Angesagt – Andreas Spies

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Sehr geehrter Herr Andreas Spies,
Sie sind Co-Autor von Take That, einem Kartenspiel, welches beim Nürnberger Spielkartenverlag verlegt wird.

Die Redaktion: Sie haben das Spiel gemeinsam mit Reinhard Staupe entwickelt. Wer von Ihnen beiden hatte die Idee zum Spiel?

Andreas Spies: Im September 2015 tüftelte ich an zwei Spielideen. Die eine Take ém All und die andere Twisted Numbers genannt. Bei der ersten Idee ging es darum, Karten auf die Hand zu bekommen, sollte man nach bestimmten Regeln nicht mehr anlegen können.

Eigentlich nichts Neues. Bei der zweiten Idee hatte ich Lust, etwas mit Zahlendrehern (englisch twisted numbers) zu machen. Ich stellte dann Reinhard diese beiden Entwürfe im Oktober 2015 vor, um zu hören, was er davon hielt.

Einige Tage später trafen wir uns erneut und spielten beide Entwürfe durch. Allerdings ohne befriedigendes Ergebnis und AHA-Effekt. So wurde es Anfang November und wir trafen uns erneut. Diesmal jedoch sollte es einen AHA-Effekt geben. Reinhard hatte die geniale Idee, beide Spielkonzepte zusammen zu legen. Diese Fusion führte dann zum heutigen Spiel TAKE THAT.

Die Redaktion: Um was geht es in Take That? Und hat das Spiel etwas mit der gleichnamigen Musikband zu tun?

Andreas Spies: Take That ist ein kleines, feines Ärgerspiel, dass nur den Namen mit der englischen Musikband aus den 90ern gemeinsam hat.

Bei Take That versuchen die Spieler möglichst wenig Minuspunkte zu kassieren, indem sie möglichst wenig Kröten schlucken. Die Grundregeln sind einfach zu merken. Ein Spielzug besteht darin 1. eine Karte regelgerecht an die vorderste Karte der ausliegende Reihe anzulegen oder 2. eine Karte zu „twisten“, d.h. eine Zahlendreher-Karte (43, 34) von einer beliebigen Position innerhalb der Reihe raus zu nehmen, was übrigens auch die einzige Möglichkeit bietet, Pluspunkte zu machen.

Danach zieht man wieder auf 8 Karten nach. Die 3. Möglichkeit besteht darin, die Kröte(n) zu schlucken und alle Karten aus der Reihe zu nehmen, falls man Punkt 1 oder 2 nicht ausführen kann.

Die Spieler kommen bei diesem Spielablauf schnell wieder an die Reihe, so das keine langen Wartezeiten entstehen. Dies macht Take That so simpel und elegant zugleich.

Die Redaktion: Wie lange arbeitet ein Spieleautor an einem Spieltitel? Und wie lange haben Sie für die Entwicklung von Take That benötigt? Wie lange hat es eigentlich gedauert, bis dieses Spiel veröffentlicht wurde?

Andreas Spies: Es kommt immer auf die Mechanismen und die Thematik des Spiels an. Bei Take That bin ich persönlich vom Mechanismus her an das Spiel herangegangen. Die super Illustration von Oliver Freudenreich passt hervorragend zu diesem Kartenspiel. Und der sehr gut gelungene Spruch auf dem Cover tut sein Übriges für ein abgerundetes Gesamtergebnis.

Bis zur Veröffentlichung des Spiels im Oktober 2016 zur Spiel in Essen hat es ein Jahr und einen Monat gedauert. Bis kurz vor Druckbeginn haben Reinhard und ich an der Spielanleitung gefeilt und das Spiel immer und immer wieder gespielt. In diesem Sinne auch nochmal herzlichen Dank an meine Familie, den Hellweger Spieletreff und allen anderen Brettspielenthusiasten.

Bild NSV

Die Redaktion: Sind Spiele für Kinder schwerer zu entwickeln als Spiele für Erwachsene?

Andreas Spies: Das kann ich noch nicht beurteilen, weil ich mich mit einem reinen Kinderspieltitel noch nicht beschäftigt habe. Aber wer weiß, vielleicht kommt da ja noch was?

Die Redaktion: Wie ist eigentlich der Alltag eines Spieleautors. Wird da nur gespielt, so nach dem Motto der „ganze Arbeitstag ist ein Spiel“? Sind Sie hauptberuflicher Spieleautor?

Andreas Spies: Es wird auf jeden Fall sehr viel gespielt, wenn es die Zeit erlaubt. Ich finde, dass es für einen Spieleautor essentiell ist, andere Anbieter und Spiele auf dem Markt zu kennen und letztere auch gespielt zu haben.

Natürlich schafft man nur einen Bruchteil davon zu spielen, was heutzutage auf den Markt kommt.

Aber man sucht sich interessante Titel heraus. Hierbei sind Spieletreffs, Messen, Spieletage, Spielezeitschriften und Internetbeiträge eine große Hilfe. Spieletreffs sind dabei sehr wichtig, um eigene Prototypen zu testen oder auch andere Spiele und Spieler kennen zu lernen. So kommen oft neue Ideen für weitere Projekte zusammen.

Um hauptberuflich Spieleautor zu sein, bedarf es langjähriger Erfahrung und natürlich so einiger Erfolge in Form von veröffentlichten Spielideen.

Ich arbeite die Vormittage an einer Grundschule im niedersächsischen Ahausen als pädagogischer Mitarbeiter. Die Nachmittage kümmere ich mich um meine 10-jährige Tochter und versuche nebenbei, ein paar Spielideen zu konkretisieren. Meist fällt diese Arbeit allerdings in die Abendstunden.

Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen empfehlen, wenn diese auch gern Spieleautor werden wollen?

Andreas Spies: Nun, ich bin selber noch jung in dem Sinne, dass ich Spiele entwickle, die später auch von Menschen gekauft werden können und die hoffentlich sehr viel Spaß damit haben werden. Generell rate ich jedem, seine Ideen vorzustellen.

Sollte es auch nicht gleich beim ersten Mal funktionieren, einfach weiter dran bleiben. Es haben nicht alle Leute den gleichen Geschmack.

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Die Redaktion: Wie sind Sie zum Spielen gekommen?

Andreas Spies: Ich spiele schon seit meiner Kindheit. Meine Mutter hat mich oft dazu ermuntert.
Später dann als Jugendlicher habe ich oft neben viel sportlichen Aktivitäten, wie Basketball, Fußball und Tennis, mit meinen Freunden Brett- und Kartenspiele gespielt. Das zog sich dann über das Studium bis heute hinweg durch.

Die Redaktion: An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?

Andreas Spies: Der Klassiker in der Familie „Die große Spielesammlung“ mit Mühle, Dame, Schach, Mikado usw. Spiele wie Risiko, Kniffel, History of the World, Skat und viele weitere Kartenspiele kamen hinzu. Bis 1995 Die Siedler von Catan Spiel des Jahres wurden. Von da an erlebte die Brettspielwelt einen Boom und wir wurden noch begeisterte Spieler als zuvor und fuhren in den Folgejahren das erste Mal auf die Spiele-Messe nach Essen.

Die Redaktion: In Deutschland wird schon immer sehr viel gespielt. Wie können Eltern dabei das richtige Spiel für ihre Kinder finden?

Andreas Spies: Viele Bibliotheken haben auch Brettspiele in ihrem Angebot. Dort können interessierte Eltern Spiele gegen eine kleine Jahresgebühr ausleihen. Auch Spieletreffs bieten einen guten Einstieg in die Welt des Brettspiels. Dort findet man zumeist aktuelle Titel und immer jemanden, der sich den „Neulingen“ annimmt.

Den urigen Brettspielladen um die Ecke bietet heute leider schon längst nicht mehr jede Stadt an. Viele solcher tollen Läden sind mittlerweile geschlossen. So auch in meinem Heimatstädtchen Rotenburg Wümme, dass mal zwei tolle Spielläden hatte und jetzt nur noch einen. Welche Faktoren im einzelnen dazu geführt haben, würde allerdings hier den Rahmen sprengen.

Zu guter Letzt lassen sich heutzutage wichtige Informationen aus dem Internet beziehen. Zahlreiche Spielblogs bieten umfangreiche Rezensionen und Videos rund um das Thema Gesellschaftsspiel an.

Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?

Andreas Spies: Spielerisch wünsche ich mir für die Zukunft, mehr Menschen zum Spielen zu bewegen. Es ist und bleibt für mich eines der schönsten Hobbys und ein sinnvoller Zeitvertreib. Mein zweites Spiel TEMBO, Suaheli für Elefant, das ebenfalls im Nürnberger Spielkarten Verlag zur Messe Nürnberg 2017 erscheinen wird, wurde soeben fertiggestellt und geht nun in den Druck.

Zur Zeit arbeite ich intensiver an einem Würfelspiel, das einen interessanten Verteilungsmechanismus besitzt.

Beruflich wünsche ich mir für die Zukunft, mehr meiner Ideen umsetzen zu können und diese zu veröffentlichen. Ein weiterer großer Wunsch, den ich habe, ist der, Spiele auch redaktionell in einem Verlag begleiten und bearbeiten zu dürfen.

Wilfried Just: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.

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Besprechung/ Testbericht

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Das Magazin wurde im Mai 2016 gestartet, trotzdem kommen wir selber auf fast 15 Jahre Spielerfahrungen zurückblicken.