LivingStone

Bild Schmidtspiele

Berühmte Personen, legendäre Ereignisse oder ganze Zeitalter als Vorlagen für Spiele zu nutzen, die Idee ist nicht neu.

Vielen historischen Highlights wäre ein solcher Tribut, wenn auch nicht ganz uneigennützig von den Verlagen dargeboten, zu gönnen.

Dennoch, ganz unproblematisch ist eine solche Verwendung geschichtsträchtiger Momente oder Personen nicht. Erstmal läuft man Gefahr, mit dem Thema mehr zu versprechen, als das Spiel halten kann.

Dann bleibt immer noch die Frage, warum man gerade diesen Gegenstand der Historie wählt? Kann man mit dem Spiel die Spieler näher an das Thema heranbringen?

Ist das Ausmaß der Bedeutung des fokussierten Objektes der Geschichtsschreibung überhaupt in einem solchen gerecht zu werden? All diesen Fragen möchten wir im Folgenden nachgehen…

„Dr. Livingstone, I presume?“

David Livingstone ist einer der bekanntesten Afrikaforscher der Geschichte. Sein Bekanntheitsgrad wurde beispielsweise durch die Entdeckung der Victoriafälle oder der Durchquerung Südafrikas begründet. Zwischenzeitlich galt er einmal als erschlagen, einmal als verschollen.

Besonders letzteres hat „historische Spuren“ hinterlassen: Nachdem von Livingstone keinerlei Lebenszeichen mehr kam, schickte der amerikanische Zeitungsverleger Bennett den Journalisten Henry Morton Stanley aus, um diesen zu finden.

In Ujiji trafen beide aufeinander, Stanley soll Livingstone mit den Worten „Dr. Livingstone, I presume?“ angesprochen worden sein…

Spielinhalt

Die Spieler fahren mit einem Dampfschiff den Flusslauf des Sambesi hoch zu den Victoriafällen. Aufgabe ist es, „Zelte“ als Expeditionslager zu errichten, nach Edelsteinen zu schürfen und der Königin zu spenden. Nach einem bestimmten Modus werden, je nach dem wie viele Zelte durch den Spieler gesetzt werden konnten, die Punkte verteilt.

Natürlich ist nicht nur die Anzahl sondern auch die Art der Verteilung entscheidend. Glück und Geschick sind in diesem Spiel die entscheidenden Faktoren.

Zuerst ein wenig „Kritik“, da die Zeitangabe doch ein wenig untertrieben ist. Taktik spielt in dem Spiel durchaus eine erhebliche Rolle. Spielt man zu fünft und nimmt man sich Zeit zum Überlegen, dann wird es etwas knapp mit den 45 Minuten.

Wenn dann auch noch die Karte, „Dampfboot fährt zurück“ ins Spiel kommt, dann kommt man schon einmal auf über eine Stunde Spielzeit. Grundsätzlich ist das aber auch kein Problem, zumindest wenn man kein allzu knappes Zeitfenster hat.

So ist das Spiel ideal für größere Gruppen (4-5 Personen) an einem ausgedehnten Spielabend. Nebenbei bemerkt, die angegebene Zeit kommt bei kleineren Gruppen, also 2-3 Mitspielern durchaus hin, von da aus sollte dieser Punkt eher als Anmerkung verstanden werden.

Nun etwas zur Spielidee an sich. Prinzipiell sehr gut gelungen, wobei man sich leider wenig an die Person des David Livingstone anlehnte. Wäre in dem Sinne durchaus schön gewesen, wenn man diesen ein wenig mehr ins Spiel integriert hätte. Zum Beispiel wäre ein kleines Begleitheft oder Ähnliches zur Person schön gewesen.

Zwar wurde auf ihn in der Einleitung verwiesen – aus unserer Sicht ist das ein wenig zu spartanisch. Jedoch wirkt sich das nicht auf den Spielspaß aus, weshalb dieser Punkt kaum in unsere Bewertung einfließen wird.

Wichtig war uns vor allem, dass der Spaßfaktor, bedingt durch Spannung, Taktik und den Einbau eines Glücksmomentes, auf konstant hohem Niveau gehalten wurde.

Gestaltung & Anleitung

Die Spielregeln sind vergleichsweise einfach, jedoch ist eine Proberunde sehr zu empfehlen. Grund für diese Empfehlung: Die Spielregeln sind zwar einfach, verlangen aber enormes Geschick, um die Mitspieler am Ende übertrumpfen zu können. In dem Sinne gilt es, die möglichen Spielkarten vorher einmal anzuschauen und sich die Regeln nochmal genau durchzulesen.

Des Weiteren wird durch die Anleitung nicht unbedingt der Zeitaufwand für das Durchspielen des Spieles deutlich. Wenn Sie „LivingStone“ zum ersten Mal spielen, und das auch noch in größerer Runde, sollten Sie also etwas „mehr“ als nur 30-45 Minuten einplanen.

Die Anleitung trägt wesentlich zu der guten Verständlichkeit des Spieles bei, man sparte nicht mit Abbildungen und Beispielen. In dem Sinne können wir hier den Machern eine „gute Arbeit“ bescheinigen.

Kleine Anmerkung an dieser Stelle, die Spielmaterialien wurden sprachlich neutral gehalten, die Anleitung zusätzlich in Französisch und Italienisch verfasst. „LivingStone“ eignet sich somit auch für fremdsprachige Haushalte, wir fragen uns aber, weshalb auf eine englische Spielbeschreibung verzichtet wurde.

Die Spielgestaltung spiegelt das übergeordnete Thema „Afrika“ wieder, an der Liebe zum Detail wurde dabei auch nicht gespart. In dem Sinne gibt es nicht viel zu „meckern“. Ein paar kleinere Verbesserungsvorschläge haben wir dann aber doch noch, jedoch betreffen sie nicht direkt die Gestaltung des Spiels.

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So hätten wir uns eine kleine Pappschachtel für die Karten gewünscht, ebenso einen verschließbaren Beutel für Taler und andere Pappteile. Im Prinzip keine große Sache, aber schön wäre es trotzdem gewesen.

Fazit

Ein sehr schönes Spiel, ideal für lange Spielabende mit der Familie. Für jüngere (unter 11-12 Jahre) könnte das Spiel ein wenig zu viel Strategie und taktisches Gespür verlangen, man sollte das vor der Nutzung beachten und in die Spielplanung einbeziehen.

In kleineren Gruppen (2-3 Personen) macht „LivingStone“ Spaß und nimmt im Normalfall nicht ganz so viel Zeit in Anspruch. In jedem Fall sollte vor dem erstmaligen Ausprobieren eine Proberunde eingeplant werden. (S.Z.)

  • Verlag: Schmidtspiele
  • Spieler: 2-5
  • Alter: ab 8 Jahre
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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.