Angesagt – Christian Eisert

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Sehr geehrter Herr Christian Eisert,
finde deine innere Ente – was erwartet die Leser?

Christian Eisert: Die Leser erwartet ein sehr lustiges Buch („Finde deine innere Ente“), das jedem hilft, das Leben leichter zu ertragen, der ein schwieriges Leben hat, und das haben ja die meisten.

Die Redaktion: Was ist das Besondere an diesem Band?

Christian Eisert: Das Besondere an diesem Band ist die Mischung einerseits aus großartigen DonaldComics und andererseits tatsächlich Lebenshilfe, also Texten, die erklären, wie Donald uns ein Vorbild sein kann und was wir von Donald lernen können.

Die Redaktion: Und was wäre das dann beispielsweise?

Christian Eisert: Na, zum Beispiel ist ja Donald jemand, der zwar immer wieder Pech hat und hinfällt, aber man kann ja dieses Hinfallen neu interpretieren und sagen: Wer hinfällt, liegt nicht am Boden, sondern steht nur sehr breitflächig.

Die Redaktion: Weshalb ist Donald Duck so etwas Besonderes für Sie?

Christian Eisert: Donald-Comics war mit das Erste, das ich überhaupt gelesen habe. Mein Großvater – ich bin ja in Ost-Berlin aufgewachsen – hat die Hefte über die Grenze geschmuggelt.

Disney-Comics war also Schmuggel-Gut. Seitdem hat mich Donald mein ganzes Leben begleitet. Ich bin überzeugt, es wohnt in mir etwas Ente inne, was manchmal auch aus mir heraus… (quakt täuschend echt wie Donald)… herausbricht, wollt ich sagen.

Die Redaktion: Welche Lehre können wir aus Donalds Gegensätzen ziehen?

Christian Eisert: Gegensätze bedeuten meist, dass es auf der einen Seite etwas gibt, was uns hindert, und auf der anderen Seite etwas gibt, was uns fördert. Und da müssen wir halt nur gucken, wie wir was nutzen können. Wenn ich zum Beispiel jemand bin, der schnell gekränkt ist, dann kann Kränkung motivieren.

Das Kapitel „Fleiß und Faulheit“ schließt deshalb mit den Leitsätzen „Willst du einen Faulen motivieren, triff seinen wunden Punkt! Willst du dich selbst motivieren, triff deinen ärgsten Feind!“

Die Redaktion: Welche Teile des Buches haben Sie zu verantworten?

Christian Eisert: Das Buch besteht zu zwei Dritteln aus Comics und zu einem Drittel aus Texten.

Zusammen mit Fabian Groß vom Verlag habe ich die Comics zusammengestellt, etwa die Hälfte fand ich in meiner Comic-Sammlung. Außerdem schlug ich die KapitelKonzeption vor und habe sechs Texte darüber geschrieben, was wir von Donalds Eigenschaften lernen können.

Hinzu kommt ein Vorwort, das verdeutlicht, warum Donald für mich wichtig ist und warum er einer der interessanten Comic-Charaktere überhaupt ist. Im Schlusswort erzähle ich dann unter anderem, von meiner Begegnung mit Donald in Nordkorea.

Die Redaktion: In Nordkorea? Dazu sollten Sie noch einen Satz sagen.

Christian Eisert: Ach, das wäre schade, weil dann ja die ganze Spannung flöten geht. Aber ich habe alles ganz genau aufgeschrieben. Ab Seite 204.

Die Redaktion: Und in welchem Kapitel finden Sie sich persönlich am ehesten wieder und warum?

Christian Eisert: Ich finde mich in dem Kapitel „Ruhe und Raserei“ am ehesten wieder, weil ich jemand bin, der Ruhe sehr mag und manchmal – wie Donald – ein bisschen aufbrausend werde, wenn jemand diese Ruhe stört. Aber man kann sich umprogrammieren, in dem man lernt, Lärm zu lieben.

Das geht ganz einfach: Sobald es still ist, muss man sich über diese Stille aufregen. Irgendwann bereitet einem Lärm dann statt Unbehagen Freude. Toll, oder?

