Angesagt – Steve Windolf

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Sehr geehrter Herr Steve Windolf,
Sie sind Schauspieler und kommen aber nicht aus einer Schauspielerfamilie. Der Zuschauer kennt Sie aus „In aller Freundschaft“, Tatort oder SOKO Köln. Sie haben die Schauspielschule in Leipzig absolviert und wurden gleich zu Beginn vom MDR für die Serie „In aller Freundschaft“ gebucht.

War trotzdem der Beruf des Schauspielers Ihr Traumberuf?

Steve Windolf: Gerade deswegen, weil ich nicht aus einer Schauspielerfamilie sondern aus einer Arbeiterfamilie komme, war es tatsächlich ein Traumberuf. Keiner aus meiner Familie, und ich am Anfang auch nicht, ist davon ausgegangen, dass ich es jemals schaffen könnte, Schauspieler zu werden. Es war ein Traum und Steve ein Träumer.

Die Redaktion: Aktuell gibt es zwei interessante Filmprojekte, darunter der Film „Das Geheimnis der Hebamme“.

Können Sie kurz verraten, um was es in dem Film geht?

Steve Windolf: Der Film spielt im 12. Jahrhundert, zur Zeit der Siedlerzüge. Es geht um Marthe, eine junge Heilerin, mit einer besonderen Gabe. Sie wird zur Geburt des Kindes ihres Herrn gerufen, um zu helfen. Doch das Kind wird tot geboren. Der Herr rasend vor Wut will Marthe töten lassen, doch sie kann fliehen. Im Wald stößt sie auf einen Siedlerzug, der nach Meißen zieht.

Ritter Christian, der den Zug führt, sieht das Besondere in Marthe und nimmt sie in seinem Tross auf. Im Grunde erzählt der Film die Liebe zwischen Marthe und Christian, die sich in der rauen Zeit des Mittelalters, in den Intrigen des Hofes, den Feindseligkeiten gegenüber Fremden und Unbekanntem langsam entfaltet.

Die Redaktion: Der Film beruht ja auf dem gleichnamigen Roman, der ein Bestseller ist. Wenn man dies weiß, kann dann eine Rolle in solch einem Film auch eine Bürde sein?

Steve Windolf: Nicht mehr als jede andere Rolle auch. Ich habe bei jeder Arbeit den unbedingten Willen, das Menschlichste aus der Figur herauszuholen, ihr Fleisch zu geben, sie zum Leben zu erwecken und sie liebenswert zu machen.

Die Redaktion: Sie haben extra für den Film Reitunterricht genommen. War dies schwer und haben Sie vielleicht für sich ein neues Hobby gefunden?

Steve Windolf: Der Reitunterricht hat sehr viel Spaß gemacht, insofern kam es mir überhaupt nicht schwer vor. Es war eine wirkliche Bereicherung für mich, da ich davor nie mit Pferden zu tun hatte.

Hätte ich mehr Zeit und wären die Reitställe nicht so wahnsinnig weit weg, wäre es wohl ein neues Hobby geworden. Aber was nicht ist, ….

Die Redaktion: Der Film Ku´damm 56 führt den Zuschauer in die Zeit der 50er Jahre. In eine Zeit, die doch nicht ganz so frei war, wie wir es heute genießen können. Eigentlich stehen hier die Damen im Mittelpunkt, die sich gegen die Männerwelt auflehnen.

Welche Rolle haben Sie hier übernommen?

Steve Windolf: Ich spiele Rudi, Torwart der DDR-Nationalmannschaft. Er verliebt sich in Eva (Emilia Schüle), eine jener Damen, die Sie ansprechen. Eigentlich war es ihr Plan, den betuchten Arzt (Heino Ferch) zu heiraten, um finanziell abgesichert zu sein und es ihrer strengen Mutter recht zu machen. Doch wie so häufig kommt es anders im Leben. Aber auch Rudi hat sein Päckchen zu tragen. Er ist verheiratet und ein schwerer Schicksalsschlag verbindet ihn eng mit seiner Frau.

Die Redaktion: Als Schauspieler dreht man an unterschiedlichen Orten dieser Welt. Und es geht in unterschiedliche Epochen. In welche Zeit würden Sie denn gerne mal reisen, wenn Sie es könnten?

Steve Windolf: Privat? Lebe ich sehr gerne im Hier und Jetzt. Beruflich? Habe ich keine Präferenz, außer, dass ich vielleicht die Zukunft spannender finde als die Vergangenheit. Es verlangt mehr Fantasie und Kreativität.

Die Redaktion: Als Schauspieler muss man immer viel Text lernen und jeder weiß, wer schon einmal ein Gedicht lernen musste, dass dies gar nicht so einfach ist. Wie lernen Sie die Texte?

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Steve Windolf: Oh Gott, ich brauche sehr lange und schaffe es auch nur mit einem Partner. Ich kann mir Körperliches gut merken, Emotionen, Situationen, aber blanker Text ist ein Horror für mich.

Die Redaktion: Man hat ja zwischen den einzelnen Einstellungen auch Freizeit, wie überbrückt man als Schauspieler diesen Leerlauf?

Steve Windolf: Szene nochmal mit dem Partner durchgehen oder mit dem Regisseur Ideen besprechen, Kostüm wechseln, eine Email lesen, eine Email schreiben, Witze machen mit den Kollegen, mit der Agentin (wichtigster Partner) telefonieren, Pipi machen, die nächste Szene schon mal vorbereiten, einen Kaffee trinken, ein neues Drehbuch lesen, ein normales Buch lesen, Backgammon spielen, mit der Frau telefonieren u.v.a.

Die Redaktion: Mit wem würden Sie gern einmal gemeinsam vor der Kamera stehen?

Steve Windolf: Ohhh, da gibt es viele. Das würde eine lange Liste werden. Aber ganz aktuell habe ich meine Liebe zu den österreichischen Kollegen entdeckt.

Die Redaktion: Gibt es eine Traumrolle, die Sie unbedingt einmal spielen wollen?

Steve Windolf: Jemanden zu porträtieren, eine Biografie zu spielen. Mir Sprache, Gesten und Körperhaltung abzuschauen und einzutrainieren, das fände ich spannend.

Die Redaktion: Der Beruf des Schauspielers ist etwas Besonderes, aber es ist auch ein harter Beruf, am Tage vor der Kamera und abends auf die Bühne im Theater zu stehen.

Wie schafft man dies? Treiben Sie Sport, um sich fit zu halten?

Steve Windolf: Ich empfinde meinen Beruf ehrlich gesagt als sehr entspannt, selbst wenn es stressig wird. In meiner Freizeit mache ich tatsächlich viel Sport, von Fitness über Wakeboarden bis Kiten.

Die Redaktion: Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Steve Windolf: Ja, aber selten. Ich war ein schlechter Verlierer. Deshalb hatten meine Eltern irgendwann keinen Nerv mehr, mit mir zu spielen.

Die Redaktion: Was macht das Spielen aus Ihrer Sicht aus?

Steve Windolf: Spaß und Fantasie und ich liebe die Geselligkeit dabei.

Die Redaktion: Sie wissen, Schauspielen und Spielen haben was gemeinsam, es funktioniert nach Regeln.

Was fasziniert Sie beim Spielen?

Steve Windolf: Da würde ich widersprechen. Schauspiel funktioniert nicht nach Regeln, jedenfalls nicht nach allgemeingültigen. Jeder Schauspieler hat seine eigenen. Beim Spielen spielen funktioniert das natürlich nicht, woran ich den neunjährigen Sohn meiner Frau ab und zu noch erinnern muss.

Was mich beim Spielen fasziniert, ist der Flow, in dem man beim Spielen, genauso wie beim Schauspielen kommen kann. Wenn man nicht mehr nachdenkt, sondern nur noch Spaß hat und sich hingibt.

Die Redaktion: Was spielt man denn bei Ihnen zu Hause aktuell?

Steve Windolf: Sehr viel. Von Brett- und Kartenspielen, über Lego spielen bis hin zu Videospielen.

Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen. Was würden Sie für Empfehlungen geben, dass man wieder zusammen spielt?

Steve Windolf: Schwieriges Thema. Aber vielleicht hilft es, sich in die eigene Kindheit zurück zu versetzen. Zu überlegen, wie man sich selbst einmal gewünscht hat, dass die Eltern mehr mit einem spielen würden oder es sogar ausgiebig getan haben. Dann versteht man vielleicht, das jetzt die Zeit gekommen ist, wo man es besser oder genauso gut machen kann.

Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?

Steve Windolf: Ich mag alle Arten von Kartenspielen; Poker, Skat, Uno, Wijokapre…

Die Redaktion: Verlieren Sie gerne?

Steve Windolf: Nein. Keiner tut das gerne! Aber ich hab gelernt, sehr gut damit umzugehen. Und genau darum geht’s.

Die Redaktion: Wie drücken Sie Freude beim Spielen aus?

Steve Windolf: Dadurch, dass ich noch eine Runde spielen will.

Die Redaktion: Mit wem würden Sie gern einmal am Spieltisch sitzen?

Steve Windolf: Mit meinen Eltern, um zu beweisen, dass man sehr wohl mit mir spielen kann.

Die Redaktion: Und wie sieht es bei Ihnen mit elektronischen Spielen aus?

Steve Windolf: Ich bin ein totaler Fan von Videospielen. Mich begeistern die Fantasie, die Geschichten, die Umsetzung der Spiele. Ein Wahnsinn, was dort mittlerweile möglich ist. Faszinierend.

Die Redaktion: Wenn Sie in die Rolle eines Spieleerfinders schlüpfen könnten, welches Spiel würden Sie denn gern einmal erfinden wollen?

Steve Windolf: Pfoaahhhhh, ich habe keine Ahnung…aber ich bin gespannt, was andere noch so erfinden werden.

Die Redaktion: Was steht denn als nächstes bei Ihnen an?

Steve Windolf: Ich spiele noch heute Abend ein schönes Spiel. Jetzt habe ich richtig Lust bekommen.

http://www.stevewindolf.de/

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.