Interview mit Tobi Hebbelmann alias PAPA MÜSLI
Die Redaktion: Jemand, der sich PAPA MÜSLI nennt, den kann man ganz schwer Siezen. Ist das so gewollt?
PAPA MÜSLI: Ja, ich bin gar kein Sie-Mensch, ich duze jeden und werde von jedem geduzt und möchte das auch so haben. Das liegt wohl auch daran, dass in der Musikszene offensiv geduzt wird. – PAPA MÜSLI ist eine Kunstfigur, die ganz viel Vertrautes mitbringt. Papa kennt jeder, Müsli kennt jeder, das hat gleich was Familiäres. Da passt kein ‚Sie‘.
Die Redaktion: Du schreibst über dich, dass du Musiker, Pädagoge und Bühnenmensch bist. Was versteht man unter einem Bühnenmensch und was musstest du lernen und studieren, um Musiker und Pädagoge zu werden? Welche Instrumente spielst du?
PAPA MÜSLI: Ich habe an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln auf Lehramt Gymnasium studiert, Hauptfach Klavier, erst klassisch, dann Liedbegleitung und Improvisation. Da habe improvisieren gelernt, was mir noch heute zugutekommt. Ich habe schon damals in vielen Bands gespielt und einige Chöre geleitet.
Als ich dann vor der Entscheidung stand, ins Referendariat zu gehen, hatte ich viel zu viel zu tun. Also entschied ich mich dagegen. Seit 2014 arbeite ich freischaffend. Ich habe mir nie große Gedanken über die Zukunft gemacht. Ich lebe ganz im Hier und Jetzt, aber für meine Frau ist Altersvorsorge ein wichtiges Thema. Wir ergänzen uns da gut.
Ich habe meine Entscheidung auch nicht bereut. Ich bin viel zu sehr Entertainer, das meine ich mit Bühnenmensch. Ich gehöre auf eine Bühne. Ob aus der Bühne irgendwann mal ein Klassenzimmer wird? Ich weiß es nicht.
Mein Hauptinstrument ist das Klavier, ich spiele aber auch eine solide Lagerfeuer-Gitarre und singe. Manchmal haue ich aufs Schlagzeug oder nehme einen Bass in die Hand, zu Weihnachten habe ich letztes Jahr einen Dudelsack bekommen, mal sehen was daraus wird.
Die Redaktion: Hast du – bevor du Kinder hattest – schon den Wunsch, Musik für Kinder zu machen?
PAPA MÜSLI: Nee, der kam mit der Geburt meines ersten Sohnes. Da wusste ich, dass ich es cool finden würde, für meine Kinder etwas zu schreiben.
Die Redaktion: Dein erstes Album heißt PAPA MÜSLI und du nennst dich auch so. Das erste Lied des Albums heißt ebenfalls „Papa Müsli“ in dem du die nächtlichen Hungerattacken deines Sohnes verarbeitest. Das Lied wählt bewusst schräge Klänge. Wie lange hast du gebraucht, dich deinem Schicksal zu ergeben und nach wie vielen Nächten ist ein Lied daraus geworden?
PAPA MÜSLI: Ich bin dieser Situation weitestgehend mit Humor begegnet. Ich habe damals meinen Kumpels davon erzählt, wenn Jakob mich wieder nachts mit „Papa, Müsli!“ geweckt hat.
Das wurde bald zwischen uns zu einem geflügelten Wort und mein Freund Yannick (Richter, der auf diesem Album alle elektrischen und akustischen Gitarren spielt) hat mich dann darauf gebracht, dass ich mit „Papa Müsli“ schon einen coolen Künstlernamen hätte. Ich wusste dann auch schon bald, dass daraus ein Lied entstehen würde.
Die Redaktion: Singt bei PAPA MÜSLI dein Sohn mit?
PAPA MÜSLI: Nein, mein Sohn hat viele „Nös“ zu „Mein Lieblingswort ist Nö“, beigesteuert. Luca Figallo, auch ein Musikerkind, singt „Papa Müsli“ und „Die Kinder von der Eulenschule“, – das Lied hat Eddi Hüneke (bekannt von den Wise Guys) zu diesem Album beigesteuert.
Die Redaktion: In dem Lied PAPA MÜSLI, heißt es „und dann lachen wir zu zweit die ganze Nacht“ – Jetzt mal ehrlich, habt ihr das wirklich getan?
PAPA MÜSLI: Manchmal war Jakob nach dem Müsli einfach richtig wach und dann musste noch gespielt werden. Und manchmal haben wir dabei auch gelacht, vielleicht nicht die ganze Nacht.
Die Redaktion: Wie lange ging das mit dem nächtlichen Müsliessen?
PAPA MÜSLI: Das war in der Zeit als Jakob eineinhalb bis zwei Jahre alt war, also eine Phase von einem halben Jahr. Er kam nicht jede, aber fast jede Nacht.
Die Redaktion: Was muss in ein gutes Müsli rein, deiner Meinung nach? Harmoniert dein Müsli-Rezept mit den Wünschen deiner Söhne?
PAPA MÜSLI: Oh, ja, das tut es. Wir sind so das „Team gesund“ und mögen Birchermüsli, so Basismüsli, gerne auch mit Knusper und verfeinert mit Äpfeln, Birnen und Rosinen. Das Lied „Mein Lieblingswort in Nö“ hat einen tollen Groove und macht gute Laune! Es kommt so tiefenentspannt daher…
Die Redaktion: Fährst du im echten Leben nicht mal aus der Haut, bei den vielen Nös?
PAPA MÜSLI: Nö, ich bin der entspannteste Mensch der Welt, mich bringt eigentlich nichts aus der Fassung. Da bin ich auch sehr dankbar, dass das so ist.
Die Redaktion: Die ersten beiden Lieder auf dem Album verkehren eine eigentlich nervige Situation in etwas Positives. Ist das dein Motto, dass man aus scheinbar quälenden Momenten viel Gutes gewinnen kann?
PAPA MÜSLI: Was ich immer versuche zu vermitteln ist, dass man am besten erst mal offen in alle Situationen reingehen sollte. Ich sage lieber zu allem ja. Man kann sich mit mir auch nicht streiten.
Es ist doch vollkommen überflüssig, sich über eine Situation aufzuregen, an der man nichts ändern kann. Ich staune immer über Leute, die im Stau durchdrehen. Und wenn ein Junge nachts Hunger hat – dann ist das eben so. Egal wie nervig etwas ist, irgendetwas kann man aus der Situation ziehen.
Die Redaktion: Auf PAPA MÜSLI sind diverse Musikstile zu hören, Funk/ Soul, Hip Hop, Elektro-Swing, Pop- Ballade und Pop-Rock. Was hörst du persönlich am liebsten?
PAPA MÜSLI: Ich bin da breit aufgestellt, souliger Pop, aber auch mal deftiger Rock. Zuhause aber eher ersteres.
Die Redaktion: Welche Musik hörst du mit deinen Kindern?
PAPA MÜSLI: Ich bin mit Rolf Zuckowski aufgewachsen und seine Weihnachtslieder höre ich auch mit meinen Kindern und meine Kinder wahrscheinlich mit ihren Kindern. Das möchte ich mit PAPA MÜSLI auch erreichen.
Die Redaktion: Bei vielen deiner Lieder erahnt man die Inspirationsquelle, aber wie ist „Fiete der Fuchs“ zu dir gekommen?
PAPA MÜSLI: Mein jüngerer Sohn geht in die Großtagespflege „Fuchsbau“ und da gibt es ein Kuscheltier „Fiete Fuchs“ und irgendwie fand ich, dass der ein Lied bekommen sollte. Daraus ist dann der Fuchsbau-Song entstand, in dem Fiete uns alle seine Freunde vorstellt.
Die Redaktion: In „Känguruh dich doch mal aus“ forderst du Kinder zum Hüpfen und Ausruhen auf. Du hast zwei gegensätzliche Sachen in einem Lied, Tier und Wortspiel vereint. Willst du durch die Blume bzw. das Känguru sagen, dass es wichtig ist, die richtige Balance zwischen Ruhe und Bewegung zu finden?
PAPA MÜSLI: Ja, das ist ein Aspekt, der eine Rolle spielt, aber die eigentliche Idee dahinter war, dass wir Erwachsenen oft nicht richtig liegen mit unserem Empfinden, wann Kinder müde sind und Ruhe brauchen.
Mir ist es häufiger passiert, dass ich dachte, der Kleine hat sich so ausgepowert, ich muss mich wohl am besten mal mit ihm hinlegen, aber dann hopst der auf mir rum und tobt durchs Bett und will kein bisschen Ruhe. Dann soll er doch machen, dann „kängeruht“ er sich halt aus.
Die Redaktion: Die Balance zwischen Bewegung und Ruhe findet sich auch auf deinem Album wieder. Ungefähr die Hälfte der Lieder sind zum Toben, Tanzen, Singen und Springen, die andere Hälfte zum Runterkommen und Träumen. Sind Tag und Nacht im Leben von Kindern gleichberechtigt?
PAPA MÜSLI: Ja doch, total, es ist wichtig, sich auch die Ruhemomente zu gönnen und auch für das Album die richtige Balance zu finden. Mir gefällt die Mischung, ich wollte eine warme CD machen, auf der es nicht nur auf die Mütze gibt. Ich finde Balladen schön und begleite sie auch gerne. „Manchmal kann ich nachts nicht schlafen“ ist zwar ein Lied für die Nacht, aber geschlafen wird da nicht.
Meinem jüngeren Sohn ist es mal so ergangen. Er konnte einfach nicht einschlafen. Da ist mir die Idee zu dem Lied gekommen und das musste ich direkt ins Handy einsingen,… (lacht) da konnte er noch weniger schlafen.
Die Redaktion: Wir sind ein Familienspielmagazin und versuchen Erwachsene dazu zu bewegen, mit ihren Kindern zu spielen, weil dies für die kindliche Entwicklung wichtig ist. Was wurde bei Ihnen zu Hause gespielt?
PAPA MÜSLI: Da gab es vieles, das ich erinnere.
Wir haben viel gebaut, bei schlechtem Wetter drinnen aus Legosteinen, bei gutem Wetter draußen aus Holz. Manchmal auch umgekehrt. Da meine Oma der Dreh- und Angelpunkt unserer Großfamilie war, haben wir auf Familienfesten auch immer generationenübergreifend gespielt. Zwei Klassiker sind uns bis heute geblieben: Rummikub und Scrabble. Skat und Doppelkopf wurde auch häufig gespielt, das habe ich aber nie verstanden.
Die Redaktion: Was war Ihnen dabei wichtig, wenn Sie mit Ihren Eltern oder Geschwistern gespielt haben?
PAPA MÜSLI: Dass es genügend Zeit gab. Wenn man erstmal in eine Fantasiewelt abgetaucht war oder gerade ein Spiel aufgebaut hatte, gab es nichts schlimmeres als den Satz: Kommt ihr bitte? Wir müssen jetzt los!
Die Redaktion: Wenn Sie die Möglichkeit hätten, Persönlichkeiten aus der jetzigen Zeit oder aus der Geschichte zu einem Spiel einzuladen, wer dürfte an Ihrem Tisch Platz nehmen?
PAPA MÜSLI: Puh, schwere Frage. Armin und Christoph von der Sendung mit der Maus sollten auf jeden Fall dabei sein, das stelle ich mir lustig vor.
Die Redaktion: Welches Spiel spielen Sie am liebsten? Und was spielen Sie heute mit Ihren Freunden?
PAPA MÜSLI: Dobble, UNO, Qwirkle und Cromino gehören sicher zu meinen Lieblingsspielen. Manchmal wird aber auch gepokert (das sind dann aber eher die Jungsabende).
Die Redaktion: Was schätzen Sie am gemeinsamen Spiel?
PAPA MÜSLI: Einerseits die gemeinsame Zeit, die man verbringt. Andererseits finde ich es wahnsinnig komisch und spannend zugleich wie unterschiedlich Menschen mit Sieg und Niederlage umgehen. Es sind schon so manche Spieleabende eskaliert …
Die Redaktion: Was würden Sie heute Ihrem jüngeren Selbst empfehlen?
PAPA MÜSLI: Sich Zeit zu nehmen, nicht oberflächlich zu sein und zu allem erstmal Ja zu sagen, anstatt es skeptisch zu hinterfragen.
Die Redaktion: Was planen Sie für die Zukunft?
PAPA MÜSLI: Mit meinen Kindern mehr spannende Dinge zu erleben. Während der Lockdowns in den letzten Jahren haben wir häufig kleine Ausflüge gemacht an Orte, die oftmals gar nicht weit weg oder besonders spannend waren, aber die wir eben noch nicht kannten und an denen man gemeinsam etwas neues erleben konnte. Das wollen wir auch in Zukunft viel öfter machen.
Info zur CD
PAPA MÜSLI ist Tobi Hebbelmann: Pianist, Pädagoge, Bühnenmensch und zweifacher Vater aus Köln. PAPA MÜSLI heißt auch sein Debüt-Album mit dem er als Kinderkünstler am 06.05.22 Premiere feierte.
Er erzählt mit Augenzwinkern, Wortwitz und einem mitreißenden Groove Geschichten in denen sich Kinder und Eltern gleichermaßen angesprochen fühlen. Seine Themen sind nächtlicher Hunger wie in „Papa Müsli“, Widerworte wie in „Mein Lieblingswort ist Nö“ oder Schlafprobleme wie in „Manchmal kann ich nachts nicht schlafen“.
Virtuos verarbeitet PAPA MÜSLI diverse Musikstile wie Funk und Soul, Hip-Hop, Elektro- Swing, Pop-Ballade und Pop-Rock. Wie der Untertitel der CD verspricht, handelt es sich um elf Lieder für den Tag und die Nacht.
Eine angenehme, erfrischende Mischung aus modernen Liedern zum Toben, Tanzen, Singen und Springen, wie auch zum Ruhen, Kuscheln und Träumen.