Regine Normann

Bild Erzählverlags

Die vier Märchen erscheinen als Band 9 in der Reihe Der Westentaschenerzähler des Erzählverlags aus Berlin.

Die Sprachgestalterin und Erzählerin Ursula von Ammon aus Kiel wählte dafür Normanns Märchen „Jungfrau Marjas Goldschuh“, „Die Prinzessin, die zum Herzen der Erde ging“, „Jungfer Rosenving von der Santavajas-Insel“ und „Der Heilbutt“ aus. Die Autorin reicherte die sorgfältig ins Deutsche übertragene Märchentexte mit einer Darstellung von Leben und Werk Regine Normanns sowie mit einer kurzen Erläuterung über die Normann-Forscherin Liv Helene Willumsen an.

Das macht das Buch zu einer unverzichtbaren Einführung in das Märchenwerk Regine Normanns.

Regine Normann: Leben und Werk

Aufgewachsen in Bø auf den Vesterålen in Nord-Norwegen enden die ersten heiteren Jahre Regine Normanns jäh mit dem Tod ihres Vaters. Die Mutter, die fünf Kinder nicht allein ernähren kann, muss Regine zu Verwandten nach Harstad in Pflege geben. Mit elf Jahren kommt sie zurück in die Gegend ihrer ersten Kindheit, nun aber in die Familie ihres Onkels. Schon mit siebzehn verheiratet sie sich – das ist der Beginn vieler unglücklicher Jahre.

Immerhin kann sie als Vertretungslehrerin arbeiten, nachdem sie vorher als Gouvernante tätig war. Sie fängt an zu schreiben, und das gewinnt zunehmend an Bedeutung. Doch ihr Ehemann verbietet es ihr. Und so sucht sie sich eine Felsenhöhle, etwa eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt, um heimlich und ungestört arbeiten zu können; dort verbirgt sie auch ihre Aufzeichnungen.

Im Sommer 1894 reist Normann das erste Mal nach Oslo, um eine solide Lehrerausbildung zu erhalten. Zwei Jahre später entflieht die Neunundzwanzigjährige endgültig Mann und Heimat und zieht ganz in den Süden nach Kristiania, dem heutigen Oslo. Dort kann sie ihre Lehrerausbildung zu Ende führen und unterrichtet bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 1932 als hoch angesehene Volksschullehrerin.

Gleich mit ihrer ersten Veröffentlichung »Krabvaag« (1905) wird sie als erste Autorin anerkannt, die aus eigener Kenntnis und Erfahrung von den Verhältnissen in Nord-Norwegen zu erzählen vermag. Viele eigene und schwere Erlebnisse bearbeitet sie so, dass sie allgemein gültig werden: das harte Leben der Fischer, die Alltagsmühsal der einfachen Leute, die zweifelhafte Tätigkeit von Laienpredigern und insbesondere die Rolle der Frau als Ehepartnerin, Mutter und Berufstätige. Zehn Romane veröffentlicht sie zwischen 1905 und 1921 – neben ihrer Arbeit als Lehrerin. Rezensionen erscheinen in den Zeitungen des ganzen Landes.

In den Jahren 1915 und 1916 entstehen ein Kinder- und ein Jugendbuch. In der letzten Phase ihres literarischen Schaffens, in den Jahren 1922 bis 1934, wendet sich Regine Normann dem Erzählen in Kurzform zu: Sechs Bände mit Märchen, Sagen und Geschichten erscheinen, von denen die beiden Märchenbände die meiste Aufmerksamkeit bekommen.

Hier schreibt eine große Erzählerin. Ihre Märchen können gar nicht hoch genug geschätzt werden, bedeuten sie doch das Bewahren reicher und alter Überlieferungen aus dem bis dato so unbekannten Norden Norwegens.

Die Übersetzerin Ursula von Ammon ist Sprachgestalterin und Erzählerin aus Kiel. Regine Normanns Märchen „Die Prinzessin, die zum Herzen der Erde ging“ übertrug sie bereits im Jahr 2017 und erzählte es vielfach auf Bühnen im In- und Ausland.

Zusätzlich zur Neuerscheinung „Märchen aus Nord-Norwegen“ erscheint dieses Märchen in Heft 3 der Reihe Erzählhefte. Das Lehrheft stellt die Methode des freien, mündlichen Erzählens vor, ordnet das Märchenerzählen didaktisch und menschenkundlich für den Schulunterricht ein und liefert wichtige Hintergrundinformationen zum Leben Regine Normanns. Damit wendet sich das Erzählheft sowohl direkt an Lehrkräfte und Erzieherinnen und Erzieher wie auch an alle Menschen, die Anregungen suchen, um in das freie Erzählen zu finden.

 

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