Cover des ECC-Disney-Titels „Finde deine innere Ente“; © 2018 Disney / Bild „Egmont Ehapa Media GmbH/Egmont Comic Collection / Disney“

Die Redaktion: Wie heißen die anderen Kapitel des Buches?

Christian Eisert: Die anderen Kapitel heißen „Zorn und Zähmung“, „Fleiß und Faulheit“, „Scham und Stolz“, „Hass und Hingabe“ und „Frust und Frieden“. Jedes Kapitel beinhaltet die Beschreibung der speziellen Problemstellung.

Für die wird die „ultimative Universallösung“ angeboten und das ganze mündet in kurzen Leitsätzen, die zusammenfassen, wie jeder profitieren kann von der Kraft der inneren Ente.

Ach, und nicht zu vergessen: Jedes Mal gibt es „Ein Beispiel aus der Welt der Beispiele“. Darin spielen Professor Cäsar Cezilius und Marianne Münchenhagen-Motzenbart eine Rolle.

Die Redaktion: Wer sind denn die?

Christian Eisert: Professor Cäsar Cezilius und Marianne Münchenhagen-Motzenbart sind sehr wichtige Entenhausener Persönlichkeiten, die ich zum ersten Mal angemessen würdige. Marianne war Donalds Grundschullehrerin und der Professor tat sich durch zahlreiche Studien hervor.

So diskutierte er zum Beispiel in seiner Streitschrift über Streichwurst die Frage: „Ist uns das Leben Wurst oder ist uns Leberwurst lieber?“

Die Redaktion: Und wie kommt man auf den Begriff – „ultimative Universal-Lösung“?

Christian Eisert: Das Buch bewegt sich ja genau auf der Grenze zwischen echter Lebenshilfe und Parodie des Lifecoaching-Trends. Die „ultimative Universallösung“ nimmt ein bisschen den weit verbreiteten Wunsch auf die Schippe, es muss für jedes Problem die eine Lösung geben.

Außerdem erwecken Bezeichnungen, die nicht so leicht auszusprechen sind, den Eindruck, es geht um etwas sehr Intelligentes.

Die Redaktion: Apropos: Was ist das „fiese Fleiß-Faul-Phänomen“?

Christian Eisert: Das „fiese Fleiß-Faul-Phänomen“ beschreibt das Paradoxon, dass fleißige Menschen und Enten zwar ganz großartig sind und für ihren Fleiß sogar manchmal bewundert werden, aber eigentlich mag man fleißige Leute nicht. Paradox daran ist, dass das genaue Gegenteil: Der Faule – auch nicht gemocht wird. Viele Faule mögen ihre Faulheit nicht mal selbst. Find ich fies.

Die Redaktion: Wie passen Life-Balance und Donald Duck zusammen?

Christian Eisert: Donald Duck ist die Urform der Life-Balance. Denn wer in einer Hängematte döst, ist sehr ausbalanciert. Was die Work-Life-Balance betrifft, hat Donald quantitativ sicher ein paar Reserven. Aber er macht das mit Elan wieder wett.

Wenn er die richtige Motivation hat – zum Beispiel Wut, Kränkung oder Verliebtheit – dann entwickelt er erstaunlichen Arbeitseifer. Und so stimmt das Verhältnis in der Gesamtschau wieder und es herrscht perfektes Gleichgewicht.

Die Redaktion: „Die Kraft der inneren Ente“ – was bedeutet das eigentlich?

Christian Eisert: Donald Duck ist einer der vielschichtigsten Comic-Charaktere, die es überhaupt gibt, und das seit über 80 Jahren.

Dass er sich neben all den Superhelden, FunnyCharacters und Mangas nach wie vor behaupten kann, zeigt welche Kraft in ihm steckt. Jeder Mensch kann sich in dieser Ente wiederfinden oder sich an seinemEinfallreichtum, seinen Emotionsausbrüchen und seinem – trotz aller Rückschläge – schlussendlich nie versiegendem Lebenswillen orientieren.

Oder um es mit einem Leitspruch zu sagen: Sei stolz auf das, was du kannst und falls du nicht kannst, sei dennoch stolz! Das können nämlich die wenigsten!

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.