eine der spannendsten Lebensphasen wahrgenommen und tauche in sie zu gern immer wieder ein.
Autorin
Stefanie Neeb studierte Germanistik, Musik und Sport in Hannover. Neben realistischen Jugendbüchern und Romantasy- Titeln schreibt die vielseitige Autorin mittlerweile auch Escape- Game-Geschichten mit großer Leidenschaft und viel privater Knobelerfahrung. Wenn sie nicht schreibt oder rätselt, entwirft sie eigene Modedesigns, schlüpft in ihre Flamencoschuhe oder reist durch die Weltgeschichte. Stefanie Neeb wohnt mit ihrer Familie in Frankfurt.
Mehr Informationen unter: www.stefanie-neeb.de