Angesagt – Annette Roeder

Bildrechte @ Anton Burgstaller

Sehr geehrte Frau Annette Roeder,
Sie sind Autorin, Illustratorin und Architektin, wobei letzteres haben Sie nach der Schule studiert.

Wie kommt man von der Architektur zum Schreiben?

Annette Roeder: Das Schönste ist für mich, uneingeschränkt kreativ sein zu dürfen. Als Architektin musste ich schnell feststellen, dass der durch Bauparagraphen reglementierte Berufsalltag nicht viel mit den aufregenden Entwurfsaufgaben im Studium zu tun hat…

Als Autorin hingegen kann ich nun uneingeschränkt die Welt erfinden.

Naja beinahe – wenn der Verlag auch mitspielt!

Die Redaktion: Und da man noch wenig über Sie weiß, würde ich Sie einfach bitten, sich kurz vorzustellen.

Annette Roeder: Ich wurde 1968 in München geboren, habe dort studiert und lebe immer noch in meiner Traumstadt mit drei Kindern und einem frechen Hund.

Die Redaktion: Ihr neues Kinderbuch trägt den Titel „Rosa Räuberprinzessin“ (cbj). Um was geht es in der Geschichte, rund um Rosa und ihren Esel?

Annette Roeder: Es geht um ein selbstbewusstes, sehr phantasievolles Mädchen, das mit seiner Familie auf einem Öko-Bauernhof lebt und – zum Leidwesen der Mutter – total auf Rosa, Glitzer und Co. abfährt. Zum Glück ist die Kleine kreativ genug, um sich ihre Welt nach ihrem Geschmack zu gestalten…

Da wird aus einem Esel eben ein Einhorn und aus einem übergroßen Nachthemd ein Prinzessinnenkleid. Ich möchte mit meiner Geschichte zeigen, dass es in Ordnung ist Rosa zu mögen. Egal ob Junge oder Mädchen – Hauptsache, du bleibst bei dir und verlierst das Wesentliche nicht aus den Augen!

Denn nicht die verteufelte Farbe ist „böse“, sondern das, was die Industrie daraus macht.

Die Redaktion: „Rosa Räuberprinzessin“ erscheint ja nicht nur als Buch sondern auch als Hörbuch. Inwieweit hat man als Autorin Mitspracherecht bei der Auswahl der Sprecherin?

Annette Roeder: Die Zusammenarbeit mit cbj-Audio macht riesigen Spaß. Ich wurde nicht nur in die Auswahl der Sprecherin, Cathlen Gawlich, eingebunden, die ich wirklich großartig finde – sondern konnte mir auch den Komponisten für den Intro-Song und Rosas Lied aussuchen.

Die Redaktion: Sind Sie bei der Produktion des Hörbuches mit vor Ort?

Annette Roeder: Leider nicht, denn Cathlen Gawlich lebt bei Berlin und dort werden dann auch die Aufnahmen gemacht.

Rosa Raeuberprinzessin von Annette Roeder/ Bild cbj Audio

Die Redaktion: Woher nehmen Sie all diese Ideen, um diese Kinderbücher zu schreiben? Auf der einen Seite sind es Bücher über Kunst, so erscheint bald von Ihnen ein Kinderbuch zum Thema van Gogh und auf der anderen Seite die klassischen Kindergeschichten, wie bei den Krumpflingen.

Man hat das Gefühl, dass Sie nur so aus dem Vollen schöpfen können. Wie schafft man so etwas?

Annette Roeder: Meine Ideen für fiktionale Geschichten pflücke ich eigentlich immer aus dem Alltag: Einmal war es ein Radiobeitrag über den Niederländer Willie Smits, der auf Borneo eine Organisation zum Schutz der Orang-Utans gegründet hat (Orang-Utans klaut man nicht, Thienemann 2011), ein andermal das Nachbarskind, das den ganzen Sonntag bei offenem Fenster auf seinem Cello herumschrappte (Der Sommer als wir den Esel zähmten, cbj 2015).

Oder ist war einfach nur eine Maus, die sich im Skistiefel Gr. 48 meines Sohnes ein Nudellager eingerichtet hat (die Krumpflinge). Man muss nur Augen und Ohren offenhalten! Und Kunst und Architektur haben mich zu Schulzeiten schon interessiert.

Die Krumpflinge – Egon taucht ab von Annette Roeder/ Bild Der Hörverlag

Die Redaktion: Wir sind ein Kinderspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?

Annette Roeder: Bei uns wurde alles querbeet gespielt, nur nicht Karten – das mochte meine Mutter nicht so gerne. Und wie in den meisten Familien hat sie das Sagen.

Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?

Annette Roeder: Dass ich gewinne natürlich! Ich konnte aus Ärger schon mal ein Spielfeld mitsamt Männchen und Würfeln vom Tisch pfeffern…

Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?

Annette Roeder: Oha, das ist eine schwierige Frage… ein Spieleabend soll ja vor allem lustig werden! Vielleicht lade ich eine skurrile Mischung zu einer Runde Monopoly ein: Hatschepsut (der einzig weibliche Pharao) und meinen Lieblingskomponisten Franz Schubert. Dazu Giuseppe Arcimboldo, das ist der Renaissance-Maler mit den Gemüseköpfen, und Beatrix Potter. Und dann schauen wir mal, was passiert…

Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Kindern oder Freunden?

Annette Roeder: Meine Tochter putzt allen Ernstes lieber Fenster als zu spielen (das hat sie leider von ihrem Vater geerbt). Aber besonders mit dem jüngsten Sohn spielen wir stundenlang. Die Favoriten wechseln: Momentan liegen „Isle of Skye“ (da waren wir nämlich im Urlaub) und „Machi Koro“ (passt in jede Tasche) vorne.

Ein beliebter Dauerbrenner ist allerdings „Zug um Zug“.

Die Redaktion: Schummeln Sie auch gern mal im Spiel?

Annette Roeder: Nie nie nie !!! Das geht absolut gegen meine Spieler-Ehre. Mitspieler, die schummeln, sind meistens nur halbherzig bei der Sache. Und dann macht das Spielen gleich viel weniger Spaß.

Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch selber mal ein Spiel zu erfinden?

Annette Roeder: Unbedingt. Mein erstes Spiel habe ich in der 11. Klasse mit einer Freundin entwickelt. „Fang den Broz (bayerisch für Kröte)“ sollte eine dreidimensionale Mischung aus Schach, das verrückte Labyrinth und Memory werden. Die zwei Probe-Figuren, die wir dafür getöpfert haben, stehen immer noch bei meiner Mutter auf dem Fensterbrett.

Ansonsten besteht aber noch etwas Entwicklungsarbeit.

Die Redaktion: Auf welche Frage hätten Sie in letzter Zeit keine Antwort?

Annette Roeder: Was machen wir Dummtropfnasen bloß aus unserer schönen Welt? Und damit meine ich nicht nur Herrn Trump sondern jeden einzelnen von uns…

Die Redaktion: Welches Spielthema würde Sie reizen?

Annette Roeder: Die Krumpflinge gäben wunderbaren Stoff für ein Brettspiel, weil sie so anarchisch sind und alle Regeln auf den Kopf stellen. Ihr liebstes Spiel heißt ja auch „Krumpf ärgere dich!“

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Annette Roeder: Meinem Hund „Gusti komm!“ beizubringen und viel Zeit mit den Menschen, Tieren und Buch-Wesen, die mir am Herzen liegen, zu verbringen.

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.