Sehr geehrte Frau Stefanie Steinmayer,
Sie sind vom Beruf Künstlerin und in diesem Jahr gibt es einen ganz besonderen Kalender von Ihnen, der sich von vielen anderen abhebt.
Der Kalender „Jahreszeitenliebe 2016“ strahlt Lebensfreude aus und ist optisch etwas ganz besonderes. Ihre Werke erzählen von Wundergärten, von Sehnsüchten, von Träumen, Musik, Begegnung, Lebensreisen. Wie sind Sie auf die Idee gekommen, diesen Kalender zu entwickeln und was spiegelt sich von Ihnen selber in dem Kalender wider?
Stefanie Steinmayer: Der Kalender ist eigentlich eine kleine Werkschau aus meinem Atelier.
Viele Jahre arbeite ich beständig an meinen Themen, meinen Prägegraphiken. Es sind viele, viele Bilder entstanden in den letzten 20 Jahren.
Das Herz, ein zentrales, unerschöpfliches Thema. Vielleicht mein Wunsch, das Allgemeingültige zum Thema Herz herauszuarbeiten. Eine Art frohe leichte Idee: Kunst darf leicht aber nicht trivial sein. Das Papier und die Arbeit sind aufwendig, die Ausführung liebevoll….
Auch der Kalender hat diese Qualität, die das dreidimensionale Büttenpapier im Orginal besitzt.
Selbst bei den Puzzles scheint mir das gut gelungen. Der Wunsch nach Harmonie… Buntem, Lebensbejahendem….. ein besonderes Herz….das ist eine schöne Sache, eine, die man ohne Worte weltweit versteht, find ich!
Ich lebe mit meiner Familie in einer wunderbaren Region, am Bodensee.
Ich bin inspiriert durch meine Arbeitsumgebung, den See, die Berge… das Klima… Ein Atelier an einem Platz mit Bäumen, Brunnen, Cafés… einer offenen Tür… die Sonne scheint herein.
Ich werde von vielen Menschen besucht und meine Arbeit wird oft “ beobachtet“, ich erlebe viele positive Rückmeldungen und Lebensfreude in der Begegnung, im Gespräch mit Menschen von nah und fern. Ich habe Kontakt und Ausstausch mit z.B. Grundschulkindern.
Ich höre genau hin, was sie erzählen, wie sie spielen, ihre Träume und Ideen… Das setzte ich dann um.
Die Sehnsucht nach dem Kindlichen auch in der Kunst …. „Naive Kunst “ genannt… Das beflügelt mich. Ich spüre, dass die Menschen da Defizit haben. Das „Moderne“ ist oftmals so hart und kalt….da setzte ich mit meiner Arbeit vielleicht einen Kontrapunkt.
Die Redaktion: In diesem Jahr haben Sie auch das Buch „Luina- Seejungfrau erobert den Bodensee“ gestaltet. Um was geht es in dieser Geschichte?
Stefanie Steinmayer: Luina ist eine mutige, neugierige Seejungfrau. Sie entdeckt aus der Unterwasserwelt kommend die Welt am Bodensee. Sie besteht jedes Abenteuer und pflegt eine aufregende Freundschaft zu einem Menschenjungen.
Kulturgeschichte wird spielerisch vermittelt. Im Moment arbeite ich an einem „Bilderbuch“ zum Luinathema, das im März nächsten Jahres erscheint. Eine Art Wimmelbuch.
Mit der Autorin bin ich immer wieder auf Lesetheatertour, in Schulen, Museen und Buchhandlungen unterwegs.
Luina findet Einzug in den Unterricht und in Lehrpläne der Region.
Die Redaktion: Wie gehen Sie als Künstlerin an ein Projekt heran? Wie entstehen diese sehr unterschiedlichen Projekte?
Stefanie Steinmayer: Ich gehe gerne spontan an die Dinge heran, Bauchgefühl muss stimmen … und anfangen.
Die Redaktion: Sie verwenden für Ihre Werke die Relieftechnik. Was bedeutet diese Technik?
Stefanie Steinmayer: Ich arbeite mit handgeschöpftem Büttenpapier.
Ein Halbrelief aus Ton wird als Grundlage für jedes Bildmotiv angelegt. Darüber wird das nasse Büttenpapier geschöpft und unter hohem Druck geprägt. Die „Blindprägung“ wird dann bemalt, lackiert, oft auch vergoldet und versilbert.
Ich kann in kleine Auflagen gehen und das Motiv wieder individuell gestalten.
Die Redaktion: Ist Künstlerin Ihr Traumberuf? Und können Sie sich selber verwirklichen?
Stefanie Steinmayer: Natürlich liebe ich meinen Beruf und kann sehr frei und unkonventionell arbeiten.
Heute habe ich z.B. den schönen Herbsttag genutzt und habe meine Malarbeit ins Freie verlegt. Am Brunnen des Paradiesplatzes…
Die Redaktion: Woher nehmen Sie die vielfältigen Ideen? Wenn Sie unterwegs sind, haben Sie bestimmt immer einen Notizblock mit.
Stefanie Steinmayer: Ich nehme meine Ideen aus den alltäglichen kleinen Begebenheiten. Meine Familie, die 4 Kinder… die Oma, die Katzen, die Touristen auf der Insel Lindau… selber verreisen….
Ich liebe Musik und arbeite meistens mit Musik! Ich singe gerne, das ist eine Ideenquelle für mich. Das Singen… ganz wichtig!
Wenn ich unterwegs bin, habe ich keinen Notizblock mit! Ich muss da aufpassen… Ich male gerne immer und überall. Also wenn ich verreise, nehm ich bewusst nichts mit!
Ich mache gerne Fotos, die ich dann nicht speichern kann und wieder löschen muss…..
Die Redaktion: Was würden Sie jungen Menschen raten, die auch Künstler werden wollen?
Stefanie Steinmayer: Jungen Menschen, die Künstler werden wollen, rate ich immer gerne: Seid experimentierfreudig, spielerisch. Probiert aus! Traut euch.
Lasst euch nicht von Lehrern einschüchtern, die meinen, ihr seid nicht begabt. Noten in kreativen Fächern sind nichts wert und sagen wenig über Kreativität und dein Potential.
Sagt euren Eltern, dass man nicht immer alles wegräumen muss, wenn man Kunst macht. Das muss liegenbleiben dürfen. Kunst braucht Freiräume. Kunst ist wichtig!
Ein unaufgeräumtes Zimmer ist eine Installation! (das sage ich tatsächlich Eltern, deren Kinder „das Hirngespinst haben und Künstler werden wollen“)
Die Redaktion: Spielen macht ja auch bekanntlich neugierig und ist wichtig für jedes Kind. Haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
An was können Sie sich dabei erinnern? Was war Ihnen aus heutiger Sicht dabei wichtig? Und was haben Sie als Kind mit Ihren Eltern gespielt?
Stefanie Steinmayer: Ich habe mit meinen Eltern, Großeltern, Geschwistern gespielt. Klassische Brettspiele, Kartenspiele, Würfelspiele, Canasta mit den Omas.
Monopoly und Schiffe versenken, Deutschlandreise mit den Brüdern. Viel Streit, Tränen… Jungs können oftmals sooo schlecht verlieren, meine Erfahrung!
Meine Eltern haben 30 Jahre Backgammon gespielt.Täglich. Eine Freude! Von meiner Mutter diverse traditionelle Patiencen gelernt… Puzzle ohne Ende. 3000 Teile. Wir hatten ein extra Puzzlezimmer! Alle Familienmitglieder waren dabei: Eltern, 3 Kinder, 2 Omas, die Freundinnen der Omas.
So machen wir es jetzt auch hier in der Familie. Es liegt immer ein angebrochenes Puzzle rum… im Moment mein eigenes… ich find es schrecklich schwer! Obwohl nur 1000 Teile…
Vor dem Essen muss jeder schnell noch ein Teil finden… sonst gibt es nichts!
Die Redaktion: Sie haben vier Kinder, was spielen Sie gemeinsam mit ihnen? Was macht das Spielen mit Ihren Kindern aus Ihrer Sicht aus?
Stefanie Steinmayer: Wir haben viel gespielt mit den 4 Kindern. Die großen sind aus dem Haus und erzählen, dass sie in der WG jetzt auch spielen! Jetzt bin ich mit dem 8-jährigem gerade im Kniffelfieber. MENSCH ÄRGERE DICH NICHT… Letramix… Mühle… die Klassiker.
Die Redaktion: Und da man ja nicht nur mit Kindern spielt, stellt sich die Frage, was Sie mit Ihren Freunden spielen?
Stefanie Steinmayer: Unser allerliebstes Familienspiel ist ein Kartenspiel: Expresso, das aber so nicht mehr heißt heute…? Die Karten sind 15 Jahre alt und haben einen dermaßenen Griff… genial!
Die Redaktion: Was fasziniert Sie beim Spielen?
Stefanie Steinmayer: Teambildung, Leichtigkeit, Kreativität, Glück und Pech… das Leben halt… Spielen ist toll!
Die Redaktion: Was ist eigentlich Ihr Lieblingsspiel?
Stefanie Steinmayer: Mit unseren Freunden spielen wir Tac. Unser Lieblingsspiel.
Die Redaktion: Heutzutage leiden alle unter Stress und Zeitnot. Dadurch haben oder besser gesagt, nehmen sich Eltern keine Zeit, mit ihren Kindern zu spielen.
Was würden Sie Eltern raten, wie wichtig es wäre, mit ihren Kindern zu spielen?
Stefanie Steinmayer: Spielen ist einfach gut. Familienverbindend! Unbedingt wichtig, nicht zu ersetzen! Man kann lachen und ein wenig streiten und sich versöhnen und jedes Familienmitglied in seiner ganzen emotionalen Palette noch besser kennenlernen.
Das würde ich unbedingt allen Eltern empfehlen… Spielen ist wertvolle Zeit verbringen! Wie kann man besser das ein mal eins lernen… als mit einer Runde Kniffel?! Spielen ist oft sinnvoller als zusätzliches „Üben“ für die Schule.
Die Redaktion: Könnten Sie sich vorstellen, auch einmal ein Spiel zu gestalten?
Stefanie Steinmayer: Beim Verlag steht auch ein Luinaspiel auf der Wunschliste. Die phantastische Unterwasserwelt der Luina und des Bodensees trifft auf die Überwasserwelt…den Zeppelin, die Insel Mainau….der Rheinfall in Schaffhausen….
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
Stefanie Steinmayer: Mal sehen, was da entstehen wird.
Die Redaktion: Wir bedanken uns recht herzlich, dass Sie sich die Zeit genommen haben.
Zur Person
Stefanie Steinmayer wurde 1966 in Augsburg geboren. Nach Lehrjahren am Theater Augsburg beim Bühnenbild zog sie der großen Liebe wegen an den schönen Bodensee.
Mit dieser, vier Kindern, einer Oma und zwei Katzen lebt die freiberufliche Künstlerin in Lindau. Auf der Insel eröffnete sie Ende der 90er Jahre ihre Galerie am hübschen Paradiesplatz. Dort gibt es seit vielen Jahren eine Dauerausstellung in ihrem Arbeitsatelier